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Elring Klinger Volle Kostenkontrolle [09:54, 13.11.09]
Von Wolfgang Hagl
Die Absatzkrise in der Automobilindustrie hat viele Zulieferer in die Insolvenz gestürzt. Und diejenigen, die nicht pleitegingen, kämpfen mit riesigen Verlusten. Ein Unternehmen sticht jedoch heraus: Elring Klinger. Der schwäbische Abdichtungsspezialist rutschte in der jüngsten Wirtschaftskrise nicht einmal in die roten Zahlen. Das Unternehmen erzielte im dritten Quartal gar eine prozentual zweistellige Rendite.
Im Unterschied zu vielen Konkurrenten hat Elring den Rotstift früh genug angesetzt, um den Umsatzeinbruch abzufedern. Das Ziel, 10 Millionen Euro im laufenden Jahr einzusparen, ist bereits nach neun Monaten erreicht. Vorstandschef Stefan Wolf will nun mehr: "Wir legen noch einen Schnaps drauf", sagt der 48-jährige Manager. Christian Aust, Analyst bei Unicredit, glaubt, dass es Wolf gelingt. Er geht davon aus, dass der Konzern die Kosten im laufenden Jahr um 13 Millionen Euro bis 14 Millionen Eurosenken kann.
Auch bei der geplanten Gewinnmarge vor Steuern und Zinsen (Ebit) scheint der Konzern tief zu stapeln. Acht bis zehn Prozent lautet die offizielle Prognose. Um das Ziel zu erreichen, bräuchte Elring Klinger im vierten Quartal nur einen Umsatz von 140 Millionen Euro und ein Ebit von rund 7,5 Millionen Euro. "Wir sind zuversichtlich, dass Elring Klinger seine Ziele übertreffen und die Ebit-Marge über zehn Prozent halten kann", sagt Analyst Aust.
Angesichts der wieder steigenden Aufträge ist das plausibel. Von Juli bis September legten die Orders bereits zum dritten Mal in Folge zu. Besonders erfolgreich sind die Schwaben in China. Die hohe Nachfrage veranlasste Elring dazu, dort zwei neue Werke zu errichten. Beide sollen bereits im kommenden Jahr in Betrieb gehen. 2009 rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz von 20 Millionen Euro in China. Rund 40 Prozent der Aufträge kommen bereits von chinesischen Autoherstellern. Bis 2011 sollen die Erlöse auf 80 Millionen Euro steigen
Elring Klinger produziert Dichtungen für Automotoren und nutzt dazu vor allem leichte Materialien. Denn weniger Gewicht bedeutet weniger CO2-Emissionen. Damit trifft das Unternehmen genau den Zeitgeist, denn weltweit werden die Abgasnormen verschärft. Um die Spitzenposition zu verteidigen, setzt Elring Klinger auf Innovationen. Eine davon ist Moldflon, eine spritzfähige Variante des belastbaren und verschleißarmen Kunststoffs Polytetrafluorethylen (PTFE), der unter dem Handelsnamen Teflon bekannt ist. Die Produktion der Moldflon-Teile ist im laufenden Jahr in Serie gegangen. Bis zu 2 Millionen Euro sollen damit noch 2009 erlöst werden. Auch für 2010 hat Elring ein Neuerung im Köcher: ein Dieselpartikelfilter, dessen Entwicklung sich in den letzten Zügen befindet. "Bei erfolgreichem Abschluss der Dauerlauftests rechnen wir in der zweiten Jahreshälfte 2010 mit der Markteinführung", sagt Konzernchef Wolf.
Am Kapitalmarkt wurde Elring Klinger in den vergangenen Monaten für seine Kostendisziplin und starke Marktstellung belohnt. Treppenförmig kletterte der Kurs seit Jahresbeginn nach oben. Unterm Strich steht aktuell ein Plus von mehr als 100 Prozent. Zwar wurden die Stufen zuletzt immer kleiner, doch für ein neues Jahreshoch reichte es allemal. Experten trauen dem Titel noch mehr zu. Unicredit-Analyst Aust hob sein Kursziel auf 17 Euro an. Aleksej Wunrau, Analyst bei der BHF Bank, ist noch optimistischer: Er sieht den fairen Wert des MDax-Titels bei 18 Euro. "Die regionale Expansion und neue Produkte werden aller Voraussicht nach das stockende Wachstum am Automarkt überkompensieren", begründet Wunrau seine Zuversicht.
Auch steht der Konzern gut da. Die Bilanz zeigt eine solide Eigenkapitalbasis von 40 Prozent, der Nettomittelzufluss nach Abzug von Investitionen (Free Cashflow) von 32 Millionen Euro in den ersten neun Monaten kann sich sehen lassen. Sollte der Automarkt 2010 anspringen, dürfte dies einen Gewinnschub auslösen. "80 Prozent der Kosteneinsparungen sind nachhaltig und müssen bei steigenden Umsätzen nicht wieder aufgebaut werden", sagt Wolf. Somit würden sich Erlöszuwächse überproportional auf das Ergebnis auswirken.
Angesichts des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) von 20 auf Basis des erwarteten Gewinns für 2010 ist die Aktie zwar kein Schnäppchen. Allerdings ist dem Papier aufgrund der hohen Profitabilität und der guten Aussichten bei einer anziehenden Autokonjunktur eine höhere Bewertung durchaus gestattet.
Wolfgang Hagl ist freier Autor der G+J Wirtschaftsmedien
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