Der Chiphersteller Intel bereitete seinen Aktionären in der Vergangenheit nur wenig Freude. Der Aufbau von überbordenden Lagerbeständen im ersten Halbjahr 2004, die verzögerte Markteinführung neuer Chips sowie eine Produktstrategie, die sich als technologische Einbahnstraße erwies, hatten enttäuschende Ertragszahlen zur Folge. Diese führten alleine zwischen Juni und September 2004 zu einem 30-prozentigen Kurseinbruch.
Am vergangenen Freitag hingegen strahlte der Marktführer bei Computerprozessoren sehr positive Signale für Technologieanleger aus. Zwar konnte Intel kurzfristig die NASDAQ nicht mitreißen. Doch der Chipriese ist stets ein Gradmesser für den Zustand der Computerindustrie und der positive Ausblick des Unternehmens führte daher am heutigen Montag zu positiveren Einschätzungen. Anzeige
Im ersten Quartal werden sich die Bruttomargen aufgrund niedriger als erwartet ausgefallener Kosten für die Einführung neuer Produktionsmethoden sowie gesunkener Kosten bei der Chipherstellung deutlich verbessern. Intel rechnet mit einer Bruttomarge von 57 Prozent, die bisherigen Prognosen des Unternehmens lagen bei 55 Prozent, im vierten Quartal 2004 wurden 56 Prozent erreicht.
Intel detaillierte zudem den Umsatzkorridor, man werden nun zwischen 9,2 und 9,4 Mrd. USD im ersten Quartal erlösen, nachdem die bisher veröffentlichte Spanne bei 8,8 bis 9,4 Mrd. USD lag. Die Prognosen von Intel und der Konsens der Analysten-Community (9,1 bis 9,3 Mrd. USD) lagen daher dicht beieinander. Intel verzeichnete neben den Verbesserungen auf der Kostenseite vor allem gute Nachfrage von Geschäftskunden für Ersatzinvestitionen sowie einen Trend hin zu höherwertigeren und damit teureren Chips.
Die Reaktionen auf das Mid-quarter Update fallen heute insgesamt sehr positiv aus, denn die verbesserte Marge wird als eine Art Turnaround des Konzerns und als Kaufsignal erachtet. In den kommenden Quartalen dürfte Intel die Profitabilität nochmals deutlich steigern. Zahlreiche Investmentbanken sprechen daher heute verbesserte Handlungsempfehlungen aus oder erhöhen zumindest ihre Kursziele für die Aktie.
Die Analysten von Needham & Co beispielsweise bleiben bei ihrem Rating "strong buy" und nahmen das das Kursziel von 27 auf 29 USD hoch. Credit Suisse First Boston blieb bei "underperform" und nannte als neues Ziel jedoch 23 statt 22. Die Analysten der Deutsche Securities wiederholten ihr "hold"-Rating und gaben als neue Marke 27 statt bisher 24 USD aus.
Auch wenn Intel am Freitag nur mit einem Kursplus von einem Cent aus dem Rennen ging, so scheinen sich doch die Rahmendaten für die Aktie deutlich verbessert zu haben. Denn trotz dass der Halbleiterhersteller im vergangenen Jahr sicherlich einiges Porzellan zerschlagen sprich für Frust seitens der Anleger gesorgt hat, so steht doch die öffentliche Wahrnehmung in keiner Relation zur sehr guten Gewinnsituation.
Immerhin stieg der Gewinn von Intel 2004 um 33 Prozent auf 7,5 Mrd. USD, der Umsatz verbesserte sich 14 Prozent auf 34,2 Mrd. USD. Alle Befürchtungen, dass Intel sich durch einen ruinösen Preiskampf Marktanteile vom Dauerrivalen AMD zurückholen könnte, haben sich offensichtlich als unbegründet erwiesen. Die wirklich margenträchtigen Geschäfte wie etwa der Bereich Notebook-Prozessoren sind für Intel eine Bastion innerhalb derer sich prächtige Gewinne erzielen lassen.
Intels Chief Financial Officer Andy Bryant dürfte angesichts solcher Werte allen Grund zur Freude haben, denn der Konzern blickt in eine mittelfristig positive Zukunft. Doch der Finanzchef hüllt sich in Understatement: „Die Zahlen im ersten Quartal liegen zwei bis vier Prozent über dem vierten Quartal 2004 sowie 14 bis 16 Prozent über dem Vorjahreswert. Wir bewegen uns im Rahmen unserer Prognosen, vielleicht etwas darüber“, so Bryant.
MfG bauwi
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