Selektive Nachrichtenübermittlung in der tagesschau: Hier zum Vergleich mal zwei Fälle, die schon einige Jahre zurückliegen.
Vielleicht erinnert sich noch jemand an einen FDP-Spitzenpolitiker namens Jürgen Möllemann. Möllemann war vielseitig gesellschaftlich engagiert und hat auf mich, obgleich ich seine politischen Ansichten nicht teile, den Eindruck eines Manns mit Format gemacht. Dieser Möllemann wurde von den deutschen Medien und der deutschen Politik in den Selbstmord getrieben. Angefangen hat diese Geschichte mit einer von Möllemann privat finanzierten Wahlkampf-Flugblattaktion für die FDP. Die Flugblätter wurden Haushalten in NRW in den Briefkasten geworfen, regional beschränkt. Diese Aktion brachte jedoch fast die gesamte deutsche Medienlandschaft und einen Grossteil der Politik gegen Möllemann auf, weil das Flugblatt auf einen hochrangigen Funktionär des jüdischen Zentralrats, Michael Friedman, in negativer Hinsicht Bezug nahm. (Später musste dieser Friedman seinen Hut nehmen, da sich u.a. herausstellte, dass er bei Menschenhändlern weissrussische Zwangsprostituierte bestellte). Wochenlang verging fast kein Tag, an dem u.a. in der tagesschau ein Politiker von CDU/CSU/FDP/SPD Möllemann wegen des “umstrittenen” Flugblatts angriff. Es hagelte Worte wie “unhaltbar”, “untragbar”, kurz, ein grosser Skandal. Aber der Zuschauer/Internet-Nutzer wartete vergeblich darauf, zu erfahren, WAS denn an dem Flugblatt so schlimm war, denn es wurde beharrlich nirgendwo veröffentlicht. Nach langer frustrierender Google-Recherche habe ich es schliesslich gefunden: ein deutscher Araber, vermutlich einer derjenigen, die das Flugblatt in den Briefkasten bekamen, hat es ins Internet gestellt. Bezug auf Friedman nahmen lediglich zwei Sätze: “Ariel Scharon schickt Panzer in Flüchtlingslager” und “Michael Friedman unterstützt Scharon”, plus Fotos von Scharon und Friedman. So ein gefährliches Flugblatt zu Gesicht zu bekommen konnte man dem zartbesaiteten Zuschauer/Internet-Nutzer natürlich nicht zumuten, denn das hätte sein objektives Urteilsvermögen völlig aus dem Gleichgewicht bringen können.
Und vielleicht erinnert sich noch jemand an einen CDU-Bundestagsabgeordneten namens Martin Hohmann. Vor dem Fall, den ich gleich beschreibe, habe ich von Hohmann nie etwas gehört. Dieser Hohmann hat in seinem bedeutungslosen Heimatort Neuhof eine Rede vor lokalen CDU-Mitgliedern gehalten, die in ihrer Gesamtheit wohl noch bedeutungsloser waren als der Ort. Diese Rede hatte volksverhetzende Züge, und zwar in die Richtung eines national-sozialistischen Anstrichs. Die CDU-Mitglieder applaudierten, aber irgendwie sickerte das ganze nach draussen, und eine Diskussion über den Verbleib Hohmanns in der CDU begann. Das Ganze ging noch eine Weile hin und her, einige CDU-Grössen nahmen Hohmann in Schutz, aber es geht mir hier primär um den Umgang der tagesschau mit der Hohmann-Rede. Die Einschätzung der Gefährlichkeit fiel hier nämlich ganz anders aus als beim Möllemann-Flugblatt. Einer ausgewogenen Berichterstattung zuliebe wurde auf der Internet-Seite der Tagesschau jeder Beitrag zum Thema Hohmann mit einem Link auf die vollständige Rede versehen. Sie wurde einem quasi hinterhergeworfen, mit der Aufdringlichkeit eines arabischen Basarhändlers.
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