BBDO sucht weiter nach Verstärkung Agentur-Chef prognostiziert für Werbebranche nur moderates Wachstum Deutschlands größte Werbegruppe BBDO ist längst keine klassische Agentur mehr. Vergangenes Jahr machte das Düsseldorfer Unternehmen 65 Prozent des Umsatzes mit verwandten Disziplinen wie Customer Relationship Management, Werbezeitenverkauf, Öffentlichkeitsarbeit, Unternehmensberatung oder E-Business. Daher sei BBDO auch gut durch die Werbeflaute gekommen, in der vor allem in klassischen Medien eingedampft wurde, sagt Gruppenchef Rainer Zimmermann. Mit ihm sprach Burkhard Riering.
DIE WELT: Über die Werbeflaute des vergangenen Jahres ist alles gesagt. Werden die Unternehmen jetzt wieder Wind in die Segel der Werbeagenturen blasen?
Rainer Zimmermann: Wir kommen gerade in ein besseres Klima hinein. Allerdings werden die Wachstumsraten in den Jahren 2002 und 2003 moderat ausfallen. Die ausschweifenden 90er Jahre sind definitiv vorbei. Die Branche muss sich in der kommenden Zeit mit Wachstumsraten von rund fünf Prozent begnügen. Aber nach den Umsatzeinbrüchen und den Kostenanpassungen des letzten Jahres kann es nur besser werden.
DIE WELT: Aber ein Blick in die Medien reicht, um zu wissen, dass zurzeit nicht viel los ist im Werbemarkt.
Zimmermann: Wir werden die jetzt geplanten Investitionen der Unternehmen ab dem Spätsommer spüren. Noch wartet man allerdings ab. Die Konzerne orientieren sich am Wettbewerb, und da muss einer den ersten Schritt machen. Deswegen gibt es auch immer nur ein gemeinsames Hoch oder Tief in der Branche. Antizyklische Werbung von Firmen ist immer noch die Ausnahme.
DIE WELT: So steht für Sie zu befürchten, dass BBDO im ersten Halbjahr 2002 stagnieren wird.
Zimmermann: Nein, denn wir sind breit aufgestellt. Klassische Werbung macht nur noch 35 Prozent unseres Geschäfts aus. Die verwandten Kommunikationsfelder sorgen weiterhin für Wachstum. Daher sind wir auch im vergangenen Jahr von über zehn Prozent gewachsen. Im absoluten Betrag bei uns als Marktführer sind das über 30 Mio. Euro an Honorar - also locker die Größe einer Top-20-Agentur, die wir noch oben draufgelegt haben.
DIE WELT: Mit welchen Geschäftsfeldern ist das möglich?
Zimmermann: Mit den noch relativ neuen Standbeinen wie die Unternehmensberatung BBDO Consulting oder Customer Relationship Management. Zudem hat sich BBDO im vergangenen Jahr mit neuen Kunden und Mitarbeitern der insolventen Internetfirmen Kabel New Media und Popnet im Internet verstärkt. Diese zusätzlichen Umsätze werden sich im übrigen erst in diesem Halbjahr in der Bilanz niederschlagen.
DIE WELT: Also wieder Wachstum für Ihr Haus in diesem Jahr?
Zimmermann: Nach allem, was ich bislang sehe, werden wir wieder zwischen zehn und 15 Prozent wachsen. Mit ein bisschen Glück wird es sogar etwas mehr. Wir wachsen in der klassischen Werbung weiter überdurchschnittlich, aber auch bei CRM und Beratung. Eher weniger wird es in den Sparten Public Relations und Design.
DIE WELT: Wächst BBDO lediglich von selbst oder wollen Sie auch zukaufen?
Zimmermann: Selbstverständlich werden wir uns punktuell verstärken, wenn es Sinn macht. Das kann in der Sparte CRM sein, das ist denkbar auch bei den Call-Centern sowie in Media und Consulting. Doch bei allen gehört ein attraktiver Kandidat dazu. Und so furchtbar viele Kandidaten im Markt sehe ich gerade nicht - dafür geht es der Branche einfach zu schlecht.
BBDO mit starkem Umsatzwachstum
Deutschlands größter Werbekonzern BBDO hat im vergangenen Jahr im schrumpfenden Werbemarkt ein zweistelliges Umsatzwachstum erzielt. Der Umsatz habe erstmals die zwei Mrd. Euro-Marke übersprungen und sei um 11,5 Prozent auf 2,008 Mrd. Euro gestiegen, teilte die BBDO-Gruppe in Düsseldorf mit. Der Gewinn sei allerdings nur spärlich gewachsen. Die Mitarbeiterzahl des Kommunikations-Dienstleisters habe sich im Jahresdurchschnitt entgegen dem Markttrend um 14,5 Prozent auf 3272 erhöht. Die Entwicklung des Werbemarktes sei im vergangenen Jahr die schlechteste seit 1973 gewesen. Dennoch sei das Honorarvolumen der BBDO-Gruppe analog zum Umsatz um 11,5 Prozent auf 301 Mio. Euro gewachsen. Auch im laufenden Geschäftsjahr 2002 strebe die Gruppe bei einem moderaten Wachstum des Gesamtmarktes erneut ein zweistelliges Umsatzwachstum an.
Die BBDO-Gruppe will nach zwei Jahren ohne Unternehmens-Zukäufe im laufenden Jahr stärker nach Akquisitionen Ausschau halten. Die Holding hatte von den insolventen Internet-Unternehmen Kabel New Media und PopNet 250 Mitarbeiter übernommen. Die Unternehmensspitze führt die überdurchschnittliche Verdreifachung des Honorarvolumens in den vergangenen zehn Jahren auf das Beteiligungsmodell mit 80 natürlichen Gesellschaftern zurück. DW
cu Henrys
|