Ich bin mal wieder überrascht, wie wenig man an der Börse überrascht sein muss:
Es war bekannt, dass MBG heute Zahlen liefert. Und die ungefähre Höhe von Gewinn und Dividende waren auch "bekannt" - die DSG (Daimler-Schreiber-Group) hatte ja EUR 4,36 prognostiziert (siehe #3452) und damit eine Punktlandung hingelegt.
War eine Dividendenkürzung überraschend (VJ: 5,30)? - Nein! War die Höhe der Dividendenkürzung überraschend? - Ebenfalls Nein! (Denn die Ausschütungsquote von 40% ist ja ebenfalls bekannt.) Insofern waren also ca. 4,30 EUR Dividende "eingepreist".
Nun wird also genau die erwartete Zahl veröffentlicht. Und folglich sollte die "Neuigkeit" eigentlich keine Kurs-Veränderung auslösen.Doch "trotzdem" gibt es an der Börse eine deutliche erste Kursreaktion: In der Spitze sinkt der Kurs auf 59,12. Das sind, bezogen auf den Vortag (61,18), 2,06 EUR oder 3,37% weniger. Die rechnerische Dividendenrendite liegt damit bei sagenhaften 7,2% (= 4,30 / 59,12). Wenige Stunden später liegt der Kurs aber schon wieder bei über 60 EUR. Das ist für mich alles "unbegreiflich".
Wenn das EBIT - wie nun veröffentlich - von 19,7 Mrd EUR (2023) auf "nur" noch 13,6 Mrd EUR (2024) sinkt, so ist das für sich genommen natürlich ein "heftiger" Einbruch, nämlich 31% weniger Gewinn. Die Auswirkungen auf die Aktionäre sind aber deutlich geringer, denn die Dividende sinkt nur um 19%.
Und mal ganz eherlich: Selbst wer im letzten Jahr den ungünstigsten Zeitpunkt zum Kaufen erwischt hat und tatsächlich die maximalen ca. 77 EUR bezahlt hat, der hat natürlich derzeit ca. 20% Kursverlust. Doch auch dann beträgst die Dividendenrendite noch üppige 5,6%. Da kann man nun wirklich nicht von einem unattraktiven Investment sprechen - und Kursschwankungen gab es schon immer und bekanntlich "liegt der Gewinn im Einkauf". Ist der (Jahres-)Gewinn "zu gering", d. h. ist MBG ein schlecht wirtschaftendes Unternehmen bzw. ein Unternehmen, dass in einem Markt agiert, der nicht lukrativ ist? Offensichtlich nicht. Man braucht nur mal mit früheren Jahren vergleichen: In den 2000er-Jahren lag die Dividende immer unter 2 EUR, in den 2010er-Jahren dann etwas über 2 EUR und die richtig hohen Dividenden (> 4 EUR) gibt es erst seit dem Auszahlungsjahr 2022. Von daher darf man mit über 4 EUR Dividende sehr zufrieden sein.
Was mich auch nur in Maßen überrascht ist die Tatsache, dass MBG ein neues ARP auflegen will, denn bekanntlich "schwimmt" MBG weiterhin im Geld. Das letzte ARP war ja nur deshalb "vorzeitig" beendet worden, weil eine der gesetzlichen Grenzen erreicht worden war: Man darf eben nun mal nur max. 10% des Aktienbestandes zurückkaufen. MBG hatte zwar noch Geld übrig für das ARP (also Geld, das für das ARP vorgesehen war), durfte es aber nicht mehr "ausgeben", weil die 10%-Grenze erreicht war. Die Zahl der umlaufenden Aktien ist ggü. "früher" um genau 10% gesunken, so dass folglich für die Dividendenzahlung 10% weniger "ausgegeben" werden muss. Sollte das angekündigte nächste ARP ähnlich erfolgreich sein, dann kann MBG künftig (d. h. im Vergleich zu VOR dem Beginn des 1. ARPs) eine um fast 25% erhöhte Dividende ausschütten, ohne auch nur 1 cent mehr zahlen zu müssen.
Insofern habe ich bei MBG, das weiterhin meine zweitgrößte Position ist, keinerlei "Zukunftsängste".
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