Der Konsens rechnet mit EUR/USD bis 1,43. Scheint mir inzwischen nicht mehr ganz ausgeschlossen. Jedenfalls ist das derzeitige Kurs-Niveau noch zu weit davon entfernt, als dass ich die Nerven hätte, dagegen zu halten. Interessant an dem Handelsblatt-Artikel (unten) finde ich, dass dort nicht nur historische Dollar-Tiefststände zur alten DM (ergäbe Kursziel EUR/USD = 1,45) ausgelotet werden, sondern auch zu einem Währungskorb aus der alten DM, Lire, Franc, Peseten etc. (sprich: inkl. Weichwährungen).
Die Schlussfolgerung ist im HB-Artikel allerdings nicht klar ausgearbeitet. Denn dann würde EUR/USD nur (nicht sogar, wie HB schreibt) auf 1,386 steigen. [EUR/USD 1,45 entspricht ja einem tieferen Dollar-Kurs als 1,386.]
Für das gemäßigtere EUR/USD-Kursziel von 1,386 spricht auch die Tatsache, dass die US-Börsen nahe alten Höchstständen stehen und ab Ende Januar vermutlich nach unten drehen werden, was den Dollar bislang (Trend zu US-Indizes läuft seit einigen Jahren invertiert) gestärkt hat. Es könnte allerdings auch sein, dass dieses an sich unlogische Verhalten des Dollars [steigende US-Börsen sollten eigentlich mehr ausländische Interessenten in den Dollar-Raum locken und den Dollar daher stützen - so lief es in den Boom-Zeiten der 90er-Jahre] durchbrochen wird, wenn es zu einem weiteren massiven Dollar-Abverkauf kommt [dann fiele der Dollar also synchron mit den US-Börsen].
Amerika jedenfalls dürfte sich in "klammheimlicher Schadenfreude" die Hände reiben, wenn die bienenfleißigen asiatischen Stützungskäufer dann plötzlich als Welt-Deppen dastehen. Auf ähnliche Weise - durch beherztes Geld-Drucken - hat sich Deutschland 1923 entschuldet: So wurde die Regierung auf bequeme Weise die Schulden aus den Kriegs-Anleihen los, die der Staat 1923 mit dem entwerteten Inflationsgeld - also buchstäblich für "ein Ei und ein Butterbrot" - zurückzahlen konnte. Natürlich wird es beim Dollar nicht soweit kommt, aber die "Denke" scheint ein wenig in diese Richtung zu gehen.
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Experten erwarten neue Euro-Rekorde
Von Norbert Häring, Handelsblatt
Der Euro ist nach Ansicht der meisten Devisenexperten auf dem Weg zu neuen historischen Höchstständen. Der Kursrückgang Ende vergangener Woche sei nur eine kleine Korrektur, ergab eine Erhebung des Handelsblatts, in die die Einschätzungen von zwölf wichtigen internationalen Banken eingegangen sind. Der Dollar werde weiter sinken und der Euro an alte Rekordmarken der D-Mark anknüpfen.
FRANKFURT/M. Im Schnitt rechnen die Experten damit, dass der Euro-Kurs vor einer dauerhaften Kehrtwende erst noch auf Werte von etwa 1,43 Dollar steigt. Das entspräche annähernd dem höchsten Kurs, den die D-Mark zum Dollar je erreicht hat. Nimmt man dagegen einen Währungskorb der heutigen Euro-Währungen, also D-Mark, Franc, Peseten, Lira etc., zum Maßstab, liegt das historische Hoch sogar noch niedriger: Der Euro muss dann nur noch drei Prozent auf 1,3860 Dollar klettern, um sein Rekordhoch von 1992 zu knacken, errechnete Morgan Stanley.
Der Euro-Kurs hatte am vergangenen Dienstag ein Allzeithoch von 1,3469 Dollar erreicht, fiel dann aber im Wochenverlauf zeitweise wieder unter 1,32 Dollar. Gestern am späten Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,3268 Dollar.
Lediglich der Chefvolkswirt der Allianz, Michael Heise, und sein Kollege Robert Barrie von der Investmentbank Credit Suisse First Boston sind der Ansicht, dass der Euro-Kurs bei knapp 1,35 Dollar seinen Gipfel bereits erreicht hat und er diese Marke nicht nachhaltig übersteigen wird. Die übrigen Experten geben überwiegend Werte zwischen 1,38 und 1,45 Dollar als voraussichtliche Wendepunkte an.
Selbst wenn der Euro-Kurs in den kommenden zwei bis drei Monaten nochmals kräftig steigen sollte, wäre eine Intervention der Europäischen Zentralbank (EZB) am Devisenmarkt nach Ansicht der Experten nicht wahrscheinlich und auch nicht Erfolg versprechend. Erst wenn der Euro innerhalb von etwa drei Monaten auf rund 1,42 Dollar stiege, würde die EZB nach Ansicht der Experten eingreifen. Das entspricht fast genau dem Kurs von 1,42 Dollar, ab dem sie im Durchschnitt Interventionen für sinnvoll und Erfolg versprechend halten.
„Der Dollar wird nicht aufhören zu fallen, bevor er aufgehalten wird“, sagt Stephen Jen, Währungsstratege von Morgan Stanley. Er rechnet damit, dass die EZB interveniert, bevor die Euro-Marke von 1,40 Dollar erreicht ist. Für ein Währungsabkommen mit den USA sieht er keine Chancen. „Die USA wollen ein neues Plaza, der Rest der Welt ein neues Louvre“, beschreibt Jen die Interessensgegensätze. Der Plaza-Accord von 1985 zielte auf eine geregelte Dollar-Abwertung, das Louvre-Abkommen von 1987 sollte den Dollar-Fall aufhalten.
Die Deutsche Bank erwartet eine nachhaltige Wende erst bei 1,50 Dollar. Vorher würde Europa-Chefvolkswirt Thomas Mayer der EZB nicht raten zu intervenieren, weil Dollar-Käufe durch die Zentralbank seiner Ansicht nach erst Erfolg versprechend sind, wenn der Greenback so billig geworden ist, dass der fundamentale Verkaufsdruck auf die US-Währung ausgelaufen ist. Allerdings vermutet er, dass die EZB bereits Dollar-Käufe tätigen würde, wenn der Euro relativ schnell auf 1,40 Dollar stiege.
Als Gründe für die Dollar-Abwertung nennen die Experten vor allem zwei Faktoren: zum einen das hohe Defizit der USA im Außenhandel, das sie als auf Dauer nicht vertretbar ansehen. Wenn dagegen der Dollar billiger wird, werden auch US-Waren im Ausland günstiger, und das Defizit verringert sich. Zum anderen nennen die Volkswirte Umschichtungen von Devisenreserven der asiatischen Zentralbanken und von Deviseneinnahmen der Ölexportländer von Dollar in Euro als Gründe. Die Währungsreserven, die asiatische Notenbanken unter anderem durch Dollar-Käufe zur Schwächung der eigenen Währung angesammelt haben, belaufen sich auf über zwei Billionen Dollar. Die Abwertung des Dollars verursacht Japan, China und anderen Ländern mit großen Devisenreserven enorme Vermögensverluste.
Viele Ökonomen halten eine Dollar-Abwertung für unvermeidlich, um die Handelsungleichgewichte abzubauen. „Der Euro-Anstieg ist eine überfällige Anpassung in Anbetracht des US-Leistungsbilanzdefizits“, sagt David Walton von Goldman Sachs. Eine Sichtweise, die Michael Klawitter, Währungsstratege der WestLB, teilt. Es sei allerdings wichtig, dass die EZB die Folgen für die Wirtschaft des Euro-Raums durch eine Lockerung der Geldpolitik ausgleicht, betont Walton.
Julian Callow von Barclays Capital ist aus einem ähnlichen Grund gegen Interventionen: „Mit Dollar- Käufen würde die EZB nur den USA helfen, ihre Defizitpolitik zu finanzieren und damit die Exporteure auf Kosten der Gesamtwirtschaft subventionieren.“ Allianz-Ökonom Heise ist dagegen der Ansicht, dass die übermäßige Liquidität im Euro-Raum eine Zinssenkung verbiete. Steige der Euro weiter, müsse die EZB daher intervenieren.
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