Neue Wege: Balda wird selbstbewusster
Werner Sperber
Balda, Hersteller von Kunststoff-Baugruppen und Elektronikkomponenten vor allem für die Telekommunikation (Sparte Infocom) und berührungsempfindlichen Bildschirmoberflächen (TPK-Beteiligung), geht mit dem neuen Management neue Wege, abseits der Mobilfunkindustrie.
Michael Sienkiewiez, der neue Vorstandsvorsitzende von Balda, ist nach Aussagen von Clas Röhl, Leiter Investor Relations, noch mehr bei den Kunden, als sein Vorgänger Dr. Dirk Eichelberger. Sienkiewiez stärkt mit seinen Kontakten in Asien und vor allem in den USA den Vertrieb von Balda. Bei dem Hersteller von Kunststoff-Baugruppen und Elektronikkomponenten (Sparte Infocom) und berührungsempfindlichen Bildschirmoberflächen (38-Prozent-Beteiligung an der TPK) mit Sitz in Bad Oeynhausen scheint ein neues Selbstbewusstsein entstanden zu sein. Bei der Frage, was denn der Eigentümer von TPK, Michael Chiang, mit TPK beziehungsweise mit Balda vorhat, scheint jetzt mehr von Balda auszugehen, als früher. Welche Auswirkungen das haben wird respektive wie die Verbindung von Balda und TPK rechtlich geregelt sein wird, ist aber unklar.
Balda USA als Wegweiser
Sienkiewiez dringt in neue Bereiche abseits der Mobilfunkindustrie vor. Balda möchte, als allgemeiner Kunststoffproduzent, verstärkt in den Markt für Automobil-Equipment, Hörgeräte, Solar-Zubehör oder artverwandte Produkte vorstoßen, wie es sich auf der Internetseite Balda USA bereits andeutet. Hier arbeitet Balda USA bereits mit einer Firma in den USA zusammen, die Michael Chiang nahe steht. Gespräche mit Dell kann Clas Röhl dagegen nicht bestätigen. Hier wurde darüber spekuliert, dass Balda Aufträge von Dell erhält, wenn der Computerhersteller sein Smartphone in China einführt. Dennoch laufen die Geschäfte in der Volksrepublik zumindest am Standort Peking prächtig. Die Aufstockung der Personalstandes seit Ende März um 28,6 Prozent auf fast 6.200 Mitarbeiter belegt das. Röhl erklärte im Gespräch mit DER AKTIONÄR, „die in Peking überwiegend als Zeitarbeiter angestellten Mitarbeiter erledigen Aufträge für andere Firmen. Die Auslastung ist also gut.“
Gespräche laufen
Balda drückten zum 30. Juni noch immer Nettoschulden von 91,7 Millionen Euro, obwohl der Konzern mit dem Abbau der Verbindlichkeiten gut und planmäßig vorankommt. Derzeit ist Finanzvorstand Rainer Mohr damit beschäftigt, die Verhandlungen mit den Banken über eine Anschlussfinanzierung bis zum Jahresende abzuschließen. Dabei geht es um den in den 91,7 Millionen Euro enthaltenen Konsortialkredit in Höhe von 54 Millionen Euro und ein Schuldscheindarlehen, bei dem 22,5 Millionen Euro offen sind. Davon hat Balda im laufenden Jahr planmäßig elf Millionen Euro getilgt. Die Summe, über die Mohr verhandelt, beläuft sich also noch auf zirka 65 Millionen Euro. Angesichts zumindest annehmbarer Zahlen dürfte das nach Ansicht von DER AKTIONÄR zu machen sein. Vor allem die zum Verkauf stehende Sparte Medical entwickelt sich gut. DER AKTIONÄR kann sich durchaus vorstellen, dass Balda vielleicht sogar mit der Meldung überrascht, Medical bleibt als stabilisierender Faktor und Gewinnbringer im Konzernverbund. In der Rezession ist es ohnehin schwer, einen Käufer zu finden, der einen angemessenen Preis bezahlt. Für die Sparte, wie auch für die Immobilie in Bad Oeynhausen, gibt es aber nach wie vor Interessenten, wie Röhl versicherte.
Einen Blick wert
Balda ist immer für eine Überraschung gut. Vielleicht folgen nun einige positive, nachdem es in den vergangenen Jahren negative Nachrichten genug gegeben hat. Charttechnisch sollte die Balda-Aktie auf Notierungen von mehr als 1,25 Euro zulegen, um einen kurzfristigen Abwärtstrend zu überwinden. Insgesamt bleibt DER AKTIONÄR dabei, dass die Aktie mit einem Kursziel von 1,50 Euro und einem Stoppkurs bei 1,05 Euro einen Blick wert ist.
Quelle: http://www.deraktionaer.de/xist4c/web/...ter_id_43__dId_10841909_.htm ----------- Wer auf einen fahrenden Zug springt, ist im wirklichen Leben wagemutig, an der Börse risikoscheu.
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