... wünsche ich zunächst allen. Seit Tagen überlege ich mir schon was ich für 2019 erwarte. Am 21. bin ich aus meinen Shorts raus. Die Rutsche am Abend und an den Folgetagen habe ich leider nicht mehr mitgenommen, ärgerlich für jemanden, der eigentlich das ganze Jahr über insbesondere in den USA eine Korrektur erwartet hat. Eigentlich waren am 21. meine Ziele nach unten in etwa erreicht. N100 unter 6.200, DAXbei 10.500, nur der DOW hatte noch Luft nach unten. Dann die letzten beiden Tagen mit neuen Tiefs, die eigentlich die letzten Unterstützungen durchbrochen haben. Sind meine Ziele doch noch zu hoch? fragte ich mich gestern. Kommt jetzt doch noch ein richtiger Crash? Und heute geht´s beim DOW 1000 Punkte hoch. Schon ein richtiger Impuls. Letztendlich bin ich froh, dass ich auf der Seitenlinie stehe. Es ist unkalkulierbar. Aber jetzt zu den Märkten: Denke man muss die USA richtig erwischen um auf der richtigen Seite zu liegen. Haupteinflußfaktor sind m.E. die Zinsen. Sie haben in diesem Jahr hauptsächlich die Korrektur angestoßen. Die Zinsstrukturkurve ist sehr flach, aber noch nicht invers, das bisher nur zwischenzeitlich. Das absolute Zinsniveau in den langen Laufzeiten fällt inzwischen; die 3%-Grenze bei 10-jährigen ist inzwischen deutlich unterschritten; die Notenbanken wollen nur noch 2x erhöhen. Insgesamt also eher neutral. Da man keine größeren Kursverluste mehr zu erwarten hat, sind US-Bonds nunmehr eine Anlagealternative - auch für Aktienfreunde. Die Konjunktur hat angefangen zu stottern; Energie, Autos, Immobilien, Semis sind schon in der Abwärtsbewegung. Der Transportindex dürfte es schwer haben zu steigen, wenn Energiewerte fallen. Damit fällt der Leitindex für den DOW aus. Technologie hat ein wenig der Überbewertungen abgebaut; ich befürchte aber nicht ausreichend. Die Gewinnschätzungendes Marktes werden in der Summe eher deutlich runterkommen. Hat in 2018 noch die Steuerreform geholfen, so fehlt dieser Stimulus in 2019. Die Politik bleibt zudem unberechenbar und wirkt damit nicht unterstützend. Fazit: Ich sehe wenig Gründe den US-Markt zu kaufen.Eine Gegenbewegung nach oben würde ich wieder verkaufen. Der DAX sieht m.E. im Prinzip besser aus. Die Zinsen in Europa werden voraussichtlich tief bleiben, in Deutschland tiefer als es sinnvoll ist. Deutschland profitiert also weiterhin von der Schwäche Südeuropas.Mit den 3 Krisenländern England (Brexit), Italien (Populistische Regierung) und Frankreich (Gilets jaunes) wird es der Euro schwer haben zu steigen, was wiederum dem deutschen Export hilft, gegen US-Zölle und Geschäftsausfällen durch erzwungene Sanktionen anzukämpfen. Zudem hat auch Deutschland politische Probleme. War Merkel international bisher ein Garant für internationale Zuverlässlichkeit, ist das zukünftig alles andere als sicher. Der Trend nach rechts ist für Deutschland nicht hilfreich. Die Bewertung des Marktes scheint günstig zu sein; ich erwarte allerdings in den nächsten Jahren eher fallende Gewinne, auch weil Löhne glücklicherweise deutlich steigen. In der Summe würde ich insbesondere dividendenstarke Werte kaufen, den Gesamtmarkt wohl eher nicht. Die geopolitsche Lage hat sich leider eher weiter verschlechtert. Jede Verbesserung hier könnte helfen. Was vollkommen unterschätzt wird ist das Thema Klima. Bisher wird nur geredet, dass man die Temperatur in den Griff bekommen muss. Aber so langsam müssen Taten folgen. Und nichts ist umsonst. Der Welt würde eine Abkehr vom Wachstumsdenken guttun. Ein neuer Wachstumsbegriff muss her, der auch qualitative Verbesserungen wie bessere Luft bewertet. Und Klimaschutz kostet. Diese Wahrheit müssen die Politiker dem Volk erst beibringen, auch auf die Gefahr hin, dass sie abgewählt werden. Und ich bin der tiefen Überzeugung, dass nur Gesetze funktionieren, nicht die von vielen bevorzugte Freiwilligkeit. Und wenn Gesetze nicht eingehalten werden hilft nur noch Knast (siehe Diesel-Affäre). Leider haben sich ja viele aus unserer sogenannten Elite nicht mehr von Gesetzen lenken lassen sondern nur noch an Ihre Boni gedacht. Vielleicht auch da mal ein Umdenken. Ein weiteres Thema ist die Schere zwischen Arm und Reich. Man hat momentan den Eindruck, dass es einen neuen Steuersenkungswettlauf gibt. Beim erfahrungsgemäß immer die Reichen noch reicher werden. In Frankreich sieht man soeben wo diese Politik hinführen kann . Die Gilets jaunes haben nahezu die komplette Wirtschaft lahmgelegt. Paris war in den letzten für den Konsum so wichtigen Wochen nahezu lahmgelegt. Samstags kamen keine Autos mehr rein. Touristen bleiben aus; die Nobelboutiquen, die geschätz 40% mit asiatischen Touristen machen, mussten sich verbarrikadieren. Man wird es in den französischen Konsumzahlen sehen. Man kann die Protestanten durchaus teilweise verstehen. Gehälter ca. wie in Deutschland, aber Lebenshaltungskosten und Mieten doppelt so hoch wie in Deutschland. In den USA alles noch schlimmer. Habe gerade gelesen, dass 1% der Bevölerung 85% der Aktien hält. Unglaublich diese Eliten. In Deutschland, Italien, Österreich e.t.c. richtet sich die Wut bisher gegen die Schwächsten - Ausländer und Asylanten. In Frankreich sieht man inzwischen, dass es auch anders geht und eine Alternative vielleicht sogar eher links zu finden ist. Es kann also unruhig werden. Für Börsen kein gutes Umfeld. Man wird mich in 2019 deshalb insgesamt häufiger auf der Verkäuferseite finden. Ich wünsche allen viel Erfolg an den Märkten. Mir hilft dieses Forum doch recht häufig beim Timing. In 2018 habe ich dadurch ein ordentliches Plus im Derivate-Portfolio einfahren können. Danke also für die vielen konstruktiven Beiträge.
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