United-Internet-Chef Ralph Dommermuth im Interview. Mit der WirtschaftsWoche sprach Dommermuth über die neuen Rivalen im DSL-Geschäft, Mobilfunk-Angebote und Gründe für künftige Zukäufe.
WirtschaftsWoche:Herr Dommermuth, auch Sie sollen für das AOL-Zugangsgeschäft in Deutschland mitgeboten haben. Jetzt hat Telecom Italia zugegriffen. Warum hat sich United Internet die Chance entgehen lassen, durch die Übernahme der rund 1,1 Millionen DSL-Kunden von AOL dichter zur Deutschen Telekom aufzuschließen?
Dommermuth: Sehen Sie es mir nach, dass ich mich nur zu Akquisitionen äußere, die wir wirklich vollzogen haben. Insofern kann ich zur Frage nichts sagen, ob AOL besser zu uns gepasst hätte als zu Telecom Italia.
Mit Telecom Italia rückt Ihnen nach Jahren erstmals wieder ein Konkurrent ernsthaft auf die Pelle. Läuten da bei Ihnen nicht die Alarmglocken?
Natürlich beobachten wir genau, wie sich der Markt entwickelt. Aber die Position des größten Telekom-Konkurrenten als solche, ist mir nicht wichtig. Entscheidend ist, dass sich unser Geschäft als Ganzes gut entwickelt, also Internetzugänge, Web-Hosting, Portale und Online-Marketing. Im ersten Halbjahr 2006 haben wir unser Ergebnis vor Steuern im Vergleich zu 2005 auf mehr als 91 Millionen Euro glatt verdoppelt. Dabei sind DSL-Kunden natürlich eine wichtige Größe, aber beileibe nicht die einzig entscheidende.
Anfang 2006 wollten Sie im Jahresverlauf noch rund 600.000 DSL-Neukunden gewinnen. Inzwischen haben Sie die Prognose auf rund 500.000 reduziert. Das macht es Ihnen nicht leichter, Ihre Position zu halten.
Ursprünglich wollten wir 3DSL, das Kombiangebot aus Internet, Telefonie und Online-Video, bereits Anfang Juli auf den Markt bringen. Das hat sich verzögert und verhindert, dass wir im zweiten Quartal die angepeilten 200.000 Kunden schaffen. Seit dem Start von 3DSL zur Internationalen Funkausstellung Anfang September aber zieht das Geschäft rasant an. Bei der extrem guten Resonanz auf das Pauschalpaket bin ich sicher, dass wir unser Jahresziel erreichen – wenn nicht gar übertreffen.
Sie kommen mit einem sogenannten Triple-Play-Angebot, die Deutsche Telekom aber denkt bereits über Pakete einschließlich Mobilfunk nach und spricht von Quadruple Play. Ist ein solches Kombipaket auch für Sie eine Option?
Mit unserem mobilen E-Mail-Empfänger PocketWeb haben wir bereits zur Cebit ein mit unseren E-Mail-Diensten 1&1, GMX und Web.de gekoppeltes Mobilfunkgerät vorgestellt. Wir peilen damit rund 10.000 Neukunden im Monat an, und da sind wir gut unterwegs.
Warum so zögerlich?
Ob die Verknüpfung von Online-Welt und Mobilfunk tatsächlich zum Massenmarkt wird, muss sich erst zeigen. Momentan sieht es noch nicht danach aus. Aber wenn wir in den Mobilfunk einsteigen, tun wir das sicher – wie auch im DSL-Geschäft – unter eigenem Namen und nicht bloß als Vermittler fremder Handyverträge.
Dennoch verkaufen Sie im Kern fremde Produkte; DSL-Anschlüsse, bei denen Lieferanten wie die Deutsche Telekom oder Telefónica die Preise vorgeben. Brauchen Sie nicht eine eigene Internetinfrastruktur, um selbst die Kosten kontrollieren und sich von Konkurrenten wie T-Online, Arcor oder nun Telecom Italia absetzen zu können?
Man sollte niemals nie sagen. Momentan sehe ich die Notwendigkeit nicht. Solange die Konditionen beim Einkauf der Vorleistungen stimmen, brauchen wir kein eigenes Netz. Wenn sich das ändert, werden wir reagieren.
...und statt AOL-Kunden lieber einen Netzbetreiber wie etwa QSC kaufen?
Ich wüsste nicht, dass der zum Verkauf steht. Im Ernst: Ob kaufen oder bauen, ist primär eine Frage der Kosten. Aber noch mal: Die Frage stellt sich derzeit nicht.
Trotzdem sind Sie als reiner Wiederverkäufer bei der Entwicklung Ihrer Angebote davon abhängig, was Ihnen Ihre Lieferanten technologisch ermöglichen. Wie wollen Sie da mit eigenen Innovationen glänzen?
3DSL beweist doch, dass wir auch auf einer Telekom-Plattform innovativ sein können. Außerdem diskutieren wir regelmäßig mit unseren Partnern, welche technologischen Ideen wir realisieren wollen.
Und Riesen wie die Telekom, immerhin Ihr größter Konkurrent, setzen Ihre Vorgaben auch um? Bisher versucht der Konzern doch, den Zugang anderer Online-Anbieter zur neuen, schnellen VDSL-Internetplattform zu beschränken. Sieht gute Zusammenarbeit nicht anders aus?
Bisher können wir uns nicht beklagen. Sollte sich das mal ändern und sich beispielsweise Telecom Italia als innovativer erweisen als wir, werden wir agieren.
Quelle:
http://www.wiwo.de/pswiwo/fn/ww2/sfn/buildww/id/126/id/21530… [23.09.2006] thomas.kuhn@wiwo.de Aus der WirtschaftsWoche 39/2006.
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