US-Kongress will riskante Finanzprodukte beschränken Dienstag, 28. Juli 2009, 13:21 Uhr Diesen Artikel drucken[-] Text [+] Washington (Reuters) - Der US-Kongress will einer der Hauptursachen der Finanzkrise an die Wurzel angehen. Nach dem Beinahe-Zusammenbruch von Schwergewichten wie dem Versicherungskonzern AIG soll der Handel mit riskanten Finanzinstrumenten zurückgeschnitten und scharf kontrolliert werden. Die Maßnahmen zielen auf die Auswüchse des rund 40 Billionen Dollar umfassenden Markts der Credit Default Swaps (CDS), auf dem Risiken von Krediten ohne die zugrundeliegenden Sicherheiten verscherbelt und Spekulationsgeschäfte auf die Bonität der Schuldner abgeschlossen wurden.
Der zuständige Ausschuss im US-Repräsentantenhaus diskutiert derzeit über zwei verschiedene Wege für die Begrenzung des CDS-Handels, wie aus einem Dokument hervorgeht, das Reuters zu Wochenbeginn vorlag. In einem Fall würden besonders riskante Handelspraktiken wie Leerverkäufe von CDS schlicht verboten.
Mit einem sogenannten Swap versichert sich die kreditgebende Banken gegen einen Zahlungsausfall. Dabei sagt der Vertragspartner der Bank gegen eine Prämie zu, die Schulden des Kreditnehmers zu begleichen, wenn dieser nicht bezahlt. Im Fall eines Leerverkaufs hat der Händler keinen Zugriff auf die Sicherheit, gegen die der Kredit vergeben wurde, sei es ein Wertpapier oder eine Immobilie. Er spekuliert darauf, dass die Prämien seine Ausgaben für Kreditausfälle übertreffen. Das Geschäft blühte jahrelang, nicht zuletzt, weil die Banken damit Risiken abgeben konnten und dafür kein Eigenkapital mehr vorhalten mussten. Als aber im Zuge der Finanzkrise immer mehr Zahlungsausfälle drohten, gingen die Investoren unter solchen unbesicherten Risiken in die Knie. Der Staat musste schließlich große Mitspieler wie die AIG mit Milliardenhilfen stützen.
Als zweiten Weg erwägt der Finanzdienstleistungsausschuss des Kongresses, CDS-Investoren ab einem Handelsvolumen von 100 Millionen Dollar strikt zu kontrollieren. Sie müssten ihre Anlagen gegenüber der Börsenaufsicht SEC offenlegen, die das Recht erhielte, die Menge der Swaps einzuschränken.
Der Gesetzentwurf ist Teil einer umfassenden Reform der Finanzaufsicht, über die das US-Parlament noch in dieser Woche zu debattieren beginnt. Zunächst nehmen sich die Abgeordneten aber Vorschläge vor, Aktionären mehr Einfluss auf die Bezahlung von Führungskräften börsennotierter Unternehmen zu geben.
Der Kongress nimmt in seinem Entwurf zudem in der Frage der Clearing-Häuser eine härtere Linie ein als die Regierung von Präsident Barack Obama. Demnach sollen Derivate künftig nicht nur von Clearing-Stellen kontrolliert, sondern auch an einer Börse gehandelt werden. Bislang wurden die Geschäfte frei zwischen Verkäufer und Käufer abgeschlossen und waren nicht standardisiert. Obama will seinen Gesetzentwurf für die Regulierung des Derivatehandels Regierungskreisen zufolge am Donnerstag vorstellen.
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