Al-Kaida-Drohung macht Lufthansa Sorgen Von Annette Entreß, Hamburg
Seit den Anschlägen vom 11. September gehen die Buchungen auf einigen Strecken zurück. Jetzt, nach den Drohungen der Terrorgruppe al-Kaida, fürchtet die Lufthansa weitere Einbrußen. Ein Lichtblick ist die neueste Nachricht von der EU-Kommission.
"Wir haben einen Einbruch auf den Nordatlantik-Strecken", sagte Lufthansa-Sprecherin Monika Göbel FTD-Online. Seit den Terroranschlägen in New York und Washington, die mit entführten Flugzeugen verübt wurden, seien die Kunden zurückhaltender geworden. Jetzt, nachdem die Terror-Gruppe Osama Bin Ladens, al-Kaida, damit gedroht hat, weitere Anschläge gegen die USA mit gekaperten Flugzeugen zu verüben, könnte das Geschäft weiter zurückgehen.
Kulanz ist Trumpf
Objektiv gesehen müssten sich die Kunden keine Sorgen machen, denn die Lufthansa hat - wie andere Fluggesellschaften auch - ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Der Konzern werde jedoch Kunden, die bereits ein Ticket gekauft haben und umbuchen möchten, so weit wie möglich entgegenkommen. "Wir werden das sehr kulant regeln", sagte Göbel.
EU-Kommission für begrenzte Hilfen
Die Lufthansa und andere europäische Fluggesellschaften hatten von der EU-Kommission gefordert, dass diese staatliche Kompensationen für finanzielle Schäden erlaubt, die durch die Auswirkungen der Attentate vom 11. September entstanden sind. Dafür gab es am Mittwoch grünes Licht aus Brüssel. Die Kommission sprach sich dafür aus, dass die Airlines begrenzte Hilfen von den Mitgliedsstaaten in Anspruch nehmen können. "Der Wettbewerb darf aber nicht verzerrt werden", sagte EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio.
Den Staaten soll erlaubt sein, milliardenschwere Haftungsgarantien bis zum Jahresende zu übernehmen. Die EU-Finanzminister hatten Mitte September in Lüttich Grundregeln beschlossen, nach denen die Gewährleistung beim Risiko "Krieg und Terror" zunächst für einen Monat übernommen werden kann. De Palacio sagte, Start- und Landerechte der Airlines (Slots) sollten bis zur Sommersaison 2002 geschützt werden. Möglicherweise könnte der Bestandsschutz in die Wintersaison 2002/03 verlängert werden. Normalerweise verfallen Slots, wenn sie nicht genutzt werden. Außerdem könnten die Staaten Kosten für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen übernehmen.
Weniger Tickets verkauft
Die Fluglinien waren nach den Anschlägen auf New York und Washington in Bedrängnis geraten. Stark bemerkbar hätten sich nicht nur die Buchungsrückgänge gemacht, sagte Lufthansa-Sprecherin Göbel. Auch die verschärften Sicherheitsvorkehrungen seien teuer. Die Lufthansa und andere Fluggesellschaften hatten wegen gestiegener Sicherheits-Kosten schon Anfang Oktober die Ticketpreise angehoben. Die genauen finanziellen Einbußen durch die Auswirkungen des Terrors seien aber noch nicht zu beziffern, sagte Göbel.
Beschwerde gegen Sabena-Subvention
Nun hofft die Lufthansa auf Unterstützung vom Staat. "Für Kompensationen muss es genaue Kriterien geben", schränkte sie aber ein und bekräftigte, dass die Lufthansa gegen Subventionen sei, wie beispielsweise im Falle der angeschlagenen belgischen Fluglinie Sabena. Subventionen verzerren den Wettbewerb, so die Begründung.
Daher habe die Lufthansa in dieser Woche ihre Wettbewerbseschwerde bei der Europäischen Kommission gegen staatliche Beihilfen für Sabena erneuert. Die damalige Beschwerde, auf die die Kommission nicht reagiert habe, sei gemeinsam mit anderen europäischen Fluggesellschaften schon im Februar eingereicht worden, da die Sabena zum wiederholten Male Subventionen erhalten sollte.
Lufthansa, KLM und British Airways hatten im Frühjahr gegen einen früheren, jetzt nicht mehr verfolgten Sabena-Rekapitalisierungsplan protestiert. Gegen den neuen Rettungskredit legte die irische Ryanair Klage wegen Wettbewerbsverzerrung ein. Die Kommission kann solche Klagen berücksichtigen, sich aber auch über sie hinwegsetzen
Wiederholte Subventionen sind nach Ansicht der Lufthansa nicht rechtens. "Nach EU-Recht gilt ´first time - last time´", so die Sprecherin. Wer einmal staatliche Hilfe bekommen habe, dürfe diese kein zweites Mal erhalten.
Überbrückungskredit für Sabena
Die belgische Regierung, die die Mehrheit an der Fluggesellschaft hält, hatte in der vergangenen Woche einen Überbrückungskredit für Sabena von 125 Mio. Euro angekündigt. Dieser muss von der EU-Kommission aber zunächst gebilligt werden. Zuvor hatte die in akute Finanznot geratene Schweizer Linie Swissair, die 49,5 Prozent der Sabena-Anteile hält, vereinbarte Zahlungen an Sabena nicht geleistet. Die Sabena war aber schon zuvor in Finanzschwierigkeiten gewesen.
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