Herbalife : Schlammschlacht der Hedge-Fonds-Könige
Schneeballsystem oder nicht? Um den US-Konzern Herbalife tobt ein bizarrer Streit zwischen mehreren bekannten Hedge-Fonds. Vorläufiger Höhepunkt: Ein öffentliches Pöbel-Duell der Investoren Carl Icahn und Bill Ackman.
Die Börsianer an der Wall Street haben schon so manchen Skandal gesehen. Doch das, was ihnen da am Freitag live im Fernsehen geboten wurde, verschlug selbst hart gesottenen Händlern die Sprache. Zu beobachten war der Zusammenprall zweier Investoren-Legenden: Carl Icahn und Bill Ackman. Sie lieferten sich ein Pöbel-Duell, das das Branchenblatt „Business Insider“ später staundend als den „größten Augenblick in der Geschichte des Finanz-TVs“ bezeichnen sollte.
Ich habe ziemlich die Nase voll von diesem Ackman-Typen“, sagte Icahn in dem Doppel-Interview im TV-Sender CNBC. „Er ist wie die Heulsuse auf dem Schulhof“. Auch Ackman teilte kräftig aus: „Das ist kein ehrlicher Kerl, und es ist keiner, der sein Wort hält“, schimpfte er über Icahn. Börsianer auf dem Parkett sollen dem halbstündigen Showdown atemlos gefolgt sein, bis auf zwischenzeitliche „Ahs“ und „Ohs“.
Icahn, 76, und Ackman, 46, die telefonisch zugeschaltet waren, sind seit Jahren verfeindet. Viele Konflikte kamen am Freitag zur Sprache, doch der jüngste ist besonders brisant: Es geht um den Pharmakonzern Herbalife. Icahn, Ackman und weitere Hedge-Fonds liefern sich seit Wochen einen bizarren Streit um das US-Unternehmen. Es ist ein Schauspiel um Geld, Macht und ums Ego in vorerst drei Akten, das die Wall Street in Atem hält.
Erster Akt: Vom Zaun gebrochen hatte ihn Ackman höchst selbst. Am 20. Dezember hatte er in einer dreistündigen Präsentation verkündet, dass sein Investmentfonds Pershing Square mit mehr als einer halben Milliarde Dollar auf einen fallenden Kurs der Herbalife-Aktie gewettet habe. Grund: Das Geschäftsmodell sei das „am besten gemanagte Schneeballsystem der Welt“, das irgendwann zwangsläufig in sich zusammenstürzen werde. Auf diese Machenschaften wolle er „ein Licht werfen“, so Ackman. Profite aus seinem Leerverkaufs-Geschäft wolle er spenden.
Zweiter Akt: Der Aktienkurs steigt wieder
Im Frühjahr 2012 hatte bereits der Hedge-Fonds Greenlight Capital des Milliardärs David Einhorn Zweifel am Geschäftsmodell des Gesundheits-Unternehmens angemeldet. Herbalife verkauft in einem Strukturvertriebsmodell Mittel zur Nahrungsergänzung, Diät und Pflege. Kunden können sich etwas dazuverdienen, indem sie sich zum „Berater“ schulen lassen, die Produkte kaufen und an andere Kunden weiterverkaufen. Der Konzern hat nach eigenen Angaben mehr als 2,3 Millionen Berater in über 80 Ländern, darunter auch Deutschland.
Ackman behauptet nun, Herbalife verdiene sein Geld gar nicht mit den Produkten selbst. Vielmehr wachse der Konzern nur deshalb, weil er ständig neue Berater anwerbe. Diese müssten erst einmal Geld in die Ausbildung investieren und die Produkte selbst auf Vorrat kaufen, bevor sie sie weitervertreiben können. Wie in einem Schneeballsystem üblich, braucht es pausenlos neue Teilnehmer, die Geld investieren.
Mit diesen gewichtigen Vorwürfen, denen auch die US-Börsenaufsicht SEC nachgeht, fand Ackman zunächst Gehör: Kurz nach seiner Präsentation brach der Kurs der Herbalife-Aktie um 39 Prozent von rund 42 auf 26 Dollar ein.
Zweiter Akt: Das änderte sich erst, als ein prominenter Ackman-Rivale auftauchte. Am 10. Januar meldete der Großinvestor Daniel Loeb, dass sein Hedge-Fonds Third Point für rund 300 Millionen Dollar mit 8,2 Prozent bei Herbalife eingestiegen sei und somit mit steigenden Kursen rechne. Ackmans Vorwurf, das Geschäftsmodell sei ein Schneeballsystem, bezeichnete er als „grotesk“. Daraufhin begann sich die Aktie wieder zu erholen.
Auch Herbalife selbst, unversehens Mittelpunkt einer Schlammschlacht der Hedge-Fonds-Könige geworden, meldete sich zu Wort: „Glauben Sie nicht alles, was Sie hören“, sagte Konzernchef Michael Johnson Anfang Januar vor Investoren. Herbalife habe viele echte Kunden, die die Produkte kauften und nutzten. Ackmans Vorwürfe dagegen stammten „von einem Herrn, der ein wirtschaftliches Interesse daran hat, dass wir keine guten Ergebnisse vorlegen“.
Dritter Akt: Ican mischt sich ein......
http://www.wiwo.de/finanzen/boerse/...edge-fonds-koenige/7699358.html
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