Es ist schon seltsam, dass die Dinger immer dann eintrudeln, wenn der Kurs sowieso schon am Boden ist. Hat sich der Analyst von Bankhaus Lampe das erste Mal mit SGL beschäftigt?
Seltsam auch, dass in der Analyse nur vom Stahl die Rede ist und da vor allem von der billigen chinesischen Konkurrenz. SGL verkauft indes gar keinen Stahl, sondern Grafitelektroden, die man zur Stahlherstellung benötigt. Und ob nun alle, die hochwertige Stähle benötigen, selbigen in China einkaufen, ist auch noch nicht ausgemacht.
Seltsam auch, dass der Analyst über die Carbonfasersparte kein Wort verliert. Der Analyse zufolge müsste sie stillgelegt sein.
Seltsam auch, dass es immer das Bankhaus Lampe ist, das wie besessen im wöchentlichen Turnus negative Beurteilungen zu SGL abgibt. Nicht dass ich die Situation schön reden möchte. Keine Frage: sie ist verfahren. Aber dem Kursverfall nach sieht es fast so aus, als ob SGL das einzige Unternehmen wäre, das unter der Wirtschaftsflaute zu leiden hat. Dabei ist es ja gerade der Stahlsektor, der indikatorisch für viele andere ist und beginnt erst dann zu leiden, wenn andere das bereits tun und deshalb geringeren Badarf an Stahlprodukten haben.
Ich kann mir darauf keinen Reim machen. Solche "Bilderbuchniedergänge" wie der bei SGL habe ich 1999/2000 am Neuen Markt erlebt. Meistens bei Unternehmen, die noch keinen Groschen verdient hatten, aber mit KGVs von 500 bewertet waren. In der Folge gingen sie pleite. Sieht es bei SGL so schlimm aus? Steht die Pleite bevor? Bleiben die Aufträge aus? Hat der GF die Bilanzen gefälscht oder Geld ins Ausland geschafft? Davon ist nichts bekannt.
Den einzigen Reim, den ich mir deshalb darauf machen kann, ist der, den ich neulich schon erwähnt habe: der Kurs wird nach unten manipuliert, begleitet von einem Orchester von "Analysen", die den Kursverfall plausibel erscheinen lassen, aber im Auftrag erstellt werden. Das vermutete Ziel: den Kurs in 1-stellige Bereiche zu drücken. Dort wird er drei Monate lang gedeckelt und dann kommt die Axt: das Übernahmeangebot, das sich -wie ich schon in #21 (Abs. 3+4) geschrieben habe- am Durchschnittskurs der letzten 3 Monate orientieren muss. Zum Beispiel 9,75 Euro je Aktie, bei einem Kursstand von 8,85 Euro. Die Analysten und Flügeladjudanten feiern das dann als großzügiges Angebot, da 10% über dem Kurs liegend und empfehlen die Annahme. Im Spruchkammerverfahren wird dann den einen oder anderen Euro nachgebessert und der Drops ist gelutscht.
Ich ließe mich gerne eines Besseren belehren, sähe mich gerne getäuscht. Bishger konnte mich aber niemand vom Gegenteil überzeugen und kein Argument vorbringen,das meinen "Reim" ad absurdum geführt hätte.
|