Die Grabenkämpfe scheinen zu beginnen: Großaktionäre nehmen Konzernchef Müller ins Visier Die Großaktionäre des RAG-Konzerns arbeiten an der Demontage von Vorstandschef Werner Müller. Federführend ist einem Pressebericht zufolge der Energiekonzern RWE. Auch eine Zerschlagung der RAG wird nun wahrscheinlicher. Düsseldorf - RWE wirft Müller laut "Financial Times Deutschland" "Pflichtverletzungen" vor. Ähnliches hatte bereits der SPIEGEL berichtet. Demnach fühlt sich RWE von Müller "nicht nach den Grundsätzen einer ordnungsgemäßen Berichterstattung" informiert. Nach E.on ist RWE mit rund 30 Prozent größter RAG-Aktionär. Sollte der Aufsichtsrat die Vorwürfe formell bestätigen, würde er Müller damit faktisch zum Rücktritt zwingen. Zugleich würde der von Müller geplante Börsengang des Ruhrkonzerns gefährdet. Gegen den parteilosen Müller, der unter Rot-Grün Bundeswirtschaftsminister war, gibt es vor allem in der CDU-geführten Landesregierung Nordrhein-Westfalens mächtige Gegner. Hintergrund des Vorstoßes der Großaktionäre ist eine Vereinbarung Müllers mit dem Stahlkonzern Arcelor Mittal vom 19. März: Darin erhalten die Luxemburger die Option, die Mehrheitsbeteiligung der RAG an dem Gasversorger Saar Ferngas zu erwerben. Über diesen Vorgang habe Müller den Aufsichtsrat zuvor nicht informiert, kritisieren die RWE-Vorstände Berthold Bonekamp und Jan Zilius, die dem Gremium angehören. Eine solche "Nichtbeachtung von Zustimmungsvorbehalten" könne ein "wichtiger Grund zur Abberufung sein", heißt es am 3. April in einem Brief von Bonekamp und Zilius an E.on-Chef Wulf Bernotat, der auch den RAG-Aufsichtsrat führt. Allein die Tatsache, dass Bernotat eine außerordentliche Sitzung einberufen will, schadet Müllers Ansehen - und stärkt seine politischen Gegner. Nach Informationen der "FTD" unterstützt ThyssenKrupp im Aufsichtsrat den Vorstoß von RWE gegen Müller. Nach interner Prüfung soll auch E.on, der größte RAG-Aktionär, zu dem Ergebnis gekommen sein, dass sich Müller pflichtwidrig verhalten habe. In einem Schreiben an Bernotat, aus dem die "FTD" zitiert, weist Müller am 12. April die Vorwürfe zurück. Offiziell steht RWE zu Müllers Plänen Um Müller mit diesen Anschuldigungen aus dem Amt zu drängen, müsste der Aufsichtsrat einen entsprechenden Mehrheitsbeschluss fassen. RWE und ThyssenKrupp haben zusammen 5 der 20 Mandate, zehn Mitglieder vertreten die Arbeitnehmerseite. Mitte März hatte das Kartellamt den ursprünglich geplanten Verkauf von Saar Ferngas an RWE untersagt. Kritiker werfen Müller vor, mit dem Alternativverkauf an Arcelor Mittal habe er den Luxemburgern, die gut sechs Prozent an der RAG halten, die Zustimmung zu seinem Stiftungsmodell abgekauft. Das Modell sieht vor, die Kohlesparte der RAG abzutrennen und in eine Stiftung auszulagern, die dann die Folgekosten des Bergbaus trägt. Die Sparten Energie, Chemie und Immobilien sollen geschlossen an die Börse gebracht werden, der Erlös von rund sechs Milliarden Euro soll der Stiftung zufließen. E.on, RWE, ThyssenKrupp und Arcelor Mittal müssen dazu ihre RAG-Anteile für einen symbolischen Euro an die RAG verkaufen. Gegner dieses Modells fordern stattdessen eine Zerschlagung der RAG und den angeblich lukrativeren Einzelverkauf aller Sparten. Neben dem Chemiekonzern Lanxess , der bereits Interesse an der RAG-Tochter Degussa angemeldet hat, könnte davon auch RWE profitieren: Mit der RAG-Tochter Steag, die Kohlekraftwerke betreibt und bereits heute mehr als 70 Prozent ihres Stroms an RWE liefert, könnte der kommende Konzernchef Jürgen Großmann gleich zu Beginn seiner Amtszeit einen Coup landen. Offiziell heißt es bei RWE, man begleite den geplanten Börsengang "konstruktiv und positiv", Pläne für eine Übernahme der Steag gebe es nicht. (Quelle: Spiegel.online) Tschau for now Jockel
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