Glückliche Aktionäre und Wiedeking auf dem Höhepunkt seiner Macht
STUTTGART (dpa-AFX) - Rund 2.900 gut gelaunte Aktionäre und ein Vorstandsvorsitzender auf dem Höhepunkt seiner Macht: Porsche - Hauptversammlungen verliefen schon immer etwas anders als die oft turbulenten Aktionärstreffen anderer Autobauer. Am Freitag in Stuttgart wurde dies besonders deutlich. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, durch eine Erkältung fast stimmlos, scheint nach dem Einstieg bei Volkswagen und seinem Einzug in den Aufsichtsrat in Wolfsburg auf dem Höhepunkt seiner Macht.
GLÄNZENDE HALBJAHRESZAHLEN
Die Aktionäre waren zudem von den glänzenden Halbjahreszahlen so beeindruckt, dass selbst die sonst so kritischen Vertreter der Aktionärsverbände nur verschämt Kritik übten - es wirkte eher wie eine Alibi-Übung. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die im Saal der Stuttgarter Messe anwesenden Aktionäre zwar das Wort erheben dürfen, aber gar nichts zu entscheiden haben. Denn die allein stimmberechtigten Stammaktien besitzen die Familien Porsche und Piëch - und deren vier Vertreter saßen nicht im Saal, sondern hinter Wiedeking auf dem Podium der Aufsichtsräte, allen voran VW- Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch.
Den mehr oder weniger rechtlosen Vorzugsaktionären bleibt nur, ein wenig mehr Dividende je Aktie als die Familieneigner zu kassieren - für das Geschäftsjahr 2004/05 sind es 5,00 Euro je Vorzugsaktie gegenüber 4,94 Euro für die Stammaktionäre. Dass die Ausschüttungsquote um 25 Prozent höher liegt, wie Wiedeking betonte, vermochte einige Aktionäre nicht zufriedenstellen. Lieber mehr Dividende als 3,5 Milliarden Euro für den VW-Einstieg, hieß es vereinzelt. Doch die Unzufriedenheit mit der Höhe der Dividende hat bei Porsche-Hauptversammlungen schon Tradition.
Wiedeking, der sich bei der Beantwortung der Fragen von seinem Finanzchef Holger Härter vertreten ließ, erinnerte in seiner Rede stellenweise eher an SPD-Vizekanzler Franz Müntefering als an den Chef des profitabelsten Autobauers der Welt. Wiedeking stieg mit Verve in die "Heuschrecken"-Debatte ein: "Es ist doch eine Illusion, zu glauben, dass irgendeinem Pensions- oder Hedgefonds mit Sitz in Denver/Colorado oder in Las Vegas die Beschäftigungssituation in Deutschland am Herzen liegt", rief der Porsche-Macher - und konnte sich des Beifalls im Saal sicher sein.
Die allgemein gute Stimmung wurde dann doch noch gestört. Eine nach eigenen Aussagen leidenschaftliche Porsche-Fahrerin trat ans Rednerpult und beklagte eine lange Mängelliste an ihrem Geburtstagsgeschenk, einem flotten 911 Carrera. "Gibt es ein Vorstandsmitglied, das sein Auto gegen mein Montagsauto tauscht?" fragte sie die etwas konsterniert blickende Führungsriege. Das gehe leider nicht, sagte Härter, "aber wir schauen, was wir machen können und werden die Mängel abstellen."/hd/tb/DP/ep
--- Von Frank Heidmann, dpa und Tim Braune, dpa-AFX ---
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