Potsdam (vwd) - Die CargoLifter AG, Berlin, verhandelt mit dem britischen Konkurrenten Advanced Technologies Group (ATG), Cardington Field Shortstown, vorwiegend über eine Kooperation zur künftigen gemeinsamen Entwicklung von Luftschiffen und eine zeitweise Verpachtung der Werft in Brand. Diese beiden Themen würden bei den Gesprächen, die noch in der laufenden Woche fortgesetzt werden, "nahe liegen", sagte CargoLifter-Sprecherin Silke Rösser am Donnerstag zu vwd. Eine finanzielle Beteiligung der Briten gilt dagegen als unwahrscheinlich, da es auch ATG an liquiden Mitteln mangelt.
Beim CargoLifter-Kooperationspartner Boeing Co, Chicago, dürfte eine Zusammenarbeit der Luftschiffbauer auf Zustimmung stoßen. Beide Unternehmen arbeiten an der Entwicklung von Stratosphären-Plattformen auf Luftschiffbasis, unter anderem um Überwachungsaufgaben zu übernehmen, an denen Boeing interessiert ist. Der Flugzeug-Konzern habe "ein natürliches Interesse an einem Partner, der die Technologie auch umsetzen kann", sagte der Sprecher von Boeing in Deutschland, Heinrich Großbongardt, zu einer möglichen Kooperation zwischen CargoLifter und ATG.
Die angestrebte Zusammenarbeit mit der ATG ist Bestandteil eines Standortkonzeptes, auf das sich CargoLifter-Insolvenzverwalter und -Vorstand, Vertreter der Wirtschaftsförderung Dahme-Spreewald mbH (WFG), Repräsentanten der Aktionäre des Unternehmens und potentielle Investoren geeinigt haben. Das Konzept liegt inzwischen beim brandenburgischen Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß vor, der eine Verzahnung des Sanierungsmodells des Insolvenzverwalters Rolf-Dieter Mönning mit dem WFG-Vorhaben eines öffentlich finanzierten Kompetenzzentrums der Leichter-als-Luft-Technologie sowie dem Engagement möglicher Investoren erbeten hatte. Dafür werden mittelfristig 40 Mio EUR benötigt.
Das entwickelte Drei-Säulen-Modell bestehe aus einer CargoLifter AG, einem das Kompetenzzentrum umfassenden gemeinnützigen Forschungsverbund und einer Transfergesellschaft, um das noch erreichbare Personal des Luftschiffbauers am Standort zu halten, bestätigte Rösser. Das brandenburgische Wirtschaftsministerium sehe in dem Konzept eine tragbare Basis und "begrüßt die angedeutete Unterstützung des Bundes", sagte ein Sprecher. Belastbare Konzepte müssen nun bis zur Gläubigerversammlung vorliegen, die für den 27. September angesetzt ist. Die meisten Stimmen wird hier die Investitionsbank des Landes Brandenburg haben, die den Bau der CargoLifter-Werft mit 38 Mio EUR unterstützt hat.
+++ Gerald Dietz
vwd/05.09.2002/gd/apo
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