Wach auf, wach auf, du deutsches Land, du hast genug geschlafen, Bedenk, was Gott an dich gewandt, wozu er dich erschaffen.
Bedenk, was Gott dir hat gesandt und dir vertrauet höchstes Pfand, Drum magst du wohl aufwachen.
Was vormals Unrecht, Sünd und Schand, das tut man jetzt gut preisen. Was vormals Blei und Zinn genannt, das heißt man jetzt hart Eisen.
All Ding han sich so gar verkehrt, Unrecht hat sich so hoch gemehrt, Solchs tut die Tat erweisen.
Die Wahrheit wird jetzt unterdrückt, will niemand Weisheit hören. Die Lüge wird gar fein geschmückt, man hilft ihr oft mit Schwören.
Dadurch wird Gottes Wort veracht't, die Wahrheit höhnisch auch verlacht; Die Lüge tut man ehren.
Bedenk, was Gott dir hat gesandt Und dir vertraut sein höchstes Pfand, Drum magst du wohl aufwachen
Wach auf, Deutschland! Ist hohe Zeit, Du wirst sonst übereilt, Die Straf' dir auf dem Halse leit, Ob sich's gleich jetzt verweilet.
Fürwahr, die Axt ist angesetzt Und auch zum Hieb sehr scharf gewetzt, Was gilt's, ob sie dein fehlet.
So helfe Gott uns allen gleich, daß wir vom Bösen lassen, Und führe uns zu seinem Reich, daß wir das Unrecht hassen.
Herr Jesu Christe, hilf uns nu und gib uns deinen Geist dazu, Daß wir dein Warnung fassen.
Von Johann Walther, 1496-1570 altes Kirchenlied
MfG kiiwii
|