derzeit. So wendet sich das Blatt. Etwa:
BLICKPUNKT/Vogel verleiht WCM-Aktie Flügel
Der Wechsel an der Spitze des WCM-Aufsichtsrates wird vom Kapitalmarkt als sehr positiv bewertet. Aktienhändler berichten am Freitagmorgen von auffälligem Kaufinteresse in der Aktie. Nach monatelanger Abstinenz schienen sich sogar wieder Investmentfonds dem Papier zuzuwenden. Dabei sind sich Analysten wie Aktienhändler einig: Der neue Aufsichtsratsvorsitzende Dieter H. Vogel ist ein bekannter und erfolgreicher deutscher Manager. Wenn ein solcher Mann diese Position übernehme, scheine das Unternehmen wieder auf die Beine gestellt werden zu können. "Vogel wird nicht in ein kenterndes Boot steigen", fasst ein Branchenkenner die Meinung des Marktes zusammen.
Zwar kommt der Wechsel nach Ansicht von Analysten überraschend. Dennoch sei dieser Schritt verständlich, denn die Banken dürften auf diese Änderung gedrängt haben. Dabei dürfte mit Vogel ein guter Moderator gefunden worden sein, der zwischen den Interessen von WCM, denen der Gesellschafter und denen des Kapitalmarktes vermitteln müsse. Die wichtigsten Aufgaben des neuen Aufsichtratsvorsitzenden sollten daher jetzt auch darin liegen, ein Refinanzierungspaket auf die Beine zu stellen und einen neuen Großaktionär zu finden.
"Die Verhandlungen zwischen WCM und den Banken dauern bereits so lange an, dass von größeren Konflikten zwischen den Beteiligten ausgegangen werden muss", sagt ein weiterer Analyst. Mit Vogel als neuem "Moderator" dieser Verhandlungen sollte jetzt Tempo in die Gespräche kommen. Eine Lösung bis Jahresende werde damit immer wahrscheinlicher, heißt es weiter. +++ Simon Steiner
------- Reuters Anleger setzen auf neuen WCM-AR-Chef Vogel -Aktie stark im Plus Freitag 10. Oktober 2003, 11:10 Uhr Frankfurt, 10. Okt (Reuters) - Der Wechsel des ehemaligen Thyssen (Xetra: 750000.DE - Nachrichten - Forum) -Chefs Dieter Vogel an die Spitze des Aufsichtsrates von WCM (Xetra: 780100.DE - Nachrichten - Anzeige Forum) hat die Aktien des angeschlagenen Beteiligungs- und Immobilienunternehmens am Freitag beflügelt. Das im MDax notierte Unternehmen war zeitweise der umsatzstärkste Wert im gesamten Computerhandel Xetra und legte in der Spitze um mehr als neun Prozent zu. Gegen 11 Uhr MESZ war das Papier noch 5,3 Prozent im Plus bei 1,81 Euro.
"Die Berufung von Herrn Vogel ist ein gutes Zeichen für uns und wird dazu beitragen, dass wir unsere Probleme schneller lösen", sagte WCM-Vorstandschef Roland Flach. Vogel hatte zuletzt den Büdelsdorfer Mobilfunkkonzern Mobilcom erfolgreich vor der Pleite bewahrt.
Investoren trauen ihm Ähnliches auch in seiner neuen Funktion zu. "WCM braucht jetzt einen guten, professionellen Vermittler wie Vogel, weil die Interessen der Banken weit auseinander liegen. Außerdem will keine der Banken mit Altlasten ins neue Jahr gehen, was den Druck noch verstärkt", sagte ein Analyst, der nicht namentlich genannt werden wollte. Flach bekräftigte, bis Jahresende werde WCM einen neuen Großinvestor haben.
Am Donnerstagabend hatte WCM mitgeteilt, dass der 61-jährige Vogel zum Vorsitzenden des Kontrollgremiums gewählt wurde. Er folgt Gerhard Wittkämper, der sein Amt nach Angaben von WCM persönlichen Gründen zur Verfügung gestellt hat.
HOHER ZEITDRUCK WEGEN SIRIUS-KREDIT
Das Unternehmen hat sechs Angebote potenzieller neuer Großinvestoren, steht aber unter Zeitdruck. Denn die Hausbanken der WCM drohen seit Monaten mit der Fälligstellung eines Kredites über etwa 600 Millionen Euro, den sie an die WCM- Tochter Sirius vergeben haben, die wiederum rund 54 Prozent an der ebenfalls im MDax-notierten IVG (Xetra: 620570.DE - Nachrichten - Forum) hält. Bis zum Monatsende haben die Banken der WCM noch einmal eine Verschnaufpause gegeben und den Kredit gestundet.
Die WCM und ihre nicht konsolidierten Beteiligungen sind mit insgesamt deutlich mehr als drei Milliarden Euro verschuldet. Zu den wichtigsten Gläubigerbanken der WCM zählen die DZ Bank, die WGZ-Bank, und die HSH Nordbank. Der WCM-Großaktionär und Aufsichtsrat-Vize Karl Ehlerding hat private Schulden von rund 450 Millionen Euro und muss auf Druck seiner Banken - darunter die Vereins- und Westbank (NASDAQ: WBKC - Nachrichten) und die Bankgesellschaft Berlin (Xetra: 802322.DE - Nachrichten - Forum) - seinen 42,5-prozentigen Anteil mindestens halbieren. Der neue Investor sollte eine Kapitalerhöhung mittragen, die WCM 400 bis 500 Millionen Euro in die Kasse spülen soll.
Wegen hoher Zinsaufwendungen und Abschreibungen auf Wohnungsbestände hatte WCM auch im zweiten Quartal 2003 rote Zahlen geschrieben. Von April bis Juni erhöhte sich der Verlust im gewöhnlichen Geschäft auf 17,8 Millionen Euro von 13,5 Millionen Euro im Vorjahr. Das Gesamtjahr will das Unternehmen dennoch mit einem Gewinn abschließen. 2002 hatte WCM vor allem wegen Abschreibungen auf Beteiligungen einen Nettoverlust von 860 Millionen Euro verbucht. WCM hält unter anderem 5,5 Prozent an der Commerzbank (Xetra: 803200.DE - Nachrichten - Forum) . Dieses Paket hat seit Jahresbeginn etwa vierzig Prozent an Wert gewonnen.
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oder:
Ex-Thyssen-Chef Vogel soll WCM retten Von Isabell Reppert, Hamburg
Der Aufsichtsratschef von Mobilcom und frühere Thyssen-Chef Dieter Vogel ist neuer Vorsitzender des Kontrollgremiums der Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft WCM. Er soll den Konzern aus seinen Problemen heraushelfen.
Dieter Vogel - Neuer Vorsitzender des Kontrollgremiums von WCM Vogel wurde auf Antrag des WCM-Vorstandes bereits Anfang Oktober in das Gremium bestellt und Donnerstagnachmittag in einer außerordentlichen Sitzung zum Vorsitzenden gewählt. Der 61-Jährige gilt als erfahrener Sanierer und soll nun offenbar auch die festgefahrenen Verhandlungen zwischen der angeschlagenen WCM, ihren Gläubigerbanken und potenziellen Investoren voranbringen.
WCM hatte 2002 durch den Kursverfall an den Aktienmärkten einen Verlust von 860 Mio. Euro eingefahren. Die Schulden summierten sich zum Jahresende auf 2,8 Mrd. Euro. Seit Monaten sucht Vorstandschef Roland Flach nach einem Investor, der frisches Geld einbringt. Zwar verhandelt Flach derzeit mit einer ganzen Reihe potenzieller Kandidaten wie etwa den Investmenthäusern Morgan Stanley und Goldman Sachs oder der Beteiligungsgesellschaft Blackstone. Eine Einigung aber scheiterte bisher.
Mit der Faust auf den Tisch hauen
Mit der Berufung von Vogel in den Aufsichtsrat soll nun Bewegung in die Verhandlungen gebracht werden. Der Mobilcom-Aufsichtsratschef gilt als durchsetzungsstark: "Vogel genießt bei den Banken einen guten Ruf und kann auch mal mit der Faust auf den Tisch hauen", sagte ein Brancheninsider. Seine Fähigkeiten als Vermittler bewies der Manager im vergangenen Jahr, als es ihm gelang, den angeschlagenen Mobilfunkanbieter Mobilcom vor der Pleite zu retten. Als Aufsichtsrat brachte Vogel Mobilcom-Chef Gerhard Schmid, Banken, Bundesregierung und den französischen Großaktionär France Telecom an einen Tisch und handelte einen Kompromiss aus. Ende der 90er Jahre sanierte Vogel den Stahlkonzern Thyssen. Er gilt als Mann für schwierige Fälle.
Die Situation bei dem Beteiligungs- und Immobilienunternehmen WCM ist in der Tat vertrackt. So gestaltet sich die Suche nach einem Investor als schwierig, weil der WCM-Großaktionär Karl Ehlerding auf Druck der Banken seinen Anteil von derzeit rund 40 Prozent veräußern muss, um private Schulden in Höhe von 450 Mio. Euro zurückzuzahlen. Die Gläubigerbanken haben ihren Kredit für Ehlerding mit WCM-Aktien besichert.
Zudem ist WCM selbst unter Druck geraten und auf die Hilfe der Banken angewiesen. Besondere Probleme hat das Unternehmen mit einem Kredit für die Tochtergesellschaft Sirius, über die WCM 54 Prozent an der Immobilien-Gesellschaft IVG hält. Einzelne Banken drohen schon seit Monaten damit, den Kredit platzen zu lassen, für den WCM eine Bürgschaft übernommen hat und der mit IVG-Aktien besichert ist.
Interessenten stehen Schlange
Hilfe erhofft sich Vorstandschef Flach nun von einem finanzstarken Investor. Zwar stehen die potenziellen Interessenten mittlerweile Schlange, doch eine Einigung scheiterte bislang. Als wichtigstes Hindernis gelten die unterschiedlichen Interessen der Gläubigerbanken.
So sind einige Kreditinstitute ausschließlich bei Großaktionär Ehlerding engagiert, andere wiederum bei der WCM und ihrer Tochter Sirius. Ein kleiner Teil der Banken hat an den Großaktionär wie auch an die Sirius Kredite vergeben. Für dieses Interessengeflecht soll Vogel nun einen Ausweg finden. "Flach ist dazu momentan nicht in der Lage, weil er an zu vielen Fronten kämpfen muss", sagte ein Insider.
Die Initiative, Vogel in den Aufsichtsrat zu holen, ging dem Vernehmen nach von Ehlerding aus. Die beiden kennen sich seit den 70er Jahren durch gemeinsame Geschäfte.
Bei den Banken wurde der Vorschlag offenbar positiv aufgenommen: "Wir begrüßen das. Ein frisches Gesicht, das in den Verhandlungen nicht vorbelastet ist, wird dringend benötigt", hieß es aus Bankenkreisen. Offenbar hat Vogel bereits mit einigen Kreditinstituten Gespräche geführt, um die zuletzt angedrohte Fälligstellung der Sirius-Kredite bis zum 24. Oktober zu verhindern.
Der neue Aufsichtsratschef, so heißt es, wolle zudem auf jeden Fall vermeiden, dass WCM zerschlagen wird. Genau das nämlich haben einige der Investoren vor. Sie hoffen darauf, durch den schrittweisen Verkauf der einzelnen Vermögenswerte ein lukratives Geschäft zu machen. WCM besitzt unter anderem 5,5 Prozent an der Commerzbank und über 80 Prozent an den Klöckner-Werken.
Ja, so ist das, was wir schon lange wußten: Plötzlich sind die Gewinne um 40% gestiegen, stehen die Bieter schlange, will man eine Geamtlösung usw. - Börse ist nur Stimmungsmache.
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