von Wolfgang Ehrensberger, Euro am SonntagDie Lage der Banken im Euroraum hat sich seit Sommer deutlich verbessert: Sie können sich günstiger refinanzieren, müssen immer weniger Liquidität bei der Europäischen Zentralbank (EZB) aufnehmen — und haben auch wieder mehr Vertrauen zueinander.
Am deutlichsten zeigt sich dieser Umschwung bei den sogenannten Credit Spreads, also Zinsaufschlägen für Bankanleihen, die seit Juli deutlich zurückgegangen sind. Diese Prämie muss ein Investor bezahlen, um sich gegen den Ausfall des Schuldners zu versichern. Hohe Spreads sind ein Zeichen für geringe Bonität des Schuldners und umgekehrt.
Bessere Kapitalausstattung
Der entsprechende Index iTraxx, der die Pleiterisiken von Banken im Euroraum widerspiegelt, hat sich seit Juli von 300 auf 150 Basispunkte praktisch halbiert. Bei einzelnen Großbanken wie der Deutschen Bank oder der Commerzbank gingen die Spreads allein in der vorvergangenen Woche um 13 beziehungsweise 16 Prozent zurück. Hintergrund der Entspannung ist die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB): von den beiden Billionen-Refinanzierungstendern zu Jahresbeginn über die geplanten EZB-Anleihekäufe bis hin zu Äußerungen von EZB-Präsident Mario Draghi, der Euro werde auf jeden Fall gerettet. Dass dafür ein möglicherweise spürbarer Anstieg der Inflation in Kauf genommen wird, steht auf einem anderen Blatt.
Für die Banken hat die EZB-Politik jedenfalls grundlegende Konsequenzen: Das Risiko weiterer Schuldenschnitte wie in Griechenland ist deutlich gesunken, sodass auch keine hohen Abschreibungen bei den Staatsanleihen in den Bankbilanzen zu befürchten sind. Und wenn es doch Probleme geben sollte, können sich Not leidende Institute künftig direkt über den neuen Rettungsschirm ESM refinanzieren. Außerdem hat sich im Vorgriff auf das Regelwerk Basel III die Kapitalausstattung der meisten Häuser deutlich verbessert.
Mehr Liquidität
„Von dem neuen Szenario wird in erster Linie die Deutsche Bank profitieren, die am stärksten unter der politischen Unsicherheit gelitten hat“, sagt Merck-Finck-Analyst Konrad Becker. „Die gestiegene Zuversicht und die gestiegene Liquidität helfen dem Kapitalmarkt, wovon insbesondere eine Investmentbank wie die Deutsche Bank am stärksten profitieren dürfte.“ Becker, der bislang Bankenengagements sehr kritisch gegenüberstand, hat sich deshalb erstmals seit Langem wieder dazu entschieden, eine Bankaktie zu empfehlen. „Wir haben die Deutsche Bank von Verkaufen auf Kaufen hochgestuft, allerdings bei einem eher niedrigen Kursziel von 38 Euro, denn ausgeschlossen ist es nicht, dass sich die Krise nicht doch noch einmal verschärft.“ Für die Commerzbank bleibe die Verkaufsempfehlung, weil das Haus etwa im Privatkundengeschäft mit zu vielen strukturellen Problemen kämpfe.
Die Deutsche Bank legt am 30. Oktober ihren Zwischenbericht vor. Analysten rechnen durchschnittlich mit einem Nettogewinn von 690 Millionen Euro im dritten Quartal, vor Steuern könnte es demnach rund eine Milliarde werden, ein Plus von immerhin sieben Prozent. Und dieses Plus kommt vor allem vom Kerngeschäft Investmentbanking, das seit Sommer wieder anzieht. Dagegen wirkt sich der Umbau im Privatkundengeschäft und in der Vermögensverwaltung belastend aus.
Die Commerzbank will am 8. November nicht nur ihren Zwischenbericht präsentieren, sondern auch die neue Konzernstrategie bis 2016. Vorstandschef Martin Blessing möchte zeigen, wie vor allem im schwachmargigen Privatkundengeschäft in Zukunft besser verdient werden kann. Die Sanierung wird aber erst einmal Geld kosten.