22.12.16 10:21 Vorstandswoche.de
"Haar (www.aktiencheck.de) - publity-Aktienanalyse von "Vorstandswoche.de":
Die Aktienexperten von "Vorstandswoche.de" nehmen in einer aktuellen Aktienanalyse die Aktie des auf deutsche Büroimmobilien spezialisierten Asset-Verwalters publity AG (ISIN: DE0006972508, WKN: 697250, Ticker-Symbol: PBY) unter die Lupe.
Thomas Olek, Vorstandschef und Großaktionär der publity AG, ein Immobilien-Asset-Management-Unternehmen, erwarte für das Jahr 2016 ein EBIT von 37.5 Mio. Euro sowie einen Jahresüberschuss von 25 Mio. Euro. Das entspreche einer Gewinnverdopplung gegenüber dem Vorjahr 2015. Um die Jahresziele zu erreichen, müsse Olek allerdings noch Gas geben.
Auf die Nachfrage bei der Gesellschaft habe die Prognose weiterhin Bestand. Die Experten würden davon ausgehen, dass Olek sein Versprechen einhalte und liefere. Alles andere wäre natürlich eine riesige Enttäuschung.
Die in Leipzig ansässig Gesellschaft wolle für das Jahr 2016 zudem eine üppige Dividende auszahlen. Die Größenordnung liege bei 2.80 Euro je Aktie. Bei Kursen um 35 Euro entspreche dies immerhin einer Dividendenrendite von gut 8%. Für 2017 plane Olek eine weitere Steigerung des Gewinns. Auf dem Eigenkapitalforum in Frankfurt habe der stets selbstbewusste CEO einen "Ergebnis-Tsunami" angekündigt. Spannend sei die Frage, ob es Olek tatsächlich gelinge, sein Geschäft nachhaltig erfolgreich zu betreiben.
Die Hausse bei den Immobilien werde sich nicht ewig fortsetzen. Zudem seien die Preise bei zahlreichen Immobilien schon sehr hoch. Es entspreche den Naturgesetzen des Marktes, dass auch Olek nicht immer günstige Assets einkaufen könne.
Das Unternehmen habe im April 2015 die Notiz im Entry Standard gefeiert. Der erste Kurs habe bei 28.50 Euro gelegen. Kurz darauf habe Olek das Grundkapital um 10% via Kapitalerhöhung erhöht. Im Frühjahr 2016 sei eine weitere Kapitalerhöhung gefolgt. Zu einem Kurs von 36 Euro seien weitere, neue Aktien platziert worden. Insgesamt habe Olek dabei knapp 20 Mio. Euro brutto eingesammelt. Zum fast exakten Zeitpunkt habe der Vorstand angekündigt, für 2015 eine Dividende von 2 Euro auszuschütten.
Zudem habe Olek Aktien aus seinem eigenen Bestand platziert. Insgesamt sei dies vom Timing her alles andere als klug gewesen.
Olek zeige sich dazu inzwischen selbstkritisch, dass dies sehr unglücklich gewesen sei und viel Vertrauen zerstört habe. Es solle in der Form nie wieder vorkommen.
Für die mittlere Zukunft schließe Olek übrigens weitere Verkäufe aus seinem eigenen Bestand aus, erkläre das Unternehmen gegenüber der Vorstandswoche. Das sei erfreulich.
Allerdings scheine Olek derweil Gefallen an der Börse gefunden zu haben. Olek kontrolliere über seine Consus GmbH knapp 50% der Anteile an publity. Durch Kapitalerhöhungen und aktive Verkäufe habe sich sein Anteil an der Gesellschaft bereits massiv reduziert. Aufgrund seiner aktiven Verkäufe habe Olek schon Millionen kassiert.
Seit wenigen Wochen sei der publity-Chef zudem noch Vorstand der Consus Commercial Property AG ("CCP"). Die Gesellschaft weise derzeit ein Grundkapital von 22 Mio. Euro aus. Das meiste Geld dürfte Olek selbst einbezahlt haben. Aus der CCP solle nunmehr ein Bestandshalter für Immobilien entwickelt werden. Das Unternehmen toure derzeit durch die Dörfer, um weiteres Kapital in einer Friends & Family-Runde einzusammeln. Natürlich zu höheren Kursen als Olek selbst bezahlt habe. Olek habe 1 Euro bezahlt. Nun sollten 2 Mio. Aktien in einer pre-IPO Runde zu sage und schreibe 10 Euro platziert werden.
Herzlichen Glückwunsch zum Verzehnfacher, lieber Herr Olek. Vermutlich habe er die Immobilien mit Gold beschichtet.
Unterstützung erhalte Olek hierbei unter anderem von Joachim Paech. Paech sei in der Branche kein Unbekannter. Er sei langjähriger, professioneller Aktienverkäufer gewesen, der allerdings vor einigen Jahren mit Silvia Quandt & Cie. Schiffbruch erlitten habe. Seitdem biete sich Paech als Platzierungshandlanger an. Jedenfalls turne er aktuell mit der neuen Story von Olek durch die Dörfer und suche Investoren, um sich seine Fee für das Weihnachtsfest zu sichern.
Im Verlauf des Jahres 2017 solle das Kapital nochmals bei Investoren aufgefrischt werden. Dann sei ein IPO des Bestandshalters geplant. Ob die Börse allerdings den "243. Bestandhalter" von Immobilien benötige, würden die Experten bezweifeln.
Das IPO könnte durch die Baader Bank erfolgen. Aufsichtsratsvorsitzender der CCP sei übrigens Andreas Beyer. Beyer sei ehemaliger Firmenchef der VEM Aktienbank und an der Börse kein Unbekannter.
Die Aktie von publity drehe derzeit wieder nach oben. Von den Tiefs im Sommer bei Kursen um 26 Euro habe sich das Papier kräftig erholt. Die Ertragszahlen und die Dividendenrendite seien sicherlich gut. Die Experten würden das Unternehmen allerdings für schwer zu bewerten halten. Das Unternehmen berichte nach HGB. Die Einzelabschlüsse des Unternehmens seien nur wenig aussagekräftig. Eine konsolidierte Bilanz wäre wünschenswert. Grund seien die immens explodierenden Ausleihungen an Gesellschaften, mit denen ein Beteiligungsverhältnis bestehe. Sie seien per Ende 2015 auf 37 Mio. Euro massiv angestiegen und hätten per Ende des ersten Halbjahres 2016 schon bei über 55 Mio. Euro gelegen.
Wer die Aktie kaufe, hoffe auf das bisher gute Händchen von Olek. Ob das reiche? Die publity-Aktie ist allenfalls für Trader interessant, so die Aktienexperten von "Vorstandswoche.de". (Analyse vom 22.12.2016)"
Fazit: Analyse ist gut. Das Urteil ist vernichtend!
Die "Vorstandswoche" hat sich in der Vergangenheit durch sehr seriöse Berichterstattungen einen guten Ruf erarbeitet.
Es fällt natürlich auf, dass Olek fleißig Neuerwerbe meldet, jedoch nicht die angekündigten Verkäufe.
Das große Investoren ausgestiegen sind, lt. Olek, weil sie wohl Geld benötigten, ist für mich ein Alarmsignal. Wie eine Prognose Bestand haben soll, obwohl die angekündigten Verkäufe, die Grundlage dieser Prognose waren, offensichtlich nicht wie geplant durchgeführt wurden, ist mir unklar.
Auch das offensichtlich mit weiteren Gesellschaften ähnliche Geschäfte betrieben werden, die wohl im Wettbewerb zur Publity stehen, lässt ein "Insiderproblem" vermuten.
Ergebnis: Ich habe den kleinen Restbestand noch schnell mit Gewinn veräußert, da es transparentere Unternehmen gibt, die ebenfalls gute Wachstumschancen versprechen.
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