Ihr Falkentelegramm vom 20.04.2009 Fernsehsender im Rückwärtsgang
Schwindende Zuschauerzahlen, niedrige Einschaltquoten und der Trend hin zum Internet lassen starke Verschiebungen des Medienmix in Deutschland erkennen. Dementsprechend müssen die deutschen Privatsender, die ja immer noch das dominierende Medium bleiben, mit einbrechenden Werbeeinnahmen rechnen. Aufgrund der weltweiten Finanzkrise und der damit verbundenen geringeren Werbeausgaben der Unternehmen dürfte sich der Abwärtstrend der Fernsehwerbeeinnahmen auf -5,5 % beziffern. Inwiefern dies nur der derzeitigen Wirtschaftssituation geschuldet ist, kann noch nicht endgültig prognostiziert werden, denn das Internet hat deutlich aufgeholt und könnte in den kommenden Jahren das Fernsehen überholen. Tendenzen, die auch bei Deutschlands größtem Bezahlsender, Premiere beobachtet werden können. Dabei könnten die stagnierenden Abonnentenzahlen zusammen mit der derzeit wackligen Finanzierungssituation des Unternehmens eine explosive Mischung bilden. Hier wirkt sich auch dessen schlechte operative Entwicklung zusätzlich belastend aus. So konnten die Umsatzerlöse zwar leicht angehoben werden, das Ergebnis wies hingegen wegen gestiegener Kosten einen hohen Jahresfehlbetrag aus. Neben dem derzeit ohnehin nicht günstigen Marktumfeld bewirkte in 2008 auch eine Sicherheitslücke des Verschlüsselungssystems einen Umsatzausfall, so dass insgesamt ein Ergebnis je Aktie in Höhe von -2,39 Euro erzielt wurde. Aus diesen Gründen, aber auch infolge des hohen negativen Cashflows muss der Sender neue Finanzierungsmittel über eine Kapitalerhöhung auftreiben. Gleichzeitig erfüllt die Gesellschaft mit diesem Schritt eine von den finanzierenden Banken gestellte Bedingung. Diese hatten sich mit Premiere kurz vor dem Jahreswechsel auf eine neue Finanzierungsrunde geeinigt. Diese Maßnahme kommt aber zu einem undenkbar schlechten Zeitpunkt, denn derzeit dominieren die Nachrichten über geplante Personalabbaumaßnahmen, Insiderhandel und Marktmanipulationen, so dass der Erfolg der Kapitalerhöhung noch fraglich erscheint. Da das Unternehmen deutlich an Wert verloren hat, wäre es momentan ratsam, erst einmal abzuwarten.
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