Der Aktionär: 100 Prozent und mehr
Als Beteiligungsgesellschaft müsste die DEWB AG (WKN 804 100) angesichts der Rallye an den Märkten vom guten Börsenklima eigentlich profitieren. Doch die zuletzt hohen Verluste der Jenaer Venture-Capital-Firma haben das Vertrauen in die Aktie jedoch erschüttert. Ohne Börsengang oder Verkauf von Beteiligungen wird die Aktie weiterhin vor sich hindümpeln, da aufgrund der Finanzlage keine neuen Investments möglich sind. Doch das Management um Vorstand Bertram Köhler arbeitet mit Hochdruck an einer Lösung der verfahrenen Situation - was bereits im Laufe dieses Jahres der Fall sein könnte. Bei Erfolg winken Kursgewinne von bis zu 100 Prozent und mehr.
Die Jenaer Beteiligungsgesellschaft DEWB hat mit ihren elf Beteiligungen grundsätzlich ein attraktives Portfolio, dessen Substanzwert den aktuellen Börsenkurs weit übertrifft. Da der Venture-Capital-Spezialist unter anderem auch aufgrund der Finanzkrise seit Längerem schon keinen Exit - also Börsengang oder Verkauf von Beteiligungen - verzeichnen konnte, wird langsam die Liquidität knapp. Per 31.12.2009 befanden sich inklusive Wertpapieren noch 3,9 Millionen Euro in der Kasse. Für eine bis Oktober 2012 laufende Wandelschuldverschreibung im Volumen von 20 Millionen Euro muss die DEWB jedes Jahr am 4. Oktober sechs Prozent Zinsen bezahlen, also 1,2 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrund ist der Erfolgsdruck, was Exit-Möglichkeiten betrifft, sehr hoch. Die gute Nachricht ist, dass sich etwas tut und das Management schon seit Längerem in Gesprächen mit strategischen Investoren und mit Banken zwecks möglicher IPOs ist.
Volle Exit-Pipeline
Die Exit-Pipeline bei der DEWB ist gut gefüllt. Bei der u-Sen GmbH scheint es auf einen Verkauf an strategische Investoren hinauszulaufen. "Bei u-Sen befinden wir uns in Verhandlung mit mehreren Bietern", verriet DEWB-Vorstand Bertram Köhler im Gespräch mit dem AKTIONÄR. Die Thüringer Firma entwickelt Systemlösungen zur Online-Zustandsüberwachung (Condition Monitoring, CM). Haupteinsatzgebiet ist derzeit das Monitoring von On- und Offshore-Windenergieanlagen. Aktuell werden mehr als 950 Windenergieanlagen verschiedenster Anlagenhersteller mit einer kumulierten Leistung von über einem Gigawatt mit Systemen der DEWB-Tochter überwacht.
Auch bei Sensor Dynamics könnte sich noch 2010, spätestens Anfang 2011 etwas tun. Das Unternehmen liefert Mikrosensoren für namhafte Zulieferer der Automobilindustrie. Wie Köhler erklärte, hat Sensor Dynamics von einem US-amerikanischen Automobilzulieferer einen Großauftrag über 500 Millionen Euro über die nächsten sieben Jahre erhalten. Die Drehratensensoren von Sensor Dynamics sind jedoch auch in Unterhaltungselektronik-Geräten einsetzbar, um wie beim Apple-iPhone oder der Nintendo Wii die Lage der Geräte zu ermitteln. Wie Köhler weiter verriet, laufen derzeit Verhandlungen mit Spielkonsolenherstellern und auch der bisherige Lieferant des iPhone-Sensors könnte ernste Konkurrenz bekommen. Die Zukunft bleibt also auch bei Sensor Dynamics spannend. Was einen möglichen Exit von Sensor Dynamics betrifft, so kann sich Köhler vorstellen, "im dritten oder vierten Quartal 2010 in die Verkaufsverhandlungen einzutreten".
KSW Microtec und Noxxon Pharma sind am wichtigsten
Die wichtigste Beteiligung ist mit einem Anteil von 100 Prozent klar KSW Microtec. Das Dresdner Unternehmen stellt RFID-Smart-Labels und -Inlays her, die zur Warenkennzeichnung, Bibliothekenmanagement, Zugangskontrolle (Tickets, ID-Karten), in eGovernment-Projekten (elektronische Identitätskarten, Personalausweise, Führerscheine), elektronischen Zahlungssystemen sowie in Logistik-Management-Systemen (Gepäcklogistik, Warenwirtschaft) Anwendung finden. "Bei KSW sehen wir gerade eine Entwicklung hin zu Produkten mit höheren Margen", erklärt Köhler. Gemeint sind unter anderem diverse Projekte im eGovernment-Bereich. Erfolge konnte KSW bereits in den USA feiern. Und auch für den in Deutschland geplanten elektronischen Personalausweis stehen die Chancen nicht schlecht. Die Analysten von Close Brothers Seydler haben für KSW einen fairen Wert von 23 Millionen Euro ermittelt. Das allein ist schon einmal mehr als der Börsenwert der DEWB. "Das ist nicht der schlechteste Wert, aber es geht auch deutlich mehr", so der Kommentar von Köhler zur Analystenschätzung. Wenn KSW den Zuschlag beim elektronischen Personalausweis erhält, sind - natürlich in Abhängigkeit von der Marktlage - auch deutlich höhere Werte denkbar.
Das zweite Hauptasset neben KSW ist die 19-prozentige Beteiligung an Noxxon Pharma AG. Noxxon hat mit Pfizer, Eli Lilly und Dow Chemical namhafte Partner und eine aussichtsreiche Spiegelmer-Plattform. Spiegelmere sind gespiegelte Nukleinsäuren, die zur Therapie von Krankheiten eingesetzt werden. Auch bei Noxxon dürfte es spätestens 2011 zum Exit über einen Börsengang oder Trade-Sale kommen. Close Brothers Seydler setzt den Wert von Noxxon mit 136,5 Millionen Euro an, der Anteil der DEWB liegt damit bei 26,2 Millionen Euro.
3,20 Euro muss das Ziel sein
In Summe sind das schon einmal 49,2 Millionen Euro. Dazu kommen noch die Buchwerte der restlichen Beteiligungen inklusive ?-Sen und Sensor Dynamics, die Close Brothers Seydler auf 11,8 Millionen Euro taxiert. Der gesamt Substanzwert beläuft sich somit auf 60,2 Millionen Euro. Saldiert mit 17,4 Millionen Euro Nettoverbindlichkeiten ergibt sich ein Wert von 42,8 Millionen Euro für DEWB oder 2,81 Euro je Aktie.
Da 2012 die Wandelanleihe ausläuft, wird das Management alles daransetzen, bis dahin den Kurs über den Ausübungspreis von 3,20 Euro zu bringen, andernfalls ist nicht davon auszugehen, dass die Anleihegläubiger ihre Ansprüche in Aktien wandeln. Die Chance liegt also bei mehr als 100 Prozent, wenn das Management in den nächsten eineinhalb Jahren erfolgreich ist. Das Risiko können Anleger mit einem Stopp bei 1,00 Euro auf 23 Prozent begrenzen. Kurs — 09:15 26.4.10 1,29 € Empf. Kurs 1,35 € Ziel 3,20 € Stopp 1,00 € Status Aktiv
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