Guten Morgen !
Also uneingeschränkten Grund zur Freude gibt die Meldung von heute Morgen auch mMn nicht wirklich. Ich finde es auch schon etwas merkwürdig, dass der CFO nach doch recht kurzer Amtszeit "knall auf fall" das Handtuch schmeißt. Das in Verbindung mit der drastischen Reduzierung der Prognose 2025 - wie gesagt bemerkenswert.
Aber wichtiger noch: Ich kann in den bisher veröffentlichten Unterlagen zum Q3 nichts zum Thema "Divestments" finden. Dabei wäre es jedenfalls aus meiner Sicht schon wichtig, sich auf wenige Absatzbereiche zu konzentrieren und sich nicht zu verzetteln. Nichts zum Thema gds (mMn eigentlich nicht zu den anderen Bereichen passend), nichts zum Thema "Healthcare" (dabei hat man in diesem "Fokusmarkt" in Q3 lediglich 4 Mio Euro Umsatz gemacht, in den ersten neun Monaten insgesamt sogar nur 10,8 Mio Euro, was diesen Bereich als Fokusmarkt ausmacht, ist für mich nicht ersichtlich). Vielleicht kommt da ja noch was im Video Webcast...denn an sich war ja angekündigt worden, dass man im Rahmen der Q3 Zahlen was zu den geplanten Portfoliobereinigungen sagt (der Überlegensprozess sollte ja bis Ende Q3 abgeschlossen sein).
Die Zahlen selber sind nach der Vorabreduzierung der Prognosen keine wirkliche Überraschung. MMn bleibt es aber anspruchsvoll, die Prognose 2024 wenigstens am unteren Rand zu treffen. Es fehlen immerhin noch 70 Mio Euro Umsatz und 6 Mio Euro Ebit (laut PM sind die Aufwendungen aus dem Effizienzprogramm - bis Ende des Jahres ca. 2 Mio Euro - in den Planzahlen ja enthalten). In Q3 2024 hat man jedoch "nur" 60 Mio Euro Umsatz und ein Ebit von 3,6 Mio Euro erreicht - und in Q4 2023 knapp 63 Mio Euro Umsatz und 4,1 Mio Euro Ebit. Das bleibt also anspruchsvoll, beide Quartale deutlich zu toppen - und sonst gibt es dann im nächsten Jahr gleich die nächste negative Überraschung, wenn man die Zahlen doch nicht so ganz erreichen konnte (Spekulation).
Zudem wird es für 2025, wenn es eher schlecht läuft, also wieder der untere Rand der Prognose erreicht wird (zur Erinnerung: Für 2023 wurde die Prognose komplett gekippt, für 2024 auf den unteren Rand beschränkt - und das wird auch anspruchsvoll - s.o. - insofern wäre der untere Rand für 2025 jetzt nicht so unwahrscheinlich), im Grunde keine großen Fortschritte zu 2024 geben. Der Umsatz könnte "flat" bleiben und das Ergebnis nur moderat steigen (13,5 Mio Euro auszuweisendes Ebit für 2024 zuzüglich der in 2024 anfallenden Belastungen aus tt-sprint ergeben 15,5 Mio Euro Ebit vor Sonderbelastungen). 2025 soll dieses dann am unteren Ende auf etwa 17 Mio steigen. Sicher nicht schlecht, weil es das Heben von Effizienzen anzeigt - aber doch recht weit von dem entfernt, was Herr Finger bis zuletzt noch vollmundig für 2025 versprochen hatte. Ich bleibe daher auch dabei, dass der Verantwortliche für diese erhebliche Prognosekorrektur, der bis zuletzt an den Zielzahlen 2025 festgehalten hat - und damit eigentlich nur @friseuse überzeugen konnte - eigentlich den Hut nehmen müsste. Zudem hat er ja nicht nur bei den Prognosen fast immer daneben gelegen, vielmehr ist 2024 dann auch das dritte Jahr in Folge, in dem kein Ergebniswachstum gezeigt werden kann - und das trotz Reorganisation plus externer Beratung und immer sehr großen Ankündigungen.
Das Gute ist, was die Aktie betrifft, paradoxerweise, dass diese schon recht tief gefallen ist. Wenn man konstatiert, dass Technotrans die Schätzungen der Analysten für 2024 treffen dürfte - die waren sowieso nicht so furchtbar optimistisch - werden wir irgendwo so um die 1,15 Euro EpS rauskommen - und das bedeutet ein KGV von um die 13. Für 2025 wird man dann sehen. Wenn erneut der untere Rand getroffen wird (und falls die Prognose nicht einkassiert wird) wird das EpS wohl bei so um die 1,50 Euro EpS auskommen (rein rechnerisch und ohne Gewähr). Damit läge das KGV dann um die 10.
Sicher sind das keine Zahlen, die signalisieren, dass die Aktie sehr teuer ist. Aber ob das, angesichts der erwiesenen Prognoseunsicherheiten des Vorstands, nun Kaufkurse sind, muss jeder selber entscheiden. Ich persönlich glaube, dass Technotrans eher zwei als ein Jahr hinter den ursprünglichen Margenzielen für 2025 herhinkt. Mich persönlich stört das nicht so ganz gewaltig, weil ich vorhabe die Aktie noch länger zu halten - aber dass sich hier kurzfristig was tut, sehe ich auch nicht unbedingt. Für Anleger mit einem langen Atem, die sich keine kurzfristigen Sprünge erwarten, ist Technotrans angesichts der Themen, die das Unternehmen bearbeitet, sicher eine Überlegung wert. Ich sehe tatsächlich die größte "Gefahr" für den Kurs darin, dass der Vorstand wieder extrem optimistisch vorprescht und dann zurückrudern muss, was "die Märkte" ja gar nicht gerne sehen. Aber wie gesagt, das muss jeder selber entscheiden.
|