Moin zusammen,
ich handle hauptsächlich Optionen (als Stillhalter, ich verkaufe sie also i.d.R.) und habe mich etwas genauer mit der Angabe der ITM Call Optionen z.B. im Stonk-O-Tracker
https://amc.crazyawesomecompany.com/ beschäftigt.
Mich interessiert dabei besonders die Frage, warum diese Zahl so wichtig ist.
Erstmal zu Erklärung einer Option:
Eine Call Option bedeutet folgendes:
1. Es gibt einen Käufer der Option, der sich durch den Kauf besondere Rechte erkauft und
2. Es gibt einen Verkäufer dieser Option, der bestimmte Pflichten zu erfüllen hat, dafür nimmt er eine Prämie ein (vergleichbar mit einer Versicherungsprämie, die der Käufer bezahlt)
Eine Option auf eine Aktie hat 2 feste Bestandteile: den Strikepreis (Ausübungspreis) und einen Verfallstag (Laufzeit). Alle anderen Bestandteile der Option verändern sich abhängig von versch. Faktoren.
Der Käufer hat bis zum Verfallstag der Option das Recht, die Option auszuüben, was bedeutet, dass er 100 Aktien zum Strikepreis bekommen kann und zwar egal wie hoch der Preis der Aktie tatsächlich ist. D.h. wenn AMC bei 9,5$ steht lohnt sich das Ausüben des Calls mit Strike 10$ nicht, da er die Aktie im Markt günstiger bekommen würde. Es lohnt sich erst wenn die Aktie bei >10$ steht, dann bekommt er die deutlich günstiger durch die Ausübung der Option. Entsprechend hat der Verkäufer der Option die Pflicht dem Käufer die 100 Aktien zu dem Preis von 10$ zu liefern, selbst wenn die Aktie schon bei 20$ steht.
Wenn die Aktie also bei über 10$ steht ist der 10er Call "im Geld" ("in the money", ITM).
Damit die Aktien vom Optionsverkäufer geliefert werden können, sollte er sie verfügbar haben (ansonsten geht er short in der Aktie). (Ich selbst verkaufe meist nur Calls auf Aktien, die ich auch im Depot habe). Institutionelle und Marketmaker machen aber in der Regel das gleiche, wenn Call Optionen ins Geld gehen, kaufen sie Aktien nach und verkaufen diese, wenn es wieder in die andere Richtung geht.
Genau genommen ist sogar so, dass sie die Aktien schon kaufen/verkaufen wenn der Call noch nicht im Geld ist, sie orientieren sich am sog. Delta der Option (ist aber eher unwichtig hier).
Was ich von daher nicht verstehe und vielleicht kann das einer von Euch erklären (T_U?): Warum ist diese Angabe wirklich von Bedeutung, die Zu-/Verkäufe der eigentlichen Aktien passieren bereits während der Bewegung des Kurses im Markt. Zum Verfallstag (außer der Käufer übt früher aus, ist aber selten), wechseln die entsprechenden Aktien nur noch den Besitzer und beeinflussen den Kurs nicht.
Das einzige was blöd wäre ist, wenn der Käufer sich tatsächlich NICHT gehedgt hat und die Aktien nicht hat, dann muss er sie möglichst schnell am Markt besorgen (das sind glaube ich die 3 Tage, die man für die Lieferung hat, von denen man immer wieder liest, dass die verkürzt werden sollen und wenn es keine verfügbaren leihbaren Aktien gibt, kann man auch nicht short gehen (das ist das Failure to Deliver)) und das kann den Kurs schon beeinflussen. Aber woher wissen wir denn, wie viele der Optionen wirklich ungedeckt sind?! Das können wir doch gar nicht wissen, oder?
Das andere ist natürlich, dass bei einem sehr schnellen Anstieg des Kurses, die Marketmaker/Institutionelle immer schneller hedgen müssen, d.h. Aktien nachkaufen müssen, das führt zum Gamma-Squeeze (hier übrigens auch gut erklärt:
https://www.deltavalue.de/gamma-squeeze/ ). Wobei man zwei Sachen nicht vergessen darf: es gibt außer Call-Optionen auch Put-Optionen, bei denen das Spiel genau andersrum läuft und zweitens wenn der Kurs schnell runter geht, werden auch schneller Aktien, die zum Hedgen gedient haben, wieder verkauft.
Man müsste also auch noch das Call/Put Verhältnis einer Aktie betrachten, aber aus meiner Sicht kann das außer beim Gamma-Squeeze keine große Veränderung bringen.
Oder übersehe ich etwas?!