Kam grad in der ARD ich hoffe es haben noch ein paar andere gesehen.
Die einen warnen vor dem Rentencrash. Die anderen verkünden: Die Renten sind sicher. Die einen, das ist die Opposition. Die anderen, das ist die Regierung. Parteien an der Macht wechseln sich ab, das Spiel bleibt das gleiche. Wer regiert, umschifft die ganz große Reform und steuert den Tanker - Augen immer fest geschlossen - mit Volldampf in Richtung Eisberg. In knapp 15 Jahren ist es dann so weit: Rentencrash mit 3,5 Billionen Euro Staatsschulden. 3,5 Billionen, das sind 3500 Milliarden, eine Zahl mit 13 Stellen. 14 mal der Gesamthaushalt der Bundesrepublik Deutschland. Um die Renten auf dem heutigen Niveau zu halten, müssten die Beiträge auf 30 % steigen - keine Regierung der Welt könnte das durchsetzen.
Der Film von Günter Ederer zeigt an erschreckenden Beispielen, wer die Sieger des deutschen Rentensystems sind (Selbständige, Beamte und Berufspolitiker) und wer die Verlierer (einfache Arbeiter und Angestellte). Er nennt die Namen der verantwortlichen Politiker (die Liste ist lang). Er räumt mit alten und neuen Vorurteilen auf - dem parteiübergreifenden Abgesang auf den Generationenvertrag zum Beispiel und dem neuen Glauben an die Stärke des Kapitalmarktes. Denn eines ist klar: Jede Rente kann nur durch Arbeit erwirtschaftet werden, wenn die Volkswirtschaft nicht produktiv ist und eine junge innovative Bevölkerung fehlt, platzen auch Kapitalrenten-Träume. Und natürlich funktioniert ein Generationenvertrag schlecht, wenn er die Lasten der Wiedervereinigung und der Eingliederung von Spätaussiedlern den Sozialkassen aufbürdet, statt die Kosten aus dem Staatshaushalt zu bezahlen.
Ist das alte System also gar nicht so schlecht? Müssten die Rentenkassen nur von Ausgaben befreit werden, die nichts mit ihrem Auftrag zu tun haben (von Ausgaben für Kuren zum Beispiel, allein die BfA zahlt dafür jedes Jahr 10 Milliarden)? Oder ist der Crash nicht mehr zu vermeiden, ganz gleich, welche Notbremse die nächste Regierung zieht?
Auf einer Reise durch luftig besetzte Kindergärten und ausgebuchte Altenresidenzen macht der Film Ursachen und Folgen deutlich. Und nüchterne Zahlen werden zu persönlichen Schicksalen. Zahlen des Finanzwissenschaftlers Prof. Bernd Raffelhüschen, der gerade für das Land Norwegen ein neues Rentensystem entwickelt hat. Der renommierte Forscher hat das deutsche Rentenchaos nach den Regeln der Kunst durchgerechnet. Ergebnis: Werden nicht radikale Maßnahmen beschlossen, ist der Crash unvermeidlich.
Das Märchen von der sicheren Rente ist ein Film, der mit einem alten Traum aufräumt: Das immer mehr Menschen immer früher die Früchte eines immer kürzeren Arbeitslebens genießen können. Wahrscheinlich werden wir uns damit abfinden müssen, dass die Rente mehr als heute an die Länge der Arbeitszeit gekoppelt wird. Und dass jeder mehr als heute für sich selbst sorgen muss.
Anmerkung : die Pensionen in den USA finanziert über den Kapitalmarkt abgesichert mit etwa 3,5 Billionen $ Die Rente in Deutschland verwaltet durch den Staat abgesichert mit 0.0 €
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