Wer immer davon ausgeht bzw. ausgegangen ist, dass es in der Amtszeit von Signore Draghi eine geldpolitische Wende geben könnte, der fällt bzw. fiel einem Trugschluss anheim.
So ist auch die heutige EZB-Entscheidung, dass die Anleihekäufe bald halbiert werden, einfach nur Makulatur, ein Kurswechsel, der den Namen verdienen würde, sieht da anders aus.
Desweiteren kann die EZB jederzeit, wenn sie es für notwendig befindet, die Anleihenkäufe in Bezug auf Dauer und Umfang weiterführen bzw. auszuweiten. Die im nächsten Jahr fällig werdenden Rückzahlungen von Anleihen im EZB-Portfolio werden von der Zentralbank wieder reinvestiert. Da sie die Beträge nicht in die Obergrenze von 30 Mrd. € pro Monat einbezieht, wird sie de facto mit einem höheren Betrag weiterhin an den europäischen Kapitalmärkten auf Shopping-Tour gehen.
Auch will sich die EZB weiterhin alle Optionen offenlassen für den Fall, dass sich die Konjunktur oder das Börsenumfeld verschlechtert.
Draghi sprach während der Presskonferenz nach der Sitzung des EZB-Rats mehrfach davon, dass das QE-Programm flexibel sei und der Zentralbank eine grosse Handlungsfreiheit einräume. Die Handlungsfreiheit war bislang ja dermaßen groß, dass zuletzt die Bilanzsumme der EZB mit 4,36 Billionen Euro schon bei horrenden 40 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der Euro-Zone lag und europäische High Yield-Anleihen (Ramsch-Anleihen) Dank der EZB-Politik mittlerweile weit unterhalb der Renditen für 10jährige US-Staatsanleihen rentieren.
Aber so lässt sich heute wie bereits schon in Japan nach der Wiederwahl von Premier Shinzo Abe konstatieren: Die Fortsetzung der lockeren Geldpolitik bedeuten wohl sicherlich auch weiterhin höhere Aktienkurse und entsprechend schwächere Währungen.
Ob US-Präsident Donald Trump in dieser Gemengelage einen geldpolitischen Falken zum Nachfolger von Fed-Chefin Janet Yellen ernennen könnte, das dürfte die kommende Gretchenfrage sein. Allerdings wird möglicherweise nicht nur Frau Yellen ausscheiden, sondern noch weitere vier stimmberechtigte Fed-Mitglieder müssen in den kommenden zwölf Monaten ersetzt werden. Noch nie hatte ein US-Präsident die Möglichkeit, die Fed dermaßen neu zu gestalten.
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