PCB-Skandal : Envio-Sanierung kostet bis zu 7 Mio. Euro Kommentare: 8Trackback-URL.Dortmund, 17.08.2010, Klaus Brandt
Ein Mitarbeiter einer Spezial-Entsorgungsfirma reinigt den Außenbereich bei Envio. Foto: WR/Rottmann
Dortmund. Die Sanierung des PCB-verseuchten Envio-Geländes könnte bis zu 7 Mio. Euro kosten. Wer die Kosten trägt ist unklar – zumal die Giftfirma noch nicht einmal die Sicherheitsleistung 1,5 Mio. Euro Sicherheit gezahlt hat
Die Sanierung des verseuchten Envio-Geländes wird offenbar deutlich teurer als von den Behörden erwartet – und sehr riskant. Michael Müller, ein international anerkannter PCB-Experte, schätzt die Kosten „ganz vorsichtig auf 5 bis 7 Millionen Euro“.
Die von der Bezirksregierung aufgerufene Sicherheitsleistung von 1,5 Millionen Euro, von der bis heute nicht mal sicher ist, ob Envio sie zahlt – sie ist wohl nur ein Tropfen auf den verseuchten Stein. Meint jedenfalls Müller. Der 55-Jährige, heute PCB-Berater der Vereinten Nationen, steckt im Thema. Er arbeitete bis 2003 für den Dortmunder ABB-Ableger, aus dem 2004 Envio hervorging.
Ende der 80er Jahre leitete er die PCB-Sanierung der Stuttgarter Singerhalle. „Dort war aber schon alles ausgeräumt und die Kontamination lag deutlich niedriger“, sagt Müller. Kostenvolumen damals: umgerechnet 700 000 Euro. Seither sind nicht nur Entsorgungs- und Lohnkosten gestiegen. In den verseuchten Envio-Hallen liegen die Dinge auch anders. Dort stapelt sich verseuchtes Gerät teilweise bis unter die Decke.
Bezirksregierung und Stadt wissen das. „In der Halle befinden sich Rohrleitungen, Krananlage, Behandlungsboxen, Schredder, Waschmaschine, Destille und vieles mehr“, zählt Müller auf. Daneben gibt es noch zwei große Stahlwannen, von denen eine laut Angaben von Envio-Mitarbeitern einen Riss haben soll. Als Erstes müssten die drinnen gelagerten Trafos und Kondensatoren gereinigt und entsorgt werden. „Allein dafür dürften schon mal zwei Millionen Euro fällig sein, wenn nicht mehr“, schätzt Müller. Bei der Sanierung der Hallenwände müsse „ein Statiker mit an den Tisch, um sicher festzustellen, wie viel Material von der Wand runter darf, ohne die Statik der Halle zu gefährden“.
Das Scheitern der ersten Außenreinigung müsse Mahnung genug sein, meint PCB-Kenner Müller und fordert „ein schlüssiges Sanierungskonzept von Experten“. Größte Vorsicht sei geboten.
„Alle Türen und Tore müssen jetzt erst einmal abgeklebt werden, sonst gelangt der PCB-belastete Feinstaub wieder ins Freie und die Arbeit im Außenbereich fängt von vorne an“, warnt der Experte. Höchste Sicherheitsvorkehrungen seien Pflicht. „Halle und Zelt dürfen nur noch über eine einzurichtende Personenschleuse in Vollschutz betreten werden.“
|