Kaffeeklatsch statt Kinder
Studie: Mütter nehmen sich nur 2 Stunden und 18 Minuten täglich Zeit für den Nachwuchs
tz Berlin Der neue Familienbericht der Bundesregierung geht mit den deutschen Müttern hart ins Gericht: Obwohl in Deutschland deutlich weniger Frauen berufstätig seien als in Frankreich, Schweden, Norwegen oder Finnland, würden sie ähnlich viel Zeit mit ihren Kindern verbringen. „Die geringste Präsenz am Arbeitsmarkt findet sich bei deutschen Müttern, die diese gewonnene Zeit aber nicht in Hausarbeit investieren, sondern in persönliche Freizeit“, heißt es in dem 600 Seiten starken Bericht wörtlich. Im Klartext unterstellt das: Junge Mütter nutzen die Erziehungsphase mehr für Kaffeeklatsch mit anderen Frauen als für die Erziehung der Kinder!
Das Papier liefert dazu auch Zahlen: In Schweden und anderen skandinavischen Ländern, wo drei Viertel aller Mütter mit Kindern unter sechs Jahren berufstätig sind, verbringen die Frauen zwischen zwei und zweieinhalb Stunden täglich mit ihren Kindern. In Deutschland, wo mehr als die Hälfte mindestens sechs Jahre zu Hause bleiben, verbringen die Mütter auch nur zwei Stunden 18 Minuten täglich mit ihren Kindern, so die Experten unter Leitung des Berliner Familienwissenschaftlers Hans Bertram. Familienministerin Ursula von der Leyen betonte, nicht die Mütter seien schuld daran, dass sie relativ wenig Zeit für ihre Kinder hätten, obwohl sie den Beruf aufgegeben haben, sondern die fehlenden Betreuungskosten. „Die praktische Organisation des Alltags läuft bei uns holpriger, als das in anderen Ländern der Fall ist“, so die CDU-Ministerin in ihrer Stellungnahme zu dem Sachverständigen-Bericht.
So wäre es für eine Mutter sinnvoller, erst einkaufen gehen und dann entspannt das Kind vom Kindergarten oder der Krippe abholen zu können. Stattdessen müsse eine deutsche Mutter wegen der starren Öffnungszeiten zum Kindergarten hetzen, um dann gestresst das Kind mit in den Supermarkt zu nehmen. Deshalb sind sich von der Leyen und die Sachverständigen einig: Die Betreuungsangebote von Kindern müssten weiter ausgebaut werden. Die Regierung sei hier auf dem richtigen Weg.
|