.........den führenden Tantalproduzenten zum Produktionsstopp?
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Der weltweit führende Produzent von Tantal, Talison Minerals, hat gestern mitgeteilt, dass die Produktion auf der weltgrößten Tantalmine Wodgina in West-Australien ab Anfang Dezember 2008 eingestellt wird.
Von der Maßnahme sind direkt 200 Arbeitsplätze betroffen. Im Verlauf von 2008 hat Talison rund 30 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Tantal bedient. Das High-Tech-Metall Tantal findet in erster Linie Verwendung in der Elektronikindustrie und wandert in Form von Kondensatoren in elektronische Geräte wie Mobiltelefonen, Kameras, Spielkonsolen etc.
Das Management von Talison begründete die Schließung der Mine mit dem Hinweis auf die globale Rezession, die zu einem Einbruch bei der Nachfrage nach elektronischen Geräten geführt habe. Der wichtigere Grund liege allerdings darin, dass die verarbeitende Industrie aus Gründen der Kostenersparnis zunehmend auf Bezugsquellen aus Afrika, insbesondere dem Kongo, ausweiche. Talison kritisiert dieses Verhalten der Industrie scharf. Tantal werde in Afrika häufig illegal und ohne Rücksicht auf Gesundheit, Sicherheit und Arbeitsbedingungen abgebaut. Es sei erwiesen, dass Einkünfte aus dem Tantalgeschäft zur Finanzierung des Krieges im Ost-Kongo verwendet würden. Diese Aussage wird auch von der Bundesagentur für Geowissenschaften gestützt.
Bei dem Entschluss, die Produktion zu stoppen, folgt Talison selbstverständlich in erster Linie wirtschaftlichen Erwägungen. In Branchenkreisen war schon vor Monaten bekannt geworden, dass Talison von seinen Kunden eine Verdoppelung der Preise durchsetzen wollte, um die gestiegenen Produktionskosten auszugleichen. Zugleich möchte Talison durch die Minenschließung aber sicher auch moralischen Druck auf die verarbeitende Industrie sowie auf Endkunden wie Sony, Dell, Nokia oder Samsung aufbauen. Die weiterverarbeitende Industrie wird nur für eine begrenzte Zeit in der Lage sein, von ihren Vorräten zu zehren. Je länger der Produktionsstopp der weltgrößten Mine dauert, umso mehr dürfte der Verdacht geweckt werden, dass das verarbeitete Material aus illegitimen Quellen stammt. Talison CEO Peter Robinson sagt ganz direkt: “Without Talison’s supply the majority of the world’s tantalum will come from irregular and unreliable suppliers from politically unstable regions, with much of it coming from the DRC”. Es gibt bereits Initiativen, die eine Zertifizierung der Herkunft von Tantalmineral fordern. Die Bundesagentur für Geowissenschaften hat jüngst ein entsprechendes Verfahren vorgestellt, mit dem es technisch möglich ist, die Herkunft von Tantalkonzentrat bis zur einzelnen Lagerstätte zurückzuverfolgen.
Abzuwarten bleibt, wie sich der (vorübergehende) Rückzug von Talison auf die Tantalpreise auswirken wird. Theoretisch müsste es zu einer Verknappung und damit zu einer Verteuerung des Rohstoffs kommen. Andererseits spricht die sich abschwächende Konjunktur für eine vorübergehend schwächere Nachfrage und damit für niedrige Preise – auch ohne den Kongo-Faktor.
Es besteht die Chance, dass sich Politik und NGOs des Themas annehmen, denn Talison macht durch sein Verhalten im Grunde auf einen Skandal aufmerksam. Es sollte Konsumenten nicht gleichgültig sein, unter welchen Bedingungen die Rohstoffe gefördert werden, die sie selbstverständlich verwenden. Talison fordert die Industrieteilnehmer denn auch ganz direkt auf, künftig ihren Rohstoff aus zuverlässigen Quellen (responsible sources) zu beziehen und dabei mitzuhelfen, ein Kontrollsystem einzuführen, das im Sinne der Konsumenten die saubere Herkunft von Tantal (auch bekannt als Coltan) gewährleistet.
Die Nachrichten von Talison stärken die Position des angehenden Tantalproduzenten Commerce Resources (ISIN: CA2006971006 / WKN: A0J2Q3) aus Kanada. Commerce erschließt derzeit in Kanada eine bedeutende neue Tantal- und Nioblagerstätte, die künftig die industrielle Versorgung mit Tantal aus verlässlichen Quellen sicherstellen könnte. Aufgrund der geologischen Besonderheiten der Lagestätte besteht die Chance, dass Commerce Kostenvorteile bei der Produktion haben könnte. Die Parameter für die Wirtschaftlichkeit des Commerce-Projekts werden in den kommenden Monaten im Detail geprüft.
Autor: Sven Olsson
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