Warenhaus Arcandor entlässt Karstadt-Chef Peter Wolf Freitag, 18. Juli 2008 16:59 - Von Hagen Seidel Der Handelskonzern Arcandor entlässt den Chef seiner Warenhaus-Tochter Karstadt. Der bisherige Leiter der Sparte, Peter Wolf, legt zum 31. Juli sein Amt nieder. Ihm soll Stefan Herzberg, bislang Verkaufschef bei Karstadt, folgen. Wolfs Konzepte zum Umbau Karstadts fruchteten nicht, die Kaufhauskette steckt tief in der Krise.
Foto: dpaPeter Wolf verlässt Karstadt zum Monatsende
Gerüchte über das nahe Ende der Karriere von Peter Wolf als Chef der Karstadt Warenhäuser gab es schon seit Monaten – am Freitag gegen 16 Uhr nun gab der Mutterkonzern Arcandor in Essen die Trennung nach knapp zweijähriger Zusammenarbeit nun bekannt. Der Schwabe, der zuvor in der Führungsmannschaft von Tchibo tätig war, galt als glücklos, auch wenn er den endgültigen Absturz der Warenhäuser hatte aufhalten können. Sein Nachfolger saß dem 50-jährigen schon länger im Nacken: Stefan W. Herzberg (43), seit dem Frühjahr Verkaufschef bei Karstadt, zudem noch für die Erneuerung der 90 Waren- und 20 Sporthäuser Filialen zuständig.
Mit diesem Aufgabepaket war der frühere Vertriebsvorstand des Konkurrenten Kaufhof faktisch bereits mächtiger als sein Chef Wolf. Der konnte sich nie wieder vom schlechten Weihnachtsgeschäft 2007 erholen, als Umsatz und Gewinn von Karstadt eingebrochen waren. Die öffentliche Aussage von Arcandor-Chef Thomas Middelhoff, er sei mit dem Warenhausgeschäft im wichtigsten Quartal des Jahres nicht zufrieden, machte bereits klar, dass Wolfs Karstadt-Karriere ihren Zenit bereits erreicht hatte. Immer wieder gab es zudem in der Essener Zentrale Klagen, dass Wolf Mitarbeiter nicht mit dem nötigen Respekt behandelte.
Als dann vor wenigen Wochen auch noch Marc Sommer, der Chef der lange verlustreichen Versandsparte Arcandors, die ersten Gewinne seit vielen Jahren vermelden konnte und zum Middelhoff-Stellvertreter berufen wurde, war Wolf faktisch ein Mann von gestern. Plötzlich waren nicht mehr die Versender, sondern die Warenhäuser das größte Problem von Arcandor. Der Aktien stürzte innerhalb eines Jahres von 23 Euro auf 6,45 Euro – auch wegen der schleppenden Sanierung der Warenhäuser. Middelhoff mag Herzberg Wolfs Vertrag hat noch eine Laufzeit von einem Jahr, die restlichen Bezüge dürfte der Manager ausgezahlt bekommen. Wolf bleibt Aufsichtsrat der Arcandor-Reisetochter Thomas Cook. Middelhoff lobte den künftigen Ex-Vorstand zum Abschied für die „erfolgreiche strategische Neuausrichtung der Warenhäuser“, die sich auch an den Quartalszahlen am 13. August zeigen werde. Wolfs neues Geschäftskonzept habe sich im „aktuell erschwerten Marktumfeld mit gutem Erfolg bewährt“. Man trenne sich im „besten und freundschaftlichen Einvernehmen“, erklärte Middelhoff, der aber gleichzeitig Herzberg als „echte Unternehmerpersönlichkeit“ begrüßt. Herzberg sei „ein ausgewiesener Warenhaus-Profi“, der es verstehe, „Mitarbeiter zu motivieren und Warenhäuser unternehmerisch zu führen“. Middelhoff dürfte der ehrgeizige, ebenso weltmännisch wie locker auftretenden Herzberg persönlich deutlich besser liegen als Wolf. Wie Middelhoff weiß Herzberg genau, was er will. Nach eineinhalb Jahren als Vertriebschef der Metro-Tochter Kaufhof wollte der frühere Douglas-Mann im Herbst 2006 offenbar zum Konkurrenten Karstadt. Dass er für diese geplante Fahnenflucht sofort von seinen Kaufhof-Aufgaben freigestellt wurde, dort für jede Menge Verstimmung sorgte, aber dennoch nicht gleich gehen durfte, nahm er in Kauf. 2007 schließlich konnte er zunächst in die Geschäftsführung des damaligen Arcandor-Versenders Neckermann wechseln. Nach wenigen Monaten in dieser Parkposition kam er Anfang 2008 zu Karstadt. Und wird dort jetzt Chef. Unter Herzberg dürfte sich das Gesicht der Warenhauskette grundlegend verändern. Firmenkenner glauben nicht, dass die angekratzte Marke Karstadt auf Dauer alleine am Markt bestehen kann. Eine Allianz mit italienischen und französischen Warenhäusern ist im Gespräch. Und dann gibt es da ja noch die ewigen Fusionsgerüchte – ausgerechnet mit Kaufhof, Herzbergs früherem Arbeitgeber.
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