Freysinger beschimpft«Tamimi kam mir vor wie eine Karikatur» Die verbale Hitler-Attacke auf SVP-Nationalrat Freysinger schlägt hohe Wellen: Der Schweizer Al-Jazeera-Korrespondent ist beschämt über die Aussagen seines Glaubensbruders. Freysinger sieht sich in den Vorurteilen gegenüber muslimischen Fundamentalisten bestätigt. (Quelle: «10vor10») Interaktiv-Box Bildstrecke: Oskar Freysinger auf Al JazeeraInfo-Box Azzam Tamimi: Umstrittene Figur der britischen Muslime Laut der britischen Zeitung «Guardian», für die Freysingers Kontrahent Azzam Tamimi regelmässig Kommentare verfasst, vertritt der Politologe zwar hartnäckig und mit zuweilen scharfer Rhetorik die Sicht der in Europa lebenden Muslime, setze sich aber unter anderem als Direktor des «Institute of Islamic Political Thought» vor allem für den Dialog des Islam mit den Kulturen Europas ein. Tamimi hat in der Vergangenheit für Aufregung gesorgt, als er während dem Gaza-Krieg mit Vehemenz die Rechte der Palästinenser verteidigte und Verständnis für terroristische Anschläge der Hamas äusserte. Neben seinem Engagement beim «Guardian» tritt der Politologe regelmässig als Experte beim arabischen TV-Sender Al-Jazeera in Erscheinung. Al-Tamimi lebt seit seiner Jugend in London und ist zweifacher Familienvater mit britischer Staatsbürgerschaft. (kbr) «Sie haben das Tor zur Hölle aufgestossen – Sie sind der neue Hitler Europas»: Mit diesen Worten beschimpfte gestern Abend Azzam Tamimi, Direktor eines islamischen Instituts in London, den SVP-Nationalrat Oskar Freysinger. Der Eklat ereignete sich während eines Streitgesprächs über die Annahme der Minarett-Initiative auf dem arabischen Nachrichtensender Al-Jazeera. Neue Dimension der Konfrontation Gut 12 Stunden nach der hitzigen Diskussion hat sich Freysinger wieder einigermassen beruhigt. «Durch seine Hitler-Vorwürfe hat sich mein Kontrahent selbst diskreditiert, er kam mir vor wie eine Karikatur», sagt Freysinger zu 20 Minuten Online. Tamimi habe mit der Aussage alle Klischees eines muslimischen Fundamentalisten erfüllt. Die Diskussion habe ein völlig anderes Level der Konfrontation erreicht, als er dies bis anhin gekannt habe. Tamer Aboalenin, der Schweizer Korrespondent von Al-Jazeera, zeigte sich beschämt angesichts der Aussagen seines muslimischen Glaubenbruders. «Dass Tamimi auf diesem Hitler-Vergleich beharrte, hat mich genervt.» Wäre der Vergleich einmal gefallen, hätte man das als verbalen Ausrutscher verzeihen können, findet Aboalenin. «Doch diese polemische Art gehört nicht zum Konzept der Sendung.» Es gehe darum, einander in sachlicher Art die Meinung zu sagen. Diesbezüglich hat Freysinger, den Aboalenin persönlich ausgesucht hat, gepunktet: «Freysinger hat mit Vernunft und Sachlichkeit debattiert und auf Polemik verzichtet.» Er habe vor der Sendung seinem Arbeitgeber Al-Jazeera Vertreter der Schweizer Muslime als Diskussionspartner vorgeschlagen (20 Minuten Online berichtete). Al-Jazeera wollte keine Schweizer Debatte Doch in Doha wollte man keine Schweizer Debatte, sondern eine Diskussion auf europäischer Ebene. Entsprechend enttäuscht war Aboalenin, als die Wahl auf Tamimi fiel: «Er kennt die Schweizer Besonderheiten nicht, er weiss zum Beispiel nichts über die direkte Demokratie in der Schweiz.» Freysinger und Tamimi standen sich nicht direkt im Studio, sondern bloss in einer Videokonferenz gegenüber. «Das hat die Debatte verlangsamt, so hatte ich mehr Zeit, meine Sätze zu formulieren», führt Freysinger aus. Der Walliser ist in der Schweiz bekannt dafür, oft mit dem verbalen Zweihänder zu hantieren. Gestern hielt er sich jedoch zurück. Er habe der arabischen Welt auf eine einfache, sachliche Art erklären wollen, weshalb die Schweiz für das Minarett-Verbott gestimmt habe, so Freysinger. «Ich weiss ja nicht, wie die arabischen Zuschauer reagieren.» Reaktionen aus der arabischen Welt hat er bisher noch keine gekriegt. Der Hitler-Vergleich hat ihn aber getroffen. «In der Schweiz hätte Tamimi eine Strafanzeige am Hals», so Freysinger. Tja, und wahrscheinlich haben Sie bei der Aussage wieder auf der Strasse gejubelt.
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