Dax 10 000 - keine UtopieLange kämpfte der Index mit der Höchstmarke aus dem Jahr 2000. Nachdem er sie knackte, sollte sich die Rallye fortsetzen.
Er hat es geschafft. In seinem siebten Anlauf auf das Allzeithoch aus dem Jahr 2000 gelang dem Dax am 13. Juli der Sprung über die Marke von 8136 Punkten. Die Sorgen über steigende Zinsen, hohen Ölpreis und Probleme bei US-Immobilienkrediten waren kurzzeitig vergessen. Auf dem Frankfurter Parkett brachen die Händler in spontanen Jubel aus. Wenige Minuten später erreichte der Index mit 8151,57 Zählern einen neuen Rekordstand.
Wobei - war der Vergleich mit dem sieben Jahre alten Wert überhaupt sinnvoll? Der Dax hat in den vergangenen Jahren schließlich ein neues Gesicht bekommen: Sieben Unternehmen wie die Dresdner Bank oder Degussa sind nicht mehr mit von der Partie, während andere wie die Deutsche Post oder Continental hinzukamen.
Den größten Einfluss auf den Index nahm freilich ein Konzern, der immer noch an Bord ist: die Deutsche Telekom. Wie stark die Auswirkungen des Absturzes dieser Aktie waren, zeigt ein einfacher Dreisatz. Der aktuelle Börsenwert des Index beträgt rund 960 Milliarden Euro. Davon entfallen rund 59 Milliarden Euro auf den Ex-Monopolisten – satte 255 Milliarden weniger als im März 2003. Würde die Aktie, wie viele andere Titel auch, in der Nähe ihres Allzeithochs notieren, läge die Marktkapitalisierung des Dax bei mehr als 1200 Milliarden Euro. Ein Stand von 10 240 Punkten.
Noch wichtiger als die Frage, wann der Dax eine neue Höchstmarke erreicht, war aber die, was dann geschieht. Für Gottfried Heller, Chef der Fiduka Depotverwaltung, ist die Antwort glasklar: „10 000 Punkte sollte der Dax locker schaffen.“ Die Historie spricht dafür, dass Heller recht behält. Wann immer der Index in der Vergangenheit alte Höchstmarken durchbrach, dauerte seine Aufwärtsbewegung weiter an.
Als der Index etwa nach dem Börsencrash 1987 im Jahr 1990 ein neues Hoch erklomm, legte das Barometer noch einen Zahn zu und stieg um weitere 25 Prozent. Oder nach dem Kursrutsch durch die Russland- Krise im Jahr 1998: Nachdem der Dax seine Scharte ausgewetzt hatte, kletterte er um weitere 32 Prozent – auf das bis vor Kurzem geltende Allzeithoch.
von Jochen Mörsch capital.de, 20.07.2007
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