Quelle:
http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/...es/50161644.htmlSchwächelnder Finanzinvestor Aktionärsrevolution bei Arques
Der Gründer Peter Löw rief zum Sturm auf Vorstand und Aufsichtsrat – und das Aktionärsvolk folgte ihm. In einem äußerst seltenen Akt setzten sich die Eigner bei der Hauptversammlung gegen die eingebrachten Personalvorschläge durch.
Bei der Hauptversammlung der Arques Industries AG haben die Aktionäre große Teile des Aufsichtsrates ausgetauscht. Der bisherige Chef des Gremiums, Georg Obermeier, wurde mit überwältigender Mehrheit abgewählt. Der Mitbegründer und ehemalige Konzernchef Peter Löw, der überraschend für den Aufsichtsrat kandidierte und scharfe Kritik an der Unternehmensführung übte, kam dagegen mit deutlicher Mehrheit in das Gremium.
Auch zwei weitere der insgesamt sechs Aufsichtsräte wurden ausgetauscht. Da der Vorstand mit deutlicher Mehrheit nicht entlastet wurde, könnte auch der Vorstandsvorsitzende Hans Gisbert Ulmke in absehbarer Zeit seinen Hut nehmen müssen. Löw, der bis Anfang 2007 selbst Chef und Großaktionär des Unternehmens war, hatte in der Hauptversammlung überraschend das Wort ergriffen und gefordert, den aktuellen Aufsichtsrat auszutauschen sowie den Vorstand nicht zu entlasten. "Die Gesellschaft liegt zurzeit darnieder", sagte Löw. Beteiligungen seien zuletzt viel zu billig verkauft und Geld "verschleudert" worden.
Auch der aktuell angestrebte Preis für den Telefonhersteller Gigaset, den Arques bis Ende September verkaufen will, sei zu niedrig, kritisierte Löw. Rund 50 Mio. Euro für ein Unternehmen mit einem operativen Ergebnis von 45 Mio. Euro seien zu wenig. Er habe den Verdacht, dass hier erneut Vermögen verschleudert werde. Löw war 2007 vom Chefposten bei Arques abgetreten und hatte seine Beteiligung verkauft. Er sprach in diesem Zusammenhang von einer Zeit, in der das Unternehmen noch einen Ruf und Stolz gehabt habe.
Inzwischen verfügt Löw nach eigenen Angaben wieder über 232.000 Aktien. Als der Preis der Aktie unter einen Euro gefallen sei, habe er angefangen zu kaufen, sagte er. Damit hielt er knapp ein Prozent des Unternehmens und auf der Hauptversammlung gut vier Prozent des anwesenden Kapitals.
Der abgewählte Aufsichtsratschef Obermeier sagte zum Ende der Hauptversammlung, seiner Meinung nach sei nicht klar, ob alle Abstimmungsergebnisse Gültigkeit hätten und im Vorfeld der Hauptversammlung alle Meldepflichten erfüllt worden seien. Arques war als ein sogenannter Turnaround-Spezialist gegründet worden, der Unternehmen erwirbt, die sich in Umbruchphasen befinden. Diese werden dann so restrukturiert, dass sie wieder wettbewerbsfähig und ertragsstark arbeiten.
Zuletzt war das Unternehmen aber in Schwierigkeiten geraten. Die Aktie ist seit ihrem Höchststand von kurzfristig mehr als 40 Euro Mitte 2007 inzwischen auf rund 1,80 Euro gefallen.