Am Donnerstag muss Infineon-Chef Peter Bauer die Zahlen fürs abgelaufene Geschäftsjahr präsentieren, das im September endete. Höchstwahrscheinlich wird er mal wieder einen dicken Verlust beichten – da trifft es sich gut, dass er wenigstens neue Projekte präsentieren kann, etwa den jüngsten Auftrag aus China. Ab 2010 will das Land Reisepässe mit Chips des Halbleiter-Konzerns ausgeben.
6,5 Millionen chinesische Reisedokuemnte pro Jahr – ein illustrer Baustein in der neuen Infineon-Erfolgsstory. Die Kurzarbeit bei dem Halbleiterhersteller wurde bereits abgesetzt, im Dresdner Werk entstehen in bescheidenem Umfang sogar neue Stellen. Weltweit freut sich die Chipbranche verhalten auf eine Erholung der Märkte, und die Entwickler von Infineon wollen sich ein gutes Stück vom wachsenden Kuchen abschneiden – mit einer ganzen Palette eigener Entwicklungen und internationalen Projekten
Dabei rechnete man bei Infineon noch vor kurzem mit dem Schlimmsten. Zu Beginn des Jahres, nach der Pleite der Speicherchip-Tochter Qimonda, war unklar, wie Infineon seine Schulden, die bis 2010 fällig werden, zurückzahlen will. Die Aktie – ein Zockerpapier.
Mittlerweile begeistert Infineon die Börsianer. Von seinem Tiefststand bei 39 Cent im März hat die Aktie um über 700 Prozent auf 3,38 Euro zugelegt. Möglich machten es eine Reihe von Befreiungsschlägen: Infineon kaufte eigene Schulden mit einem Aufschlag zurück, um das Vertrauen der Anleger wiederzugewinnen. Dies und der wachsende Optimismus an den Börsen verhalfen der Aktie zum Sprung über zwei Euro – eine wichtige Marke, denn der Nennwert der Anteile beträgt genau zwei Euro. Liegt der Kurs darunter, kann Infineon aus rechtlichen Gründen keine neuen Aktien ausgeben.
Eine Wandelanleihe über 196 Millionen Euro und der Verkauf der Festnetzkommmunikation für 250 Millionen Euro spülten weiteres Geld in die Kassen. 700 Millionen Euro kamen schließlich vom Finanzinvestor Apollo, der bei Infineon eingestiegen ist. Von einer drohenden Pleite ist mittlerweile nicht mehr die Rede. Peter Bauer, seit Ende Mai 2008 Vorstandschef, will sogar aktiv mitmischen, wenn sich in der Branche Fusionen abzeichnen: „Wenn sich ein Wettbewerber neu orientiert, wollen wir in der Lage sein, zuzuschlagen“, sagte er der „Wirtschaftswoche“.
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