Ein Gewinn von 0,94 € je Aktie. Damit ist die 2022er Dividende allein durch Q2 schon fast im Sack... Zum Vergleich: Ich hatte am 16. Mai in #521 nur 0,60 € je Aktie prognostiziert - aber damit komme ich zurecht :) Die überragenden Zahlen hinsichtlich Umsatz und Gewinn waren im Wesentlichen ja bekannt, dazu muss man wohl nicht mehr viel sagen. Daher nur die Antworten auf meine zuvor in den Raum gestellten Fragen:
1. Wie hat sich der Cashflow entwickelt?
Free Cashflow in Q2 immer noch negativ, aber deutlich weniger stark als im Vorjahresquartal (-13,4 Mio. € statt -55,4 Mio. € in Q2/22). Das spricht aus meiner Sicht dafür, dass der NWC-Aufbau sich dem Höhepunkt nähert bzw. dort angekommen ist. Die Cash-Flow-Situation würde sich damit in den nächsten Quartalen wieder/weiter verbessern.
2. Wurden die exorbitant anmutenden Gewinne teilweise durch Verkäufe von Anlagevermögen erwirtschaftet?
In Q1/23 ja (wie bereits bekannt). In Q2/23 nicht, und dass alles operativ erwirtschaftet wurde, ist eine sehr erfreuliche Nachricht. Ich hatte darüber ja im Zusammenhang mit der Kooperation mit John Deere spekuliert - zu dieser könnte in nächster Zeit noch einmal eine Mitteilung kommen, es wäre hier höchste Zeit, den Aktionären konkrete Informationen zu geben.
3. Wie schätzt der Vorstand den weiteren Jahresverlauf, insbesondere hinsichtlich der zuletzt starken Margen, ein?
Ein Teil der Antwort ist in der Prognoseerhöhung ja enthalten. Der andere Teil: "Dennoch bleiben wir für die zweite Jahreshälfte unverändert vorsichtig, um auf eine mögliche konjunkturelle Abkühlung jederzeit reagieren zu können.“ Mit anderen Worten: Die Prognose ist auch nach der Erhöhung noch eher vorsichtig, aber nicht ohne Grund. Klingt aus meiner Sicht für die Verhältnisse von Wacker Neuson ziemlich zuversichtlich.
4. Wie entwickelt sich die Auftragslage und bis wie weit in 2024 sind die Bücher schon gefüllt?
"Die Wacker Neuson Group ist im ersten Halbjahr in allen Berichtsregionen mit einem robusten Auftragseingang ins Jahr gestartet, der sich zum Ende des Berichtszeitraums hin abschwächte. Der Auftragsbestand liegt weiterhin auf hohem Niveau."
--> Den Auftragseingang sollte man im Auge behalten. Für Q3 rechne ich aber noch nicht mit spürbaren Effekten, das Quartal sollte also noch stark werden (ich erwarte jetzt mindestens ca. 0,75 € Gewinn je Aktie). Da schon in der letzten Prognose von einem Auftragsbestand bis ins nächstes Jahr die Rede war, rechne ich damit, dass auch Q4 noch gut wird. Für danach ist es Stand jetzt schwer abzusehen.
Fazit: Ich bin weiterhin vorsichtig optimistisch bezüglich der Geschäftsentwicklung und gehe jetzt von mindestens 3,15 € Jahresgewinn je Aktie aus. Fundamental ist das Unternehmen aus meiner Sicht deutlich unterbewertet. Dass die Aktie heute nach kurzem Anstieg so gnadenlos abgestraft wurde, liegt wohl einerseits am Gesamtmarkt, andererseits an "sell on good news". Mittelfristig gehe ich von einer langsamen, aber kontinuierlichen Steigerung aus.
Bis demnächst und wie immer nur meine Meinung.
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