Alternative Energien Aktie von Schmack Biogas könnte Allzeittief testen
28. Mai 2008 Das Thema Alternative Energien wirkt sich an den Finanzmärkten stark unterschiedlich aus. Während Photovoltaik-Werte insgesamt gefragt sind und die Preise für Agrarrohstoffe spekulativ auf ungeahnte Höhen getrieben werden, sieht es für die Verarbeiter dieser Rohstoffe und ihre Zulieferer eben darum viel weniger gut aus. Mit dem unterfränkischen Biodiesel-Hersteller Campa stellte nun gar erstmals ein Unternehmen der Branche einen Insolvenzantrag.
Gar nicht gut sehen auch die Zahlen aus, die der Biogasanlagenbauer Schmack Biogas in der Nacht zum Mittwoch für das erste Quartal vorlegte. Demnach ist das Unternehmen noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Der Betriebsverlust stieg gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres um nahezu das Vierfache auf 8,8 Millionen Euro, der Umsatz schrumpfte um mehr als die Hälfte auf 14,3 Millionen Euro. „Das erste Quartal 2008 ist wie erwartet sehr schwach verlaufen“, hieß es. Dies liege an der derzeitigen Zurückhaltung der Kunden wegen der Unsicherheiten bei den künftigen gesetzlichen Rahmenbedingungen und den anhalten hohen Agrarrohstoffpreisen.
Kurze Erfolgsgeschichte
Bereits Ende Februar hatte Schmack erklärt, das erste Halbjahr werde schwierig werden, in der zweiten Jahreshälfte werde es aber eine positivere Entwicklung geben. Nunmehr hieß es, man gehe von einem schwachen Geschäftsjahr 2008 aus, von einer positiveren Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte war keine Rede mehr.
Die Erfolgsgeschichte der Schmack-Aktie an der Börse ist kurz. Ende Mai 2006 ans Parkett gekommen, kletterte ihr Kurs bis April 2007 von 31,60 bis auf 74,10 Euro. Dann begann er zu bröckeln, als auch die Unternehmensentwicklung nach einem guten Jahr 2006 den Anlegern die ersten Sorgenfalten auf die Stirn trieb.
Im Mai 2007 gab man für das erste Quartal einen höheren Betriebsverlust als im Vorjahreszeitraum bekannt, was mit Aufwendungen für die Expansion des Unternehmens begründet wurde.
Der Sommer-Schock
Im Juli folgte der Schock: Aufgrund eines branchenweiten Einbruchs bei Biogasanlagen für den landwirtschaftlichen Sektor schrieb Schmack nicht nur im ersten Halbjahr rote Zahlen, sondern setzte gleich neben der Umsatzprognose auch noch die Gewinnprognose herab - und zwar von mehr als 10 Millionen Euro Betriebsgewinn auf einen Betriebsverlust von 6 Millionen Euro. Das führte binnen weniger Tage zu einem Kurssturz um mehr als die Hälfte.
Nach einer Zwischenerholung brach der Kurs im Januar dann erneut ein und erreichte bei 11,56 Euro im März ein Allzeittief. Das dürfte zunächst der schwachen Marktentwicklung geschuldet gewesen sein, doch verfehlte Schmack mit einem Betriebsverlust von 9,6 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2007 auch die gesenkte Prognose deutlich. Auch die Anfang April durchgeführte Kapitalerhöhung dürfte nicht unbedingt zur Freude der Anleger beigetragen haben. Immerhin stabilisierte sich der Kurs der Aktie ab Ende März im Bereich zwischen 15 und 17,50 Euro.
Kurzfristiger Vorstandsumbau
Die schwachen Zahlen des Unternehmens stellen am Mittwoch noch die geringere Überraschung dar. Vielmehr beschloss der Aufsichtsrat in seiner Sitzung vom Dienstag einen unmittelbar zum 1. Juni wirksamen Umbau des Vorstandes. Während Finanzvorstand Alexander Götz nach Unternehmensangaben aus persönlichen Gründen ganz aus dem Unternehmen ausscheidet, wird Gründer und Namensgeber Ulrich Schmack den Posten des Vorstandssprechers abgeben, künftig als Stellvertreter fungieren und sich auf die Themen Rohstoffe, Biologie und Forschung konzentrieren sowie zusammen mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden für die strategische Unternehmensentwicklung verantwortlich sein.
Neuer Vorstandsvorsitzender und Finanzvorstand wird mit Werner Rüberg der ehemalige Vorstandsvorsitzender der Eternit AG. Zudem wurde Joachim Schlichtig vom Maschinen- und Anlagenbauer SMS Demag ebenso in den Vorstand berufen wie Otto Eichhorn, Geschäftsführer der Schmack-Tochter Hese Biogas.
Auf Prognosebasis optisch attraktiv
Die schwächere Geschäftsentwicklung und der radikale Vorstandsumbau scheinen nicht nach dem Geschmack der Anleger zu sein. Zumindest vorbörslich zeigt sich der Aktienkurs mit einem Minus von 6,2 Prozent schwach. Noch bleibt abzuwarten, wie der reguläre Handel eröffnet.
Mit rund 92 Millionen Euro liegt die Marktkapitalisierung deutlich unter dem für 2008 von Analysten projektierten Umsatzvolumen von rund 156 Millionen Euro. Andererseits hat sich der Umsatz im ersten Quartal mehr als halbiert und auch Gewinne sind nicht zu erwarten. Die Analystenprognose eines Gewinns je Aktie von 1,40 Euro im kommenden Jahr scheint unter den gegebenen Umständen mutig. Wird 2009 tatsächlich das Jahr der Wende, so wäre die Aktie derzeit recht attraktiv bewertet.
Andererseits beliefen sich die Analystenprognosen für das laufende Jahr vor zwölf Monaten noch auf 2,48 Euro je Aktie und auch die Cashflow-Prognose lag mehr als achtmal so hoch wie derzeit. Insgesamt erscheint die Aktie daher aus fundamentaler Sicht risikobehaftet.
Der weitere Kursverlauf wird nicht zuletzt davon abhängen, wie die nachrichten des Tages tatsächlich aufgenommen werden. Zu rechnen ist jedenfalls mit einem Bruch der Unterstützungslinie von 15 Euro, die schon am Dienstag nur knapp vermieden wurde. Das könnte einen test des Allzeittiefs nach sich ziehen. Besteht der Aktienkurs diese Feuerprobe, so dürfte sich der Kurs vorerst zwischen 12 und 15 Euro weiter seitwärts entwickeln. Weiteres Aufwärtspotential ist unter den gegebenen Umständen derzeit nicht erkennbar.
Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.
Text: @mho Bildmaterial: ddp, F.A.Z.
Quelle: http://www.faz.net/s/...FDD~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed ----------- "Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört." (Karl Marx)
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