von Jochen Steffens Ich mache mir Sorgen. Nein, nicht um die Kreditmarktkrise und auch nicht um Fannie und Freddie, die beiden US-Hypothekenfinanzierer, die aktuell die Börsen in Panik versetzen und deren Namen sich dabei anhören, als handle es sich um Figuren eines Walt-Disney-Comics. Diesen beiden wichtigsten Hypothekenfinanzierer der USA sollen weitere 10 Mrd. Dollar abschreiben müssen, so wird berichtet. Die Informationen stammen von „anonymen Quellen“ innerhalb des Weißen Hauses. Es soll eine staatliche Übernahme kurz bevorstehen, heißt es. Alan Greenspans Idee? Der wahrscheinlich diesem Gerücht zugrunde liegende Vorschlag war unter anderem von Alan Greenspan gekommen. Er empfahl Freddie Mac und Fannie Mae zu verstaatlichen, in kleinere Einheiten aufzuspalten und dann zu verkaufen. In eine ähnliche Kerbe schlug auch der Präsident der Federal Reserve Bank von Richmond, Jeffrey Lacker, der am Dienstag in einem Interview mit Bloomberg sagte, dass die Unternehmen entweder verstaatlicht oder gänzlich privatisiert werden müssten. Er bevorzuge die letztere Variante. Bisher bestreiten allerdings alle Seiten, dass ein Eingreifen überhaupt notwendig sei. Stehen wir also kurz vor einer Verstaatlichung dieser beiden Hypotheken-Dinosaurier? Es kann gut sein, dass der Markt genau darauf spekulieren wird. Wie immer, wenn irgendwelche „großen Adressen“ in Schieflage sind, riecht das der Markt und wird so lange auf diese Schwäche einschlagen, bis die große Adresse „aufgeben“ muss. „Markt“ muss man in diesem Zusammenhang als einen eigenständigen, nicht bewusst gesteuerten, dynamischen Prozess betrachten. Es kann also sein, dass die Märkte die US-Regierung geradezu dazu zwingen werden, massive Rettungsmaßnahmen zu beschließen oder sogar tatsächlich die beiden Institute zu verstaatlichen. Sollte es soweit kommen, wäre in diesem Moment ein riesiger Bremsklotz vom Markt genommen, so dass es anschließend zumindest kurzfristig zu einer Rallye kommen könnte. Das muss abgewartet werden.
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