Entgegen dem Trend übernimmt Raiffeisen Informatik PC-Ware mehrheitlich und baut somit die Präsenz über die Landesgrenzen hinweg aus. Geschäftsführer Wilfried Pruschak stand der COMPUTERWELT Rede und Antwort.
Computerwelt: RIZ hält seit Kurzem die Mehrheit an PC-Ware. Wie ist es zu dieser Beteiligung gekommen? Wilfried Pruschak: Der Ausgangspunkt ist, dass wir im Jahre 2007 eine neue Beteiligungsstrategie entwickelt haben, die im Wesentlichen darauf fußt, dass wir die Internationalisierung vorantreiben wollen, weil wir erkannt haben, dass in den reifen Märkten, dazu gehört auch Österreich, eine gewisse Verlangsamung des Marktwachstums zu bemerken ist. Das Wachstum war in den letzten Jahren in einem niedrigen einstelligen Bereich, wir sind aber der Meinung dass Wachstum einfach wichtig ist, vor allem für ein Unternehmen das sehr stark im IT-Operations und Rechenzentrumsbereich tätig ist. Hier ist Wachstum fast ein Gebot der Stunde. Ohne Wachstum kann man die Kostenstruktur nicht optimal halten, kann man nicht die IT-Services so wettbewerbsfähig gestalten, vie etwa ein Unternehmen das global auftritt. Um hier Vorschub zu leisten, ist Internationalisierung ein Kernpunkt unserer Beteiligungsstrategie.
Wann wurde dieser Strategiewechsel eingeleitet? Wir haben seit 2007 zuerst begonnen, mit Einzelakquisitionen international Fuß zu fassen. Wir haben 2008 die Firma Iiruc in Rumänien mit 350 Mitarbeitern erworben, die heuer 15 Millionen Euro Umsatz machen wird und flächendeckend IT-Services in Rumänien anbietet. Wir haben aber auch erkannt, mit dieser ersten Akquisition, dass es sehr schwierig ist, Step-by-Step in jedem einzelnen Land zu wachsen, da die Durchlaufzeiten einfach viel zu lang werden. Wir adressieren ja hauptsächlich Großunternehmen, daher haben wir unsere Beteiligungsstrategie dahingehend adaptiert dass wir Unternehmen suchen, die von Beginn an in mehren Märkten tätig sind. Im Zuge des Marktscreenings sind wir dann auf PC-Ware gestoßen, die in 25 Ländern in Europa vertreten ist und schon IT-Services und Softwarelizenzmanagement flächendeckend anbieten kann und sind dann mit dem Management in Gespräche gegangen. Mitte des vergangenen Jahres hat sich dann entschieden, dass wir in die Akquisition gehen wollen. Am 13. Oktober haben wir angekündigt, dass wir ein freiwilliges Übernahmeangebot legen werden, ein freundliches Übernahmeangebot – und haben uns entschlossen, in zwei Schritten in eine Mehrheitsbeteiligung zu gehen. Der erste Schritt war eine Kapitalerhöhung, die uns einmal 26 Prozent am Unternehmen gesichert hat, die aber gleichzeitig auch dazu geführt hast, dass PC-Ware weiteres Potenzial für zusätzliche Aktivitäten im Beteiligungsbereich geboten hat. Der nächste Schritt war, dass wir auf der Börse zugekauft haben und das freiwillige Übernahmeangebot gelegt haben, das am 9. Jänner abgelaufen ist. Wir halten nun bei 68 Prozent, rechnen aber damit, dass wir im Zuge der gesetzlichen Nachfrist deutlich über 70 Prozent kommen werden. Das ist wichtig, weil wir uns als strategischen Investor sehen und nicht als Finanzinvestor.
Wurde der Übernahmezeitpunkt bewusst mitten in die Wirtschaftskrise gelegt bzw. hat sich die Krise positiv auf den Kaufpreis ausgewirkt? In der Planungsphase war diese Entwicklung noch nicht abzusehen. PC-Ware hat eine hohe Kompetenz bei Standardsoftware und wir habe eine sehr hohe Kompetenz als Betreiber. Diese Kombination wird vor allem bei Software as a Service interessant. Da wird man auch Vertriebskompetenz haben, die die PC-Ware noch nicht so mitbringt, genau wie eine hohe Kompetenz bei Standardsoftware, da ist sicher die PC-Ware voraus. Wir haben uns schließlich trotz der Krise entschieden antizyklisch vorzugehen und das Angebot vorzubereiten. Wenn man in der glücklichen Lage ist, über so viele Kapitalreserven zu verfügen, dann ist auch der Zeitpunkt gut gewählt. Ohne die Wirtschaftskrise wären wir aber sicher nicht zu so einer hohen Mehrheit gekommen. Wir haben auch mit einem höheren Preis gerechnet und liegen deutlich unter dem damaligen Ausgabekurs der PC-Ware. Der innere Wert des Unternehmens ist unserer Meinung nach deutlich darüber. So gesehen hat uns diese Entwicklung sicher in die Hände gespielt. Wie viel wurde bzw. soll insgesamt investiert werden? Zu dem Kurs, den wir angeboten haben, wären 100 Prozent des Unternehmens 135 Millionen Euro wert. Je nachdem wie viel wir über die 70 Prozent kommen, wird es mehr oder weniger sein, wir rechen mit etwa 95 bis 100 Millionen Euro inklusive der Kapitalerhöhung. Wir werden aber weiterhin über die Börse zukaufen.
Wie soll die Zusammenarbeit aussehen? Eine Integration ist ja vorläufig nicht geplant? Eine Integration ist derzeit kein Thema. Die PC-Ware soll eigenständig genauso erfolgreich weiterarbeiten wie bisher. Insgesamt hat die PC-Ware 1.600 Mitarbeiter, in Österreich sind es knapp 120. Das Unternehmen wurde schon 1990 gegründet und hatte nicht ein Jahr ohne Gewinn. Daher planen wir auch keine groben Veränderungen. Wir wollen die Struktur der PC-Ware für zwei Themen nutzen, einerseits um unsere Services auch international anbieten zu können und auch einen Einstieg in Outsourcing, IT-Betrieb und Ähnlichem zu bekommen. Vor allem in Osteuropa soll ein starker Schwerpunkt gesetzt werden. In vielen Ländern haben wir keine Vor-Ort-Repräsentanz, das wäre mit der Beteiligung erschlossen. In Osteuropa ist es unabdingbar, eigene Büros und Ansprechpartner zu haben, die in der Region individuelle Angebote legen können und die kulturellen Eigenheiten verstehen.
Kann man in Zukunft von weiteren Beteiligungen ausgehen? Wir haben im Jahr 2007 entschieden, dass wir mehr als nur ein rein österreichischer IT-Anbieter sein wollen. Viele unsere vermehrt großen Kunden haben ihre Strategie auf internationales Wachstum ausgerichtet, da ist unsere Internationalisierung notwendig geworden. Ab dieser Erkenntnis mussten wir überlegen, wie das am besten zu bewerkstelligen ist und haben sehr rasch erkannt, dass das nur über anorganisches Wachstum möglich ist. Greenfield-Ansätze bei einer Internationalisierung dauern einfach zu lange. Dafür ist die Geschwindigkeit unserer Kunden viel zu hoch. Zuerst haben wir Step-by-Step mit kleinen regionalen Übernahmen wie in Rumänien begonnen, haben aber sehr schnell erkannt, dass das einfach zu lange dauert. Man muss Unternehmen suchen, die schon großflächig im Markt vertreten sind. Daher haben wir uns gleich Unternehmen angesehen, die in unseren bevorzugten Zielmärkten vertreten sind.
Das Gespräch führte Alex Wolschann.
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