Ich glaube, dass die Rohstoff-/Gold-/Edelmetall-/Öl-/Aktien/ "Assets-aller-Art"-Blase am 10. Mai ausgetoppt ist. Durch die extreme Liquidität der Märkte - angeschoben durch jahrelange Tiefzinspolitik (vor allem in Japan und USA), die dazu diente, die Folgen vorheriger Blasen (Tech-Blase 2000) abzubauen - baute sich in allen Asset-Klassen gleichzeitig eine "Blase zweiter Ordnung" auf. Diese Blase will - und muss - die Fed nun weiter bekämpfen, um eine gallopierende Inflation (= langfristige Wirtschaftskrise) wie in den 1970-er Jahren zu verhindern. Die EZB sieht das ähnlich.
Daher wird die hohe Liquidität nun durch die weltweiten Zinserhöhungen (auch in EU, demnächst Japan) reduziert. Die "large Specs" reagieren auf diesen "Geld-Entzug" (sie arbeiten ja mit hohen Hebeln, also mit viel Kredit) bereits mit wachsender Risiko-Scheu. Dies zeigt sich besonders deutlich an dem gegenwärtigen Niedergang der Kurse und Wechselkurse in den Emerging Markets (z. B. Türkei, Südafrika, Island, Indonesien).
Dass "Big Ben" Bernanke bei der letzten Fed-Sitzung die Zinsglocken weniger heftig läutete, als es dem vorherigen wochenlangen Zähneknirschen der Fed entsprach, sorgte in den USA letzte Woche für eine Erleichterungs-Rallye, die jedoch Freitag schon wieder an Kraft verlor (Dow: - 40 Punkte). Sobald die nächsten überhöhten Kerninflations-Zahlen des PPI und CPI kommen, wird die Fed erneut mit dem Säbel rassen, da Inflationsbekämpfung langfristig wichtiger ist als eine temporäre Rezession (Details: Mein Doomsday-Bären-Thread). Bis Mitte 2007 dürften die US-Dollar-Zinsen auf rund 5,75 bis 6 % ansteigen. Dies macht den Dollar zunehmend attraktiv, auch für Euro-Anleger, die auf den Euro in 2007 schätzungsweise 3,25 bis 3,5 % Zinsen bekommen (Details: Mein Dollar-long-Thread).
Folglich wird der Dollar zum Euro erstarken: Ich rechne bei EUR/USD mit Kursen von mindestens 1,15 oder darunter. Da Gold und der Euro synchron laufen (Dollarschwäche erzeugt Gold-Käufe - und umgekehrt), dürfte demnach der Goldpreis entsprechend dem EUR/USD-Kurs fallen.
Bei Gold muss man zwei Seiten gegeneinander abwägen: Einerseits ist es die ultimative Zuflucht der Bären (bei einem Total-Crash). Da dieser Total-Crash aber nicht kommt ("nur " eine kleine Rezession), ist Gold bereits übertrieben hoch gepreist. Die zweite Seite des Golds ist nämlich, dass es als Edelmetall der Rohstoff-Blase folgte und im Mai ein 26-Jahres-Hoch erreichte. Diese "Blase zweiter Ordnung" dürfte auch in Zukunft weiter Luft ablassen - der Rückgang ab Mai ist erst der Anfang.
Wer bei einem 26-Jahres-Hoch auf ein folgendes 30-Jahres-Hoch spekuliert, folgt IMHO der "Greater Fool"-Theorie: Es gibt immer noch einen Dümmeren als mich, der mir das Zeug NOCH TEURER abnimmt. Die Tulpen-Zwiebel-Blase aus Holland vor 200 Jahren lässt grüßen!
Ich kaufe lieber bei 28-Jahres-TIEFs, z. B. den Nikkei-225 im März 2003.
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