FRANKFURT (dpa-AFX) - Ob Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken oder Privatbanken - Geldinstitute aller Sparten vermelden angesichts der Finanzkrise in diesen Tagen einen Zulauf von Kunden und ein Plus bei den Einlagen. Viele Sparer ziehen ihr Geld aus schwankungsanfälligen Anlagen wie Aktien ab und legen es zum Beispiel als Festgeld an. Dabei wird so mancher Anleger dank hochverzinster Sparangebote auch Neukunde einer Bank, mit der er bislang keine Geschäfte getätigt hat.
Die Deutsche Bank berichtete am Donnerstag auf ihrer Internetseite von 200 000 zusätzlichen Kunden in Deutschland seit Jahresbeginn. Die Zahl der Privat- und Geschäftskunden des DAX-Konzerns in seinem Heimatmarkt stieg demnach auf derzeit knapp zehn Millionen. Über ein Festgeldangebot konnte Deutschlands größte Bank mit Sitz in Frankfurt seit Januar in Deutschland rund acht Milliarden Euro zusätzliches Geld gewinnen. In den besonders turbulenten vergangenen fünf Wochen verbuchte die Deutsche Bank netto rund 1 Milliarde an neuen Einlagen.
Auch der Münchner HypoVereinsbank (HVB) spülte die Finanzkrise neues Geld in die Kasse. 'Wir haben in den letzten vier Wochen Kapitalzuflüsse in Höhe von rund 400 Millionen Euro verzeichnet', sagte ein Sprecher des zur italienischen Großbank UniCredit gehörenden Instituts auf Anfrage. Gefragt seien vor allem festverzinsliche Anlagen wie Sparbücher, Fest- oder Termingeld. Die Zahl der Kunden sei aber weitgehend stabil geblieben.
Die Commerzbank gewann nach Angaben ihres Privatkundenchefs Achim Kassow im dritten Quartal 183 000 zusätzliche Privatkunden. Lediglich in Einzelfällen zögen Kunden derzeit Geld ab, hatte Kassow der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' ('FAZ') gesagt. 'Die Mehrzahl der Kunden bringt neues Geld.' Im Privatkundengeschäft habe es von Juli bis Ende September ein Plus von 4,5 Milliarden Euro bei den Einlagen gegeben. Insgesamt hat die Commerzbank nach Angaben eines Sprechers inzwischen etwa sechs Millionen Privatkunden in Deutschland.
Auch etliche Sparkassen hatten in den vergangenen Tagen über eine verstärkte Nachfrage und neue Kunden berichtet, etwa die Haspa (Hamburg) und die Fraspa (Frankfurt). Unterdessen weiteten die Genossenschaftsbanken ihren Marktanteil als Kreditgeber des Mittelstandes leicht aus, wie der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) am Donnerstag mitteilte: Er stieg bei den Krediten an Gewerbekunden in den ersten beiden Quartalen 2008 auf 25,8 Prozent nach 25,3 Prozent Ende des Jahres 2007. Die Genossenschaftsbanken gewährten laut BVR trotz der Krise in diesem Jahr so viele Kredite an Privat- und Geschäftskunden wie zuletzt Anfang 2001./jb/mf/DP/sk
(16.10.2008 13:55:32)
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