Bei meinen Recherchen zu den neuesten US-Konjunkturdaten ist mir etwas Interessantes aufgefallen. Die Entwicklung der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung seit 2000 bis heute verläuft 1 zu 1 zu der Entwicklung, welche die USA nach dem Börsencrash in 1987 erlebt hat. Ich habe Ihnen dazu einmal den saisonbereinigten Chart zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung von 1967 – 2004 mitgebracht, den ich auf der Site www.markt-daten.de gefunden habe:
Sehen Sie, wie absolut identisch die beiden Kursverläufe in und nach der Rezession (die Phasen der Rezession sind grau eingezeichnet) verlaufen – nahezu lehrbuchmäßig. Wie Sie vielleicht noch wissen, hatte ich mich gewundert, wieso Alan Greenspan sich derart überzeugt zeigen kann, dass sich die Arbeitsmarktsituation in den USA bald wieder deutlich verbessern wird. Nun habe ich zumindest einen Hinweis gefunden: die Parallelen zur Vergangenheit. Nehmen wir diesen Chart als Grundlage, dann sollten die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe nun einige Zeit seitwärts laufen, um dann noch einmal kurz anzusteigen, bevor sie langsam und sicher fallen.
Wenn Sie genauer hinsehen, erkennen Sie, das selbst die Verläufe in den anderen Rezessionen eine "ähnliche" Entwicklung aufweisen. Nur die Erdölkrisen haben hier zu Verzerrungen geführt. Und da sind wir wieder bei unserem Lieblingsthema: Die Ölbullen werden nun ausrufen: Genau! Da uns weiter steigende Ölpreise bevorstehen, wird dieses Mal alles anders!"
Dem muss man zumindest teilweise zustimmen: "Wenn" der Ölpreis weiter auf einem derart hohen Niveau bleibt, dann wird der Konjunkturaufschwung in den USA abgebremst. Das wird auch direkt zur Folge haben, dass sich die Arbeitsmarktsituation in den USA wieder deutlich eintrübt.
Das einzige kleine Problem dabei: Es ist noch nicht wirklich sicher, dass der Ölpreis so hoch bleiben wird. Wenn ich mir die Entwicklungen vom Ölpreis, die schon etwas seltsame Entwicklung des Dollar und auch der gesamten Märkte anschaue, wenn ich mich an die vielen Fehlsignale der letzten Monate erinnere (z.B. der falsche Bruch der Seitwärtsbewegung nach unten), dann komme ich mehr und mehr zu der Überzeugung, dass wir erst nach der US-Wahl wissen werden, wo die Märkte wirklich stehen.
Ich will damit nicht ausdrücken, dass der Markt "falsch" steht, nein, der Markt steht IMMER richtig. Er steht im Moment auf dem "vor der Wahl"-Modus. Mich interessiert nur, wo der Markt, der Ölpreis und der Dollar nach der Wahl stehen werden. Ich denke, da warten noch einige Überraschungen auf uns.
Und da es im Moment etwas schwierig ist, einige Dinge unter den selben Hut zu bringen, habe ich das Gefühl, dass sich nach der Wahl diese Dinge einfach bereinigen werden – und zwar in die fundamental gerechtfertigte Ordnung – wie auch immer sie dann aussehen wird.
Zu diesem Ungleichgewicht ist mir ein Kommentar in "Das Kapital" aufgefallen, Der Verfasser hatte einige Schwierigkeit damit, dass das KGV des Dax nach der Konsensschätzung der nächsten 12 Monate bei ca. 12 steht. Ja, Sie haben richtig gehört, gerade mal ein mickriges KGV von 12 hat der Dax! Richtig bemerkte er, dass der Dax dann im Prinzip locker um 1000 Punkte höher stehen müsste. Irgendetwas muss hier, wie gesagt, bereinigt werden.
Der Verfasser folgert allerdings daraus, dass die Schätzungen ein wenig zu ambitioniert sind. Das kann natürlich sein – auch das wird vom Ölpreis und der weiteren Entwicklung abhängen.
Ich weiß nicht, wie die aktuellen Ungleichgewichte bereinigt werden, ich weiß nur, dass sie bereinigt werden und ich denke, es wird etwas passieren, dass die meisten Anleger in Deutschland überraschen wird.
Dazu habe ich eine Mail erhalten:
Seit einigen Wochen und insbesondere in den letzten Tagen verliere ich jeglichen Optimismus, dass der Seitwärtstrend verlassen wird – dass es mal wieder an den Märkten aufwärts geht. Aus diesem Grund bin ich voll investiert. Die letzten beiden Male, als ich in ähnlicher Stimmung war – Herbst 2001 und Frühjahr 2003 – haben die Märkte gedreht. Ich rechne mit gar nichts, sondern verlasse mich auf mein schlechtes Gefühl.
Eine gute Einstellung! Nur, das mit dem "voll" investiert macht mir Sorgen ... Langsam in steigende Märkte die Positionen nach oben aufbauen und nach unten absichern ist sicherlich die "vernünftigere" Strategie ...
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