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BRANCHE
Wie beurteilen Sie in der augenblicklichen Situation die Aussichten für Ihre Immobiliensparte im nächsten Jahr? Gibt es wirklich ernsthafte Zeichen der Erholung oder ist der von Ihnen bisher diesbezüglich verbreitete Optimismus nicht das berühmte Pfeifen im Walde?
Manchmal braucht man auch das Pfeifen im Walde. Aber auf unseren Bestand an Wohnungen sehe ich überhaupt keine Schwierigkeiten zukommen. Unsere Leerstandsquote hält sich im Durchschnitt zwischen 3 und 4 Prozent in Grenzen, das ist der Rahmen einer üblichen Fluktuation, zudem liegen unsere Wohnungen ausschließlich in Westdeutschland. Hier können wir uns also überhaupt nicht beschweren. Die Lage wird sich in diesem Segment mit Sicherheit auch nicht verschlechtern. Für den Bereich Gewerbliche Immobilien bin ich vorsichtiger. Ich kann dort noch keine wirkliche Trendwende erkennen. "Wir bemühen uns, interessante Programme für die Mieter in unseren verschiedenen Gesellschaften aufzulegen."
Was sind die Besonderheiten im Bereich Wohnimmobilien (so wie Sie das Geschäft betreiben)?
Strategische Besonderheit ist, dass wir unsere Wohnungsbestände in ehemals gemeinnützigen Wohnungsgesellschaften halten. Das bringt uns vor allem bei der Privatisierung erhebliche Steuervorteile. Im Vermietungsgeschäft gibt es keine wirklichen Besonderheiten. Wir sind verlässliche Vermieter und als solche auf unsere Mieter angewiesen. Wir bemühen uns, interessante Programme für die Mieter in unseren verschiedenen Gesellschaften aufzulegen. Da geht es zum Beispiel um Reparaturhilfe für die Mieter und ähnliches. Auf diese Weise wollen wir die Mieter stärker an ihre Wohnungen binden.
Welche Auswirkungen haben die Pläne der Bundesregierung, die Eigenheimzulage zu streichen auf die Immobilienbranche?
Die Privatisierungsbemühungen werden dadurch natürlich nicht erleichtert. Entscheidend erschwert werden sie aber auch nicht.
WCM kauft und verkauft Wohnimmobilien aber ist auch Vermieter. Wie weitreichend darf Mieterschutz sein?
Wir haben keine Wahl, der Mieterschutz ist ja gesetzlich vorgegeben. Für einen privaten Vermieter ist der Mieterschutz aber immer problematischer als für einen institutionellen Vermieter wie WCM. Wir brauchen unsere Mieter und bemühen uns wie gesagt auch sehr stark um sie, deshalb ist der Mieterschutz für uns auch keine große Behinderung. Für uns gibt es ja nicht die Schwierigkeiten etwa beim Eigenbedarf, die ein privater Vermieter hat. "Es gibt im Augenblick natürlich äußerst interessante und preisgünstige Gelegenheiten. Warten Sie es ab, dann werden Sie unsere neuen Engagements schon sehen."
Welche Branchen bieten sich aus heutiger Sicht für neue Beteiligungsengagements an?
Zu dieser Frage äußere ich mich grundsätzlich nie, wie Sie wissen. Es gibt im Augenblick natürlich äußerst interessante und preisgünstige Gelegenheiten. Warten Sie es ab, dann werden Sie unsere neuen Engagements schon sehen.
UNTERNEHMEN
Welche Auswirkungen auf das Unternehmen hätte eine mögliche Abschwächung der Börsenrallye in den nächsten Monaten, mit der zwar gegenwärtig nicht zu rechnen ist, die aber - besonders wegen der politischen Unwägbarkeiten - niemand ausschließen kann. Wäre WCM wegen seiner Beteiligungsverhältnisse nicht am Ende, wenn es eine weitere schlechte Börsenphase gäbe?
Fallende Kurse sind für uns selbstverständlich alles andere als angenehm. Der DAX lag in diesem Jahr im März bereits bei erschreckenden 2200 Punkten. Die WCM AG hat dies aber ausgehalten. Heute stehen wir wesentlich besser als noch vor wenigen Monaten da. Wir sind auch bei möglichen fallenden Kursen noch lange nicht am Ende, wie sich gezeigt hat.
Wie beurteilen Sie die Neusegmentierung der Indizes? Ist WCM mit seinem Platz im MDAX zufrieden, gibt es Sorge über einen möglichen Abstieg?
Die Neusegmentierung empfinden wir als sehr positiv, die Gefahr eines baldigen Abstiegs aus dem MDAX sehe ich nicht. Unzufrieden bin ich nur mit unserem gegenwärtigen Aktienkurs, die Positionierung im MDAX ist aber sehr erfreulich. "Die Zinszahlungspflichten erfüllen wir alle. Auf unserer Homepage steht auch eine entsprechende Darstellung. Wir mussten auf die ständig steigende Zahl unsinniger und geschäftsschädigender Gerüchte reagieren."
Ist das Unternehmen auch weiterhin in der Lage, seine Zinszahlungen erfüllen zu können? Sie haben auf Ihrer Web Site eine Gegendarstellung über derartige Berichte.
Die Zinszahlungspflichten erfüllen wir alle. Auf unserer Homepage steht auch eine entsprechende Darstellung. Wir mussten auf die ständig steigende Zahl unsinniger und geschäftsschädigender Gerüchte reagieren. Die Medien sind oft an ausschließlich negativen Nachrichten interessiert. Deshalb haben wir im Internet unsere eigene Erklärung in aller Ausführlichkeit eingepflegt. Es gibt definitiv keine Probleme mit den Zinszahlungen.
Wie hoch stufen Sie den Fair Value des Konzerns ein?
Hier möchte ich keine Zahl nennen, weil ich mit dem Fair Value als Indikator ein prinzipielles Problem habe. Alle Unternehmen, die den Net Asset Value veröffentlichen - besonders Immobilienunternehmen - machen eine ganz bittere Erfahrung: Sie werden in der Presse zwar groß herausgestellt, aber danach ist ihr Börsenkurs für alle Zeiten in der Höhe begrenzt. Das können Sie sehr gut bei englischen Konzernen beobachten. Es muss meiner Ansicht nach immer noch Phantasie im Kurs eines börsennotierten Unternehmens enthalten sein. Wir selbst schätzen den Net Asset Value unseres Unternehmens wesentlich höher ein, als der aktuelle Börsenkurs dies widerspiegelt. Der Kurs wird, bedingt durch die Unklarheiten in der Aktionärsstruktur, momentan künstlich niedrig gehalten.
Das Engagement in Commerzbank Aktien war kurstechnisch gesehen ein Desaster. Wer trägt hierfür die Verantwortung?
Verantwortlich dafür ist klar gesagt der Vorstand von WCM. Dazu stehe ich auch. Keiner hätte im Jahr 2002, als wir die Anteile übernommen haben, mit einer solch katastrophalen Entwicklung bis zum März 2003 gerechnet. Nach unserem Einstieg bei der Commerzbank hatten wir kurzfristig sogar einen Aufschwung in dem Papier erlebt- gekauft haben wir zu 19 EURO, wenige Wochen später notierte die Aktie bei 23 Euro. Dennoch war dieses Engagement bisher kein Erfolg, daran gibt es nichts zu beschönigen. Aber warten wir einmal ab, noch ist die weitere Entwicklung der Commerzbank offen, vielleicht erleben wir ja eine Rallye in den nächsten Jahren. "Die öffentlichen Klagen darüber, dass der Entscheidungsprozess [bzgl. eines neuen Großinvestors] zu lange dauert, sind absolut verständlich, aber wir als Unternehmensleitung sind der falsche Adressat dafür."
In welchem Zeithorizont soll die Frage nach neuen Großinvestoren endgültig geklärt sein?
Ich sage nach wie vor, dass wir im zweiten Halbjahr mit einer Entscheidung rechnen. Ich alleine kann dies aber nicht entscheiden, obwohl mir interessante Angebote von Investoren vorliegen. Banken und andere Institutionelle, die außerhalb des Konzerns angesiedelt sind, haben hier ein Mitspracherecht. Die öffentlichen Klagen darüber, dass der Entscheidungsprozess zu lange dauert, sind absolut verständlich, aber wir als Unternehmensleitung sind der falsche Adressat dafür.
Stimmt es, dass Morgan Stanley und Fortress die aussichtsreichsten Kandidaten als neue Großinvestoren bei WCM sind?
Ich nenne selbstverständlich keine Namen, das geht in diesem Stadium nicht.
Warten Sie die Veränderung der Eigentümerstruktur ab, bevor weitere wichtige unternehmensstrategische Schritte vorgenommen werden? Ist diese Verzögerung nicht konzernschädlich?
Um die Unternehmensstrategie fortzuführen werden wir die Veränderung der Eigentümerstruktur nicht abwarten. Die wesentlichen Aufgaben des Konzerns liegen operativ bei den Tochtergesellschaften, bei IVG, Klöckner, Maternus et cet. Hier wird uneingeschränkt positiv weitergearbeitet. Die WCM AG ist eine Holdinggesellschaft. Mit substanziellen Großinvestitionen des Unternehmens müssen wir uns bis zur endgültigen Klärung der Besitzrechtsverhältnisse allerdings zurückhalten, das ist leider richtig.
In welcher Größenordnung ist die geplante Kapitalerhöhung vorgesehen?
Dies hängt auch davon ab, ob und welcher Investor einsteigen wird. Jeder hat ein anderes Konzept. Wir streben eine Größenordnung von einigen hundert Millionen Euro an, aber Abschließendes kann ich hier noch nicht sagen.
Sind Stellenstreichungen geplant?
Stellenstreichungen planen wir nicht. "Im Rahmen der geplanten Portfoliooptimierung haben und werden wir 2003 auch Blockverkäufe [von Wohneigentum] tätigen. Hier stehen weniger die kurzfristig zu erzielenden Erlöse im Vordergrund. Für 2003 rechnen wir mit einer Gesamtverkaufsquote von ca. 5 %."
In welchem Umfang stehen im nächsten Quartal Privatisierungserlöse durch Verkäufe von Wohneigentum in Aussicht?
Ich gehe davon aus, dass wir im gesamten Jahr Privatisierungserlöse aus Verkäufen an Eigentümer haben werden, die sich in etwa auf der Basis von anderthalb Prozent des Bestandes bewegen werden. Im Rahmen der geplanten Portfoliooptimierung haben und werden wir 2003 auch Blockverkäufe tätigen. Hier stehen weniger die kurzfristig zu erzielenden Erlöse im Vordergrund. Für 2003 rechnen wir mit einer Gesamtverkaufsquote von ca. 5 %.
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