Google stellt in seinem Mobile Blog eine neue Anwendung für Android-Geräte vor, die den amerikanischen Einzelhandel auf die Palme treiben dürfte: Ein Scanner, der im Ladengeschäft den Barcode auf einem Produkt einliest und die Daten direkt an Googles mobile Produktsuche weiterleitet, wo dann als Ergebnis ein Preisvergleich von verschiedenen Online-Anbietern geliefert wird.
Der typische Ladenbetreiber wird wohl kaum einen Sinn darin erkennen, seinem Kunden den Gefallen zu tun, ein Anschauungsstück samt Barcode in trockenen und geheizten Räumen zugänglich zu machen. Daher wird man bei einer künftigen Nutzung dieser Google-Anwendung wohl damit rechnen können, dass dieser Ladenbesitzer entweder die Barcodes überklebt, Kunden mit Telefonen in der Hand die Tür weist, oder in seinem Geschäft den Mobilfunk (rechtswidrig) mit einem "Jammer" stört.
Doch soweit ist es noch lange nicht, womöglich drohen Google zuvor noch andere Probleme. Diese Vermutung liegt auf der Hand, denn die Idee, Barcodes mit mobilen Geräten einzulesen und für Online-Preisvergleiche zu nutzen, ist ebenso bestechend wie alt. Schon Mitte der 90er Jahre wurden ähnliche Systeme erdacht, die sich aber in den USA (Deutschland: Barcoo.de) aus den verschiedensten Gründen bis heute nicht als Massenerscheinung durchgesetzt haben.
Patente wurden jedoch zuhauf angemeldet und in diesem Zusammenhang ist insbesondere das Unternehmen NeoMedia zu nennen. Diese Firma hat so viele Software-Patente aufgehäuft, dass sie von vielen als typisches Beispiel für einen "Patent-Troll" bezeichnet wird. Die Bürgerrechtsbewegung EFF nahm NeoMedia sogar in ihrem Patent Busting Project ins Visier, um eines der besonders fragwürdigen Patente zu löschen. Aber das ist EFF bisher nicht gelungen. Der Versuch scheiterte auch am entschiedenen Widerstand des Patent-Inhabers.
Bei den Patenten, die NeoMedia auf das Verfahren der Barcode-Abfrage besitzt, wird Google also voraussichtlich auch mit Widerstand rechnen müssen. Zumal NeoMedia nachweisen kann, dass es schon seit vielen Jahren unter Qode.com selbst eine entsprechende mobile Technologie anbietet. Sollte es tatsächlich zu einem Konflikt kommen, steht es Google frei, entweder Lizenzrechte zu erwerben, oder die Patente anzufechten. Ob sich das aber lohnt, nur um sich den gesamten Einzelhandel zum Feind zu machen, ist eine andere Frage.
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