West-LB steht vor neuer, ungewöhnlicher STAATLICHER Rettungsaktion (meine Lesart). Kann mir kaum vorstellen, dass die Privatbanken hier noch mal sammeln.
http://www.focus.de/finanzen/news/westlb_aid_236810.htmlWestLB
Sanierungs-Verhandlungen abgebrochen
In einer Nachtsitzung der Eigentümer der angeschlagenen WestLB hat es eine dramatische Wende gegeben. Es kam zum Bruch.
Von FOCUS-Korrespondent Karl-Heinz Steinkühler
Bauzaun mit dem Schriftzug der West LB
Bauzaun mit dem Schriftzug der West LB
Sparkassen und das Land Nordrhein-Westfalen lagen schon seit Tagen im Streit. Wenige Stunden vor Beginn der entscheidenden Aufsichtsratssitzung zur Sanierung der mit Milliardenverlusten kämpfenden Düsseldorfer Großbank am Donnerstag haben die Eigentümer die Verhandlungen abgebrochen. Damit sei die Sicherung von riskanten US-Immobilenkredite der Bank in Höhe von fünf Milliarden Euro (zwei Milliarden Euro bar, drei Milliarden Euro Garantie) gescheitert, berichteten Sitzungsteilnehmer. Eine Reaktion der Ratingagenturen und eine Herabstufung der WestLB werde jetzt nicht mehr ausgeschlossen.
Streit um Geschäftsmodell
Nach Informationen von FOCUS Online aus Eigentümerkreisen legte Finanzminister Helmut Linssen (CDU) immer neue Forderungen auf den Tisch. Daraufhin hätten die bisherigen Mehrheitseigentümer (50,2 Prozent), die westfälischen und rheinischen Sparkassen, die Verhandlungen abgebrochen. Sowohl der rheinische Präsident, Michael Breuer, als auch Westfale Rolf Gerlach sträubten sich, eine Vertikalisierung zwischen WestLB und Sparkassen als Geschäftsmodell zu akzeptieren. Linssen habe sich in der Frage kompromisslos gezeigt. Er habe unbedingt durchsetzen wollen, dass die WestLB künftig Sparkassen kaufen kann, um so Zugang zum breiten Kundengeschäft zu erhalten.
Rüttgers macht Druck
Dieses Geschäftsmodell lehnen die Sparkassen ab. Sie wollen nicht akzeptieren, dass sie zunächst „mit einer Milliarde Euro die angeschlagene WestLB mit frischem Geld ausstatten, um dann von der Bank aufgekauft zu werden“, sagte einer der Beteiligten am Donnerstagmorgen FOCUS Online. Bei den Sparkassen vermutet man, dass der Finanzmann Linssen „in seinem Handeln nicht ganz frei“ gewesen sei. Die Mehrheitseigentümer sehen hinter dem Vorgehen eine strategische politische Linie von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU), der die Sanierung der WestLB zur Chefsache gemacht hat.
Handfester Koalitionskrach?
Teilnehmer der nächtlichen Krisensitzung in der WestLB berichten von „einem starren Helmut Linssen“. Er habe seine Forderungen stur vom Blatt abgelesen, heißt es. „Dem wurden Korsettstangen eingezogen“, spekulieren Teilnehmer, die das Szenario genau beobachteten.
Andere Eigner vermuten einen handfesten Koalitionskrach zwischen CDU und FDP hinter den Kulissen. Offenbar hätten die Liberalen Rüttgers gedrängt, die Mehrheit an der WestLB zu übernehmen, um die Bank nach erfolgter Sanierung mit Zugang zum Sparkassengeschäft an einen Privatinvestor zu verkaufen. In Regierungskreisen wird allerdings darauf hingewiesen, dass dies auch das Modell von Rüttgers sei. Der Regierungschef wolle bei der WestLB das Sagen haben und die Sparkassen rausdrängen.
Linssens Zickzack-Kurs
Anders können sich die Sparkassen „Linssens Zickzack-Kurs“ in den vergangenen Tagen nicht erklären. Eine klare Linie sei nicht erkennbar gewesen. Eigentlich seien in der vergangenen Woche die Verhandlungen über Geschäftsmodell, Restrukturierung, neues Eigenkapital und die Abschirmung des Risikos aus weiteren 22 Milliarden US-Anlagen durch eine drei Milliarden hohe Staatsgarantie ausverhandelt gewesen.
Dann habe das Land, das 38 Prozent der Anteile hält, neue Forderungen aufgestellt. WestLB-Aufsichtsratschef Michael Breuer, der noch vor wenigen Monaten als Minister im Rüttgers-Kabinett saß, kämpfte nach Schilderungen von Teilnehmern um eine Einigung.
Als Linssen in der Nacht zum Donnerstag die Sitzung verlassen hatte, wurde Breuer vom Vorsitzenden des westfälischen Verbandsvorstandes, Berthold Tillmann, für seinen Einsatz ausdrücklich gelobt. Der Crashkurs des Landes habe für einen Schulterschluss zwischen dem sturen Westfalen Gerlach und dem Rheinländer Breuer gesorgt, berichten Sparkassenvertreter.
Riskantes Spiel
Seit Rüttgers im Sommer die Fusion der WestLB mit der starken Stuttgarter LBBW verhinderte, geht es der Bank von Monat zu Monat schlechter. Das Herauszögern habe die Bank nur noch mehr in die Schieflage gebracht, beklagen die anderen Eigentümer. Im August 2007 hatte die WestLB aus Anlagen in US-Immobilienkredite einen Wertberichtigungsbedarf von 300 Millionen Euro.
Inzwischen wird das Risiko auf über vier Milliarden Euro geschätzt. Das Gezerre der Eigentümer um die Zukunft der WestLB werde am Donnerstag aber wohl nicht die Zustimmung des Aufsichtsrats zum Restrukturierungsprogramm von Vorstandschef Alexander Stuhlmann verhindern, erfuhr FOCUS Online aus dem Gremium. Der WestLB-Boss hat ein hartes Sanierungskonzept ausgearbeitet, nachdem 30 Prozent der 5900 Jobs wegfallen sollen.
Fusion mit der Helaba auf der Kippe
Der handfeste Krach in Eigentümerkreisen gefährdet allerdings die Zukunft der WestLB. Die Frankfurter Helaba, die als neuer Partner auserkoren ist, gehört zu 85 Prozent den Sparkassen von Hessen und Thüringen. Die Mehrheitseigentümer der kerngesunden Frankfurter Bank sind allerdings nicht gerade begeistert von der Idee der Politik, dass sie das angeschlagene Düsseldorfer Institut durch eine Fusion retten sollen.
Sollten die Gespräche zwischen Helaba und WestLB scheitern, was nach dem Eklat der vergangenen Nacht nicht mehr ausgeschlossen wird, sieht es um die Zukunft des Düsseldorfer Instituts düster aus. In Eigentümerkreisen der WestLB hieß es allerdings, „eine Abwicklung einer solchen Bank hat es in Deutschland noch nicht gegeben“.