"Ich erwarte für 20 bis 30 Jahre hohe Rohstoffpreise", sagt Fondsmanager Hambro
Das ist doch mal eine Aussage! Auf geht's für alle 50 jährigen!
http://www.handelsblatt.com/News/...lagestrategie/default_202972.aspx
HANDELSBLATT, Samstag, 5. April 2008, 10:00 Uhr Die größten Fonds in Europa
Bodenschätze zieren das Depot Von Ingo Narat
Der "World Mining Fund" aus dem Hause Blackrock investiert in die Aktien großer Minenbetreiber sowie in Metall wie Eisenerz und Gold. Auf satte 25 Milliarden Dollar ist er mittlerweile angeschwollen, weil seine Wertentwicklung überdurchschnittlich ist. Und der Fonds-Manager Evy Hambro macht Hoffnung auf mehr.
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FRANKFURT. Was haben Kupfer und Gold in einem Anlegerdepot zu suchen? Nichts. Darauf hätten sich noch vor einigen Jahren fast alle Anlageberater einigen können. Das war einmal. Wenn sich die Wahrnehmung geändert hat, ist das auch der zur Jahrtausendwende gestarteten Hausse der Rohstoffe (Commodities) zu verdanken.
Nur wenige Fondsmanager allerdings haben die 80er- und 90er- Jahre der Rohstoffbaisse überstanden. Und nur wenige können eine langfristige Erfolgsbilanz vorweisen. Zu dieser kleinen Gruppe zählt Evy Hambro, Lenker des "World Mining Fund" aus dem Hause Blackrock. Viele Anleger werden das Aktienprodukt für Rohstofftitel aus dem Metall- und Grundstoffsektor noch Merrill Lynch Investment Managers zuordnen, jenem Fondshaus, das von Blackrock geschluckt wurde.
Tabelle Infografik: Der World Mining Fund unter der Lupe
Hambro hat den Großteil des Fondsvermögens in die Sektoren Basismetalle und Grundstoffe gesteckt, ein Fünftel in Edelmetalle. Seine Grundinvestments stecken momentan in sechs Aktien: BHP Billiton, Vale, Rio Tinto, Impala, Xstrata und Anglo American machen 40 Prozent des Fondskapitals aus. "Im laufenden Jahr werden die Favoriten Kohle, Eisenerz, Gold und Platin sein, auch die weniger bekannten Mangan und Ferrochrom", sagt der Mann aus London. Die einzelnen Unternehmen fördern selten nur einen einzelnen Rohstoff, denn viele Lagerstätten sind reich an Bodenschätzen.
Der Fonds ist mit allen seinen Teiltranchen in verschiedenen Währungen mittlerweile auf satte 15 Mrd. Dollar angeschwollen. Das ist frischem Geld der Anleger und einer guten Entwicklung der Einzeltitel zu verdanken. Ein Blick auf die Wertentwicklung illustriert die Leistung des Blackrock -Strategen. Über verschiedene Zeiträume hinweg hat der Manager seine direkten Konkurrenten ebenso wie seinen Vergleichsindex abgehängt. Während sich beispielsweise die Aktien-Messlatte für Grundstoffe in den vergangenen fünf Jahren verdreifachte, konnten die Fondsbesitzer ihren Einsatz versiebenfachen. Diese Ergebnisse hinterlassen auch bei unabhängigen Ratingagenturen einen guten Eindruck.
Lesen Sie weiter auf Seite 2: Rekordvolumen an Minenfusionen im Jahr 2008
Und Hambro macht Hoffnung auf mehr. "Ich erwarte für 20 bis 30 Jahre hohe Rohstoffpreise", sagt Fondsmanager Hambro. Er outet sich damit als Anhänger der sogenannten Superzyklustheorie. Danach bleibt die Hausse intakt, obwohl sie schon einige Jahre auf dem Buckel hat - von Ermüdung soll keine Spur sein. Während Skeptiker nach den scharfen Preiskorrekturen Ende März ein Ende des Aufschwungs ausrufen, bleibt der Mann aus London gelassen. "Die Volatilität ist ein wenig gestiegen", bemerkt er trocken.
Im Kern glauben die "Superzykliker": Eine weiter steigende Nachfrage trifft auf ein dauerhaft knappes Angebot und treibt so die Preise. Auf der Nachfrageseite dominiert das rasante und rohstoffintensive Wachstum der Schwellenländer mit China und Indien an der Spitze. Milliarden von Menschen streben einen höheren Lebensstandard an, wollen sich besser ernähren, wollen ein eigenes Auto und eine eigene Wohnung. Der Aufschwung ist äußerst ressourcenintensiv. Er verschlingt Rohstoffe jeder Art: Energie, Metalle und landwirtschaftliche Produkte.
Das Angebot kann nicht mithalten. Die Kosten für die Erschließung neuer Minen oder einen Kapazitätsausbau der Förderstätten sind rapide gestiegen. Das nötige Material, die nötige Energie und auch die notwendigen Fachleute sind heute viel teurer als früher. "Außerdem hatten die Minengesellschaften bei ihrer Suche nach neuen Lagerstätten höchstens geringen Erfolg, deshalb ist der Kauf anderer Gesellschaften die einfachste Lösung", sagt Hambro.
Kein Wunder, dass das Jahr 2007 bereits mit einem Rekordvolumen bei den Minenfusionen in den Büchern steht. Laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers wird dieser Rekord im laufenden Jahr noch übertroffen werden. Es ist sogar von "astronomischen Niveaus" die Rede. Solche Fusionen sind zwar eine Option für einzelne Gesellschaften. Sie erhöhen aber nicht das Gesamtangebot, können daher auch das Angebotsdefizit nicht verringern. "Und dazu kommen auch noch Ausfälle durch Streiks, Naturkatastrophen oder Energieausfälle wie zuletzt in Südafrika", sagt Hambro.
Lesen Sie weiter auf Seite 3: Großanlger investieren direkt, Kleinanleger indirekt
Angst vor hohen Aktienbewertungen für die Titel seiner Branche hat der Verwalter nicht. Die Analysten sind mit ihren Preisprognosen für die Rohstoffe seiner Meinung nach viel zu konservativ und hinken mit ihren Anpassungen seit Jahren der Wirklichkeit hinterher. Dieses Phänomen hat auch die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young auf den Plan gerufen. "Die Analysten unterschätzen den Wert der Minen, die Preisprognosen lagen markant unter den tatsächlich erreichten Preisen", heißt es in einer aktuellen Studie im Rückblick auf die vergangenen Jahre. Sollten die Analysten ihr Verhalten ändern, müssten sie die Gewinnschätzungen für die Minen erhöhen, würden die Aktienbewertungen sinken.
Die fundamentale Knappheitslage bei den Rohstoffen trifft auf bisher kaum investierte Großanleger. Adressen wie der Stiftungsfonds der Universität Yale oder Pensionsfonds Calpers, der gerade eine drastische Aufstockung seiner Investitionen ankündigte, sind die Ausnahme. Banken wie Lehman Brothers schätzen das durchschnittliche Engagement auf rund ein Prozent des Vermögens oder geringer. So ist auch aus dem reinen Investment-Blickwinkel heraus wachsende Nachfrage zu erwarten. "Und was Gold im speziellen angeht, ist das vielleicht die am stärksten unterrepräsentierte Anlageklasse in den Depots", sagt Fondsmanager Hambro.
Großinvestoren investieren häufig direkt in Rohstoffmärkte. Kleinanleger mussten meist auf Aktien aus der Rohstoffbranche ausweichen - wenn ihnen auch jetzt alternativ die Banken Zertifikate auf Rohstoffe bieten. Zu den Vorteilen der Aktienvariante zählt der Hebel auf Rohstoffpreise: Kurse von Minenaktien steigen oft stärker als die Rohstoffe, von deren Verkauf die Minen leben.
In der jüngsten Zeit war dieser Hebel wegen der beschrieben Kostensteigerungen bei den Minengesellschaften zwar weniger zu spüren. Aber das wird sich nach Meinung von Hambro wieder ändern. Und er führt noch andere Argumente als Vorteile von Rohstoffaktien gegenüber einer Direktanlage ins Feld: "Aufkäufe können die Aktienkurse treiben, Minen zahlen außerdem Dividenden und können über höhere Produktion die Gewinne steigern."
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