#1 von Redaktion WO [W:O] 05.10.01 11:33:27 4569863 BIODATA INFOR.TECHN.AG Die ehemalige Lichtgestalt am Neuen Markt Biodata bleibt bei Umsatz und Ertrag im laufenden Jahr deutlich unter den Erwartungen. Nach vorläufigen Zahlen hat das Unternehmen im dritten Quartal zwischen 3 und 3,5 Mio. Euro umgesetzt. Das ist halb so viel wie im Vorjahr, als 6,8 Mio. Euro erlöst wurden. Im Vergleich zum zweiten Quartal des laufenden Jahres wird lediglich ein Drittel des Umsatzes erreicht. Wenig verwunderlich ist da die heute mitgeteilte Erkenntnis, man werde die Umsatz- und Ergebnisziele für das Gesamtjahr deutlich verfehlen.
Für die schlechte Entwicklung wird die stark verschlechterte weltweite Wirtschaftslage verantwortlich gemacht. Es ist dieselbe Lage, in der z.B. Wettbewerber Check Point Software die Erwartungen für das abgelaufene Quartal bestätigt hat, obwohl die Terroranschläge im kritischen Monat September etwa eine Woche Umsatz gekostet haben. Es ist dieselbe Lage, die zu einer Neubewertung des Sicherheitsaspekts im Internet führt, von der die hier mit guten Produkten und Dienstleistungen vertretenen Unternehmen nachhaltig profitieren sollten.
In den Ergebnissen des zweiten Quartals waren bereits die auf etwa 40 Mio. Euro angestiegenen Forderungen aufgefallen. Diejenigen aus Lieferungen und Leistungen machen dabei fast 30 Mio. Euro aus. Heute meldet das Unternehmen, dass voraussichtlich über 10 Mio. Euro auf Forderungen und Vorräte angeschrieben werden müssen, was zu zusätzlichen Belastungen über den schlechten Geschäftsverlauf hinaus führt.
Noch am 27. September hatte das Unternehmen abgewiegelt. Man wisse zwar nicht genau, ob der Analystenkonsens zwischen 48,7 und 56 Mio. Euro beim Umsatz und zwischen 4,4 und 8,3 Mio. Euro beim EBITDA erreicht werden, gehe jedoch davon aus, dass der auf 45 Prozent bezifferte Umsatzanteil der USA lediglich kurzfristige Belastungen mit sich bringt. Jetzt weiß man es: Biodata erwartet Umsatzerlöse auf dem Vorjahresniveau von rund 23,5 Mio. Euro.
So weit, so schlecht. Seite heute ist man versucht, Biodata in eine Reihe mit „Weltfirmen“ vom Stile Informatec oder Metabox zu stellen. Das Unternehmen revidiert nämlich kurzerhand eine Meldung vom 24. August über einen Großauftrag aus Australien mit einem Jahresumsatz von bis zu 20 Mio. Euro. Es wurde schlicht und ergreifend vergessen, auf aufschiebende Bedingungen hinzuweisen, die dann auch prompt dazu führten, dass sich das Geschäft in Luft aufgelöst hat.
Überflüssig zu erwähnen, dass Vorstandsvorsitzender Tan Siekmann zurücktritt und ein umfangreiches Programm zur Kostensenkung und Umstrukturierung eingeleitet wird. Das wird auch aus anderen Gründen dringend notwendig. Jetzt drückt eine im Juni begebene Inhaberschuldverschreibung in Höhe von 35 Mio. Euro heftig, mit der man weitere Akquisitionen finanzieren wollte. Der Plan, diese Titel möglichst schnell in eine Wandelanleihe zu überführen, kann man getrost begraben. Statt dessen drückt jetzt die Zinslast: Im ersten Jahr fallen 5 Prozent, im zweiten Jahr 6 Prozent, danach dann 13 Prozent an. Die liquiden Mittel betrugen zum Halbjahr rund 9 Mio. Euro.
Helaba Trust hatte vor einigen Tagen den fairen Wert der Aktie bei rund 6 Euro gesehen. Ob nach dem heutigen Kurssturz auf 2,25 Euro ein faires Niveau erreicht ist, darf getrost bezweifelt werden. Ganz zu schweigen von jenen 10 Euro, die „Börse Inside“ am 2. Oktober als erstes Kursziel ausgegeben hatten. Früher war Biodata oft mit „gut aber sehr teuer“ bezeichnet worden. In welche Kategorie das Unternehmen nun einzuordnen ist, bleibt abzuwarten.
Autor: Klaus Singer (© wallstreet:online AG),11:33 05.10.2001
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