Quelle:Geldanlage-Report (Armin Brack) --------------------------------- Sie wissen: Ich lasse mich an meinen Aussagen und Empfehlungen der Vergangenheit messen! Viele Marktauguren geben ja ihre Dax-Prognosen am Jahresanfang mit dem Wissen ab, dass sich am Ende des Jahres eh keiner mehr dafür interessiert. Lag man falsch, wird der Mantel des Schweigens ausgebreitet. Beim Geldanlage-Report wird abgerechnet - und zwar auf Heller und Pfennig. Daher gibt es heute einen exakten Performance-Rückblick auf meine vier Top-Empfehlungen für 2007, die ich Ihnen im November vorgestellt habe. Natürlich erhalten Sie dazu auch eine aktualisierte Einschätzung!
Um es vorweg zu nehmen: Die Bilanz kann sich sehen lassen: Mit Zugewinnen von 57,6 Prozent für Salzgitter und 56,8 Prozent für Westag&Getalit habe ich - soviel Eigenlob sei erlaubt - gleich zwei echte Volltreffer gelandet. Die beiden weiteren Top-Tipps, MFRI und H&R WASAG konnten immerhin 22,5 bzw. knapp zehn Prozent zulegen. Rohrkrepierer gab es keinen einzigen.
Unter dem Strich konnten Sie eine satte durchschnittliche Bruttorendite von 36,5 Prozent in nur sechs Monaten erzielen, wenn Sie meinen Empfehlungen gefolgt sind und die gleiche Summe in alle vier Aktien investiert haben.
Selbstverständlich haben die insgesamt weiter freundlichen Aktienmärkte die tollen Kursentwicklungen "unserer Aktien" begünstigt. Trotzdem: Selbst in Relation zum Dax, der rund 18 Prozent zugelegt hat, liegt unsere Performance prozentual doppelt so hoch.
Trotzdem ein Wort der Warnung vorab: Sie sollten grundsätzlich ihr Aktiendepot nicht auf vier oder gar noch weniger verschiedene Werte konzentrieren. Das so genannte "Klumpenrisiko" ist dann viel zu hoch. Sie sollten mindestens acht bis zehn verschiedene Werte im Depot halten, um eine angemessene Risikodiversifizierung erzielen zu können. Eher noch mehr!
Nehmen wir nun aber die einzelnen Werte genauer unter die Lupe: Den Anfang macht der nach Performance bisher schwächste Wert:
Einiges passiert ist bei H&R WASAG, unserer ersten Top-Empfehlung für 2007. Wir haben die Aktie damals bei 44,2 Euro empfohlen. Auf den ersten Blick sieht der Kursverlauf äußerst schwach aus. Doch das ist nur teilweise richtig. Denn das Unternehmen hat im Dezember eine recht komplexe Kapitalerhöhung zur Finanzierung des weiteren Wachstums beschlossen.
Im Rahmen dieser Maßnahme hatten Aktionäre das Recht, für je neun Aktien in Ihrem Bestand vier neue Aktien zu einem Preis von nur drei Euro zu erwerben. Da die Aktie zu diesem Zeitpunkt bei über 47 Euro notierte, ergab sich daraus ein beträchtlicher Vermögensvorteil für die Zeichner der Kapitalerhöhung. Um nun die Performance unserer Empfehlung vom 4. November 2006 korrekt ermitteln zu können, muss der Kaufkurs entsprechend um diese Kapitalerhöhung bereinigt werden.
Tut man dies, ergibt sich ein bereinigter Kaufkurs von 31,59 Euro. Aktuell notiert die Aktie bei 34,75 Euro und damit um fast exakt zehn Prozent höher als zum Empfehlungszeitpunkt.
Das kann jedoch trotzdem nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aktie sich in den letzten zwei Monaten im Vergleich zum Gesamtmarkt eher unterdurchschnittlich entwickelt hat. Woran lag das? In erster Linie wohl an der Unsicherheit der Aktionäre über den weiteren Geschäftsverlauf. H&R WASAG hat noch keine Prognosen für 2007 abgegeben und dadurch schießen Spekulationen ins Kraut.
HypoVereinsbank-Analyst Friedrich Schellmoser geht beispielsweise davon aus, dass 2007 für H&R "ein Übergangsjahr mit weniger schönen Zahlen werden" könnte und stuft die Aktie deshalb gar auf verkaufen.
Ich teile diese Ansicht nur teilweise: Kurzfristig kann es in der Tat im Zusammenhang mit dem Umbruch zu zusätzlichen Kosten bzw. rückläufigen operativen Gewinnen kommen. Aus dem ehemaligen Mischkonzern mit den Sparten Chemisch-Pharmazeutische Rohstoffe, Kunststoffe und den Sprengstoff-Aktivitäten soll ein ausschließlich auf den chemisch-pharmazeutischen Bereich spezialisierter Konzern werden. Die Sprengstoff-Sparte wurde bereits für rund 80 Millionen Euro verkauft, die Abstoßung des Kunststoff-Geschäfts wird wohl folgen.
Kurzfristig bedeutet das natürlich den Wegfall des Umsatzes aus diesen beiden Bereichen, der erst durch den geplanten Ausbau der Kapazitäten im Hauptgeschäft kompensiert werden muss. Bei dieser Expansion kann es in der Tat zu Verzögerungen bzw. zusätzlichen Kosten kommen.
Diese sollten jedoch nur kurzfristiger Natur sein: Denn prinzipiell spricht vieles für weiter gut laufende Geschäfte. Die Salzbergener bedienen einen breit gefächerten Kundenkreis aus den verschiedensten Branchen und sollten daher von der weiter boomenden Konjunktur profitieren. Der für H&R wichtige Ölpreis (Öl als Rohstoff für das Weißöl, das H&R produziert) hält sich derzeit konstant im Bereich 65 US-Dollar. So sollte auch von dieser Seite her keine Gefahr für Margen drohen.
Nicht zu vergessen: Unser Hauptargument für die langfristig sehr guten Aussichten des Unternehmens greift weiter. H&R agiert teilweise als einziger Anbieter am Markt, weil Mineralölgesellschaften sich aus dem Spezialchemiegeschäft mehr und mehr zurückziehen bzw. bereits zurückgezogen haben. Dadurch besteht bei weitem kein so großer Margendruck wie in anderen Industrien.
Vor diesem Hintergrund ist es aus strategischer Sicht genau richtig, sich auf dieses Geschäft zu fokussieren. Durch die Kapitalerhöhung und die Abstoßung der Randbereiche wurde bzw. wird die Bilanzstruktur entsprechend deutlich verbessert, so dass die geplante schnelle Expansion auch finanzierbar ist.
Meine Empfehlung lautet daher: Wer damals unserer Empfehlung gefolgt ist und entsprechend einen mittelfristigen Investitionshorizont hat, sollte bei dem Papier auf jeden Fall dabeibleiben. Bis Ende des Jahres rechne ich mit deutlich höheren Kursen. Kurzfristig kann es allerdings zu weiteren Kursturbulenzen kommen, so dass sich ein Neukauf derzeit nicht aufdrängt.
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