Weil das Thema der Spekulationsblase in letzter Zeit häufiger mal aufkam, habe ich mal ein bisschen Recherche betrieben und ein paar Anzeichen herausgesucht:
1. „Dieses Mal ist alles anders“
Man redet sich aktuell ein, dass die typischen Indikatoren für Wertpapiere und die Indices nicht mehr gelten. Die Corona-Krise sei anders, wir haben jetzt die FED, die EZB die Schweizer Bank. Wir befinden uns zwar in einer der schwersten Rezessionen unserer Geschichte, aber wen kümmert's? Der Markt zeigt nach oben und dieses Mal ist alles anders.
2. Markt zieht vermehrt Spekulanten an
Dieses Anzeichen sehen wir ganz deutlich. Das hat nicht zuletzt dazu geführt, dass Kleininvestoren die Hertz-Aktie künstlich hochgestuft haben, obwohl das Unternehmen Insolvenz anmelden musste. Wir sehen einen deutlichen Zuwachs an Robin Hood Investoren in den USA und Trade Republic Investoren hierzulande. Ich zähle übrigens auch dazu. Allerdings bilde ich mir ein (was vielleicht falsch ist), dass ich mich mehr mit dem Markt und Indikatoren beschäftige und vorsichtiger bin, als diejenigen, die vor einer Woche noch Hertz-Aktien gekauft haben. Wer weiß.
3. Immer schneller steigende Preise
Auch diesen Trend haben wir gesehen. Seit dem Mai-Tief bei knapp über 10.100 Punkten schnellen die Werte nur so nach oben. Der Aufstieg von 11.500 zu 12.500 ging dabei deutlich schneller als von 11.000 auf 11.500. Sollte sich der DAX jetzt also in naher Zukunft über die 13.000 hinwegsetzen und die 14.000 anvisieren, sehen wir einen weiteren wichtigen Indikator.
4. Immer mehr Medienberichte
Dazu kann ich persönlich nicht viel sagen, da ich mich nicht so viel auf Social Media bewege. Ich persönlich sehe zwar schon häufiger Anzeigen bezüglich Börsenhandel und dass "JETZT" eine gute Möglichkeit ist, einzusteigen, kann aber nicht sagen, ob das nicht eher daran liegt, dass der Algorithmus mitbekommt, dass ich mich für das Thema aktuell sehr interessiere.
5. Niedrige Zinsen begünstigen Spekulation
Über dieses Thema weiß ich leider zu wenig, um etwas zu sagen. Ihr?
6. Künstlich niedrige Volatilität
Auch die Volatilität ist etwas komplexer zu bewerten. Wir sehen, dass der VDAX nicht gerade niedrig steht und wir sehen auch, dass sich der VDAX nicht gerade reduzieren konnte, obwohl wir innerhalb von zwei, drei Wochen fast 3.000 Punkte im DAX addieren konnten. Das deutet Schwäche beim Index an, stützt aber nicht den Punkt, dass die Volatilität künstlich niedrig sein sollte. Aus dem Ursprungsartikel kommt übrigens noch folgende interessante Anekdote von 2017:
"Ein Beispiel ist der Anleihemarkt in Europa. Dort sind die Zinsen für südeuropäische Anleihen auf einem extrem niedrigen Stand, obwohl die dortigen Länder (Italien, Griechenland, Spanien, Portugal) die strukturellen Probleme nicht gelöst haben. Einziger Grund für die Euphorie der Investoren ist die Europäische Zentralbank (EZB). EZB-Chef Mario Draghi sagte 2012 auf einer Pressekonferenz, dass die EZB „alles tun werde, was nötig ist“ um ein weitere Finanzkrise zu verhindern. Das schließt den Aufkauf von Staatsanleihen aus Krisenstaaten ein, was Investoren dazu veranlasste, die Wertpapiere überhaupt erst zu kaufen. Fortan verfolgen sie die Strategie, auch bei schlechten Nachrichten in diese Anleihen zu investieren, in der Annahme, die EZB steht im Notfall als Käufer bereit."
Man bezeichnet dies übrigens mittlerweile als den Draghi-Effekt.
7. „Der Trend ist dein Freund!“
Auch hier möchte ich nochmal ein interessantes Zitat aus dem Artikel bringen:
"Alle Marktteilnehmer gehen fest davon aus, dass der Markt auch morgen noch so aussieht wie heute. Die allgemeine Euphorie sorgt dafür, dass fallende Kurse nicht mehr vorstellbar erscheinen. Während dieser Phase versuchen Finanzinstitute mit Hilfe von „Financial Engineering“ noch mehr Profit aus dem boomenden Markt zu schlagen. Sie entwickeln abgeleitete Finanzprodukte, mit denen auf die Marktentwicklung gewettet werden kann (Derivate). Diese vervielfachen das Risiko einer Ansteckung anderer Märkte im Falle eines Platzens der Blase."
Auch diesen Punkt sehe ich aktuell stark. Wer jetzt noch einsteigen will, muss ATM oder OTM Optionsscheine oder starke KO-Zertifikate kaufen, um vermeintlich so viel Geld zu machen, wie die eigenen Freunde vor ein paar Tagen/Wochen. Der Trend geht nach oben. "Stonks only go up". Und "money printer go brrrrr". Das ist der aktuelle Trend.
|