;-) Groß-Razzia gegen Aktienpusher von Notker BlechnerOrganisierten Anlagenbetrügern geht es an den Kragen: Die Staatsanwaltschaft München hat in einer spektakulären Aktion Büros und Wohnungen von Dutzenden mutmaßlichen Aktienpushern durchsucht. Es gab mehrere Festnahmen. Der deutschen Justiz ist offenbar der größte Schlag gegen mutmaßliche Anlagebetrüger gelungen. Die Staatsanwaltschaft München und die Finanzaufsicht BaFin haben gemeinsam eine groß angelegte Razzia in 48 Büro- und Privaträumen in Deutschland und Österreich von insgesamt 31 verdächtigen Personen durchgeführt. Das bestätigte Barbara Stockinger, Sprecherin der Staatsanwaltschaft München, gegenüber boerse.ARD.de am Freitag.
Drei Hauptverdächtige sitzen in Untersuchungshaft. Über ihre Identität und die der anderen Verdächtigen machte Oberstaatsanwältin Stockinger keine Angaben. Nach Angaben aus Finanzkreisen soll es sich bei den Verdächtigen vor allem um Mitarbeiter so genannter Börsenbriefe handeln, die Anlegern unter anderem Ratschläge zu Aktien gaben.
Glossar Penny Stocks / Penny Shares Pennystock-Betrüger im Visier Es gehe um den Verdacht auf Marktmanipulation und Insiderhandel mit Aktien von insgesamt 20 verschiedenen Unternehmen, erklärte Stockinger. Die Ermittlungen richten sich hauptsächlich um den organisierten Betrug mit Pennystocks. Die Verdächtigen sollen Aktien von meist wertlosen Firmen gekauft und durch gezielt positive Nachrichten nach oben über Börsenbriefe oder Onlineforen hochgetrieben haben. Dann verkauften sie die Papiere wieder, bevor diese abstürzten und meist zu Pennystocks gerieten.
Laut der "Financial Times Deutschland" stehen hauptsächlich Pennystocks aus Nordamerika im Visier. Für Kleinstbeträge hätten dort Anlagebetrüger wertlose Firmenmäntel aufgekauft, um sie im deutschsprachigen Raum hochzupushen. Die Aktien wurden umbenannt und in den unregulierten Freihandel der Frankfurter Börse gebracht. Mit einer fingierten Internet-Homepage der Firma, windiger Börsenbriefe und Einträgen in Börsenbriefe wurde der Kurs in die Höhe getrieben, bis die Betrüger Kasse machten.
Durchsuchungen der SdK wegen Wirecard? Teilweise gehe es bei den Ermittlungen aber auch um "seriöse Aktien", bei denen durch gezielte negative Nachrichten Kursverluste entstanden, um daraus Geschäfte zu machen, erklärte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München. Um welche Papiere es sich handelt, wollte Stockinger nicht sagen.
Es deutet jedoch einiges darauf hin, dass unter anderem im Zusammenhang mit der Affäre um das TecDax-Unternehmen Wirecard ermittelt wird. So wurden auch die Geschäftsräume der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) in München durchsucht. Das bestätigten SdK-Sprecher Lars Labryga und SdK-Vorstandsvorsitzender Klaus Schneider. Sie stritten jedoch ab, dass gegen Organe des Vereins ermittelt werde. Die Vorwürfe richteten sich nicht gegen die SdK, sondern weiterhin gegen einen früheren stellvertretenden SdK-Vorsitzenden, sagte Labryga.
Im Zusammenhang mit der Wirecard-Affäre geht es um den Vorwurf möglicher Marktmanipulation und Insiderhandel. Im Sommer 2008 war die Aktie des TecDax-Unternehmens eingebrochen, nachdem die Aktionärsschützer der Firma Bilanzmanipulation vorgeworfen hatten. Später stellte sich heraus, dass sich der SdK-Vorstand Markus Straub und verschiedene andere Personen privat auf fallende Kurse von Wirecard gesetzt hatten. Ob Straub zu den drei Festgenommenen zählt, wollte weder die SdK noch die Staatsanwaltschaft München kommentieren.
Lange vorbereitete Aktion Nach Angaben der BaFin gingen der Razzia zweijährige Ermittlungen voraus. Die Ermittlungen gegen die mutmaßlichen Anlagebetrüger dürften noch einige Zeit andauern. Zunächst müsse das umfangreiche Material aus den Durchsuchungen ausgewertet werden, sagte Oberstaatsanwältin Stockinger
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