Eine ungeheure Dynamik hat der schon bisher nicht ereignisarme Börsenkrimi um CBB entfaltet: Binnen weniger Tage hat sich der Kurs der Immobilienaktie vervielfacht. Möglicherweise steht nun auch noch eine Übernahmeschlacht bevor. Doch ein Schachzug scheint nicht aufzugehen. Rebell und Aktionär: Klaus E.H. Zapf Der Name Adolf Merckle, seines Zeichens milliardenschwerer Firmenpatriarch aus dem Schwabenland, sorgt seit kurzem für helle Aufregung unter den CBB-Aktionären. Gerade wurde der 70-jährige Ratiopharm-Gründer und Gebieter über ein weitverzweigtes Firmengeflecht für einen Aufsichtsratsposten bei CBB vorgeschlagen.
Beobachter schlossen daraus, dass der alte Fuchs mit den möglicherweise verborgenen Schätzchen der schwer angeschlagenen Immobilienholding liebäugele, etwa den steuerlich nutzbaren Verlustvorträgen der CBB. Über den tatsächlichen Unternehmenswert wird denn auch eifrig in den Internetforen spekuliert, was nicht unwesentlich dadurch erschwert wird, dass die letzte testierte Bilanz der Chaos-Holding aus dem Jahr 2001 stammt.
"Ein Mini-Mannesmann"? "Das gibt eine Übernahmeschlacht, unterste Schublade. Ein Mini-Mannesmann", begeistert sich der Berliner Umzugsunternehmer Klaus E.H. Zapf, der nach eigenem Bekunden weit mehr als zehn Prozent an CBB hält und zuletzt weiter zugekauft hat.
Auf den Schild gehoben wurde Merckle durch den CBB-Aktionär Frank Scheunert, der offenbar einer Aktionärsgruppe um den Aufsichtsrat Peter Eck zuzurechnen ist, die sich in scharfer Opposition zu Zapf und seinen Mitstreitern aus dem Internetforum "wallstreet-online" befindet.
Doch Adolf Merckle erklärte per Fax: "Offenbar kann jeder Aktionär irgendwen als Aufsichtsrat vorschlagen ohne diesen auch nur zu unterrichten. Hiermit erkläre ich, dass ich die Firma CBB oder Mitglieder ihres Aufsichtsrates oder Vorstands nicht kenne. Mich hat niemand gefragt, ob ich als Aufsichtsrat kandidiere. Ich stehe auch nicht für ein Mandat zur Verfügung."
Konfusion um zwei Hauptversammlungen Wann der Aufsichtsrat endgültig ausgewechselt wird, ist indessen noch nicht abschließend geklärt. Derzeit sind die CBB-Aktionäre nämlich zu zwei verschiedenen Hauptversammlungen an zwei aufeinander folgenden Tagen eingeladen. Ein bisher wohl einmaliger Vorgang.
Eigentlich hatte das Kölner Registergericht wegen der Untätigkeit des CBB-Vorstands Rainer C. Kahrmann den Aktionär Zapf zur Einberufung einer HV ermächtigt. Daraufhin lud Kahrmann flugs selbst zu einer HV am 31. März ein, und vertritt nun die Auffassung, die Ermächtigung Zapfs sei damit erloschen und die Zapf'sche HV am 30. März, die eine Neubesetzung des Aufsichtsrats und Kahrmanns Ablösung zum Hauptgegenstand hat, rechtswidrig.
Für die Kahrmann'sche HV hat Aktionär Scheunert wiederum einen Ergänzungsantrag zur Tagesordnung gestellt, der Abstimmungen zur Aufhebung der Beschlüsse der HV vom Vortag vorsieht.
Aktienpakete machen die Runde Die jüngsten Kursgewinne der Aktie sind auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass die Parteien weiter eifrig Stimmen für das bevorstehende Kräftemessen sammeln. Mit einem Anteil jenseits der 30 Prozent scheinen dabei Zapf und seine Sympathisanten die Nase vorn zu haben.
Dabei gibt es allerdings noch einige Unbekannte. Beispielsweise versuchen einzelne Paketkäufer dem Vernehmen nach die Situation zu nutzen, und bieten den Kontrahenten reihum nennenswerte Stückzahlen (mit einem Paketaufschlag, versteht sich) an. Unklar ist auch die Rolle der Investmentfirma Carlisle auf den British Virgin Islands, die nach letzten Angaben 6,9 Prozent der Anteile erworben hat.
Zusätzlich zum erklecklichen Kursgewinn können Zapf und seine Mitstreiter sich aber auf jeden Fall bereits über einen moralischen Erfolg freuen – durch ihre beharrlichen Recherchen haben sie nicht nur die zweifelhafte Rolle des CBB-Vorstands Kahrmann transparenter gemacht, sondern auch ein seltenes Schlaglicht auf die Machenschaften der so genannten "räuberischen Aktionäre" geworfen, die auch im Fall CBB kräftig mitmischen. Auch darüber wird sicherlich noch zu berichten sein.
An der Aktie Interessierten muss aber stets klar sein, dass der Aktienkurs sehr volatil bleiben wird und möglicherweise nichts mit dem tatsächlichen Wert zu tun hat. Noch immer wird beispielsweise um den HV-Beschluss vom 30.12.2003 gerungen, der einen Kapitalschnitt auf Null vorsieht, und noch immer ist eine Insolvenzanmeldung des Unternehmens vor oder nach dem nächsten Aktionärstreffen nicht gänzlich auszuschließen.
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